Unter Birken, Buchen, Linden /
wirst du einst ein Blümlein finden/
was ganz leise zu Dir spricht/
liebe Evi
Vergißmeinnicht
Zur Erinnerung
An Deinen
Horst Rosenstein
Bielefeld, den 11. 2. 1943
Horst Rosenstein und Eva Feldmann, beide 11 Jahre alt, wurden am 2. März 1943 mit ihren Müttern und Geschwistern und anderen jüdischen Deutschen aus Ostwestfalen vom Güterbahnhof in Bielefeld nach Auschwitz transportiert. Sie erreichten Auschwitz am Abend des 4. März und wurden nach der Selektion auf der Rampe sofort in die Gaskammer geführt und mit Zyklon B ermordet.
Die Rote Armee befreite Auschwitz am 27. Januar 1945, morgen vor 71 Jahren.
P.S. Was tun gegen das Vergessen? In der FR stellt Peter Iden vier Bilder von Gerhard Richter vor: http://bit.ly/1Pj8tsL
Kommentare 14
poesiealben sind wohl ungebräuchlich geworden. sonst aber ist alles noch da.
sonst aber ist alles noch da. - Ruth Klüger, die wie Horst und Eva mit 11 nach Auschwitz deportiert wurde, aber überlebte, sieht das anders. Sie sagte heute im Bundestag:
Meine Herren und Damen, ich habe jetzt eine ganze Weile über moderne Versklavung als Zwangsarbeit in Nazi-Europa gesprochen und Beispiele aus dem Verdrängungsprozess zitiert, wie er im Nachkriegsdeutschland stattfand. Aber eine neue Generation, nein, zwei oder sogar drei Generationen sind seither hier aufgewachsen, und dieses Land, das vor achtzig Jahren für die schlimmsten Verbrechen des Jahrhunderts verantwortlich war, hat heute den Beifall der Welt gewonnen, dank seiner geöffneten Grenzen und der Groβherzigkeit, mit der Sie die Flut von syrischen und anderen Flüchtlingen aufgenommen haben und noch aufnehmen.
Ich bin eine von den vielen Auβenstehenden, die von Verwunderung zu Bewunderung übergegangen sind. Das war der Hauptgrund, warum ich mit groβer Freude Ihre Einladung angenommen und die Gelegenheit wahrgenommen habe, in diesem Rahmen, in Ihrer Hauptstadt, über die früheren Untaten sprechen zu dürfen, hier, wo ein gegensätzliches Vorbild entstanden ist und entsteht, mit dem bescheiden anmutendem und dabei heroischem Wahlwort: Wir schaffen das.
Ich danke Ihnen für diese Einladung.
einschließlich dieser jubeldeutschen...
Was tun gegen das Vergessen? Die eigenen Kinder ab einem bestimmten Alter erzählen von den Großeltern,lesen und mitteilen und den Geschichtslehrer oder Lehrerin kennenlernen und sich einbringen bei Schulprojekten.Reicht aber nicht,ich weiß,trotzdem ist es möglich im kleinen Biotop Familie zu agieren.
Ist der Unterricht in Geschichte mies-Schulwechsel....
Den
Es gibt im Shoa_Film von Lanzmann u.a. eine Szene, da schneidet ein Frisör in Israel einem Mann?Frau? die Haare und erzählt über sein Überleben im KZ,dann sagt er zu C. Lanzmann,er müsse jetzt die Kamera ausmachen.Er konnte gar keine Haare mehr schneiden,weil er weinte....Ich bin der Meinung,daß C.Lanzmann Bestandteil in jedem Geschichtsunterricht sein müßte.Die Nazis werden ja von Herrn Knoop vermarktet.
und das ist abstruß und müßte endlich aufhören.
Lieber H. Yuren,
falls Sie mit "jubeldeutschen" Ruth Klüger meinen, möchte ich Sie herzlich einladen, diese ausgesprochen kluge, scharfsinnige, unkorrumpierbare Frau und Literaturwissenschaftlerin genauer kennenzulernen, um Ihr Urteil zu revidieren. Ruth Klüger ist gebürtige Wienerin, Jahrgang 1931 und, nachdem sie und Ihre Mutter Internierung und Zwangsarbeit in mehreren deutschen Konzentrationslagern überlebt haben, nach dem Krieg in die USA emigriert, deren Staatsbürgerschaft sie auch innehat. In meinen Augen ist sie, neben der engagierten Essayistin, auch eine ganz hervorragende Auslandsgermanistin. Ihren autobiographischen Essay weiter leben. Eine Jugend in Deutschland kann ich Menschen jeglichen Alters gar nicht nachdrücklich genug empfehlen, als eine Lektüre, die gängige Gedenkrituale schonungslos seziert und ein Zeugnis ablegt, das unbequem ist und das eigene kritische Denken unentwegt herausfordert.
Diese so tapfere wie abgeklärte Frau fügt sich keiner Schablone. Ihre heutige Rede ist definitiv lesens- (https://www.bundestag.de/dokumente/textarchiv/2016/kw04-gedenkstunde-rede-klueger/403436) bzw. hörenswert (https://www.bundestag.de/mediathek/?action=search&contentArea=details&offsetStart=0&id=6450765&instance=m187&mask=search&lang=de&ids=6450765), ab Min. 20.
Gruß, G. S.
PS: In ihrem Essay Von hoher und niedriger Literatur (Wallstein Verlag 1996) hat Ruth Klüger im Zusammenhang mit der literarischen Auseinandersetzung mit dem Holocaust eine meiner Meinung nach sehr treffende Analyse des Phänomens "Kitsch" als Mißbrauch von Erinnerung geliefert.
dieses Land, das vor achtzig Jahren für die schlimmsten Verbrechen des Jahrhunderts verantwortlich war, hat heute den Beifall der Welt gewonnen,
es wäre noch verräterischer, vom beifall der weltgemeinschft zu reden. das imperium hat sich schon immer als welt empfunden. als global. ein besuch beim guten optiker könnte helfen...
falls Sie mit "jubeldeutschen" Ruth Klüger meinen,
die deutsche grammatik bringt stets neue probleme mit sich. es ist nicht eindeutig, was ich schrieb. "der jubeldeutschen" kann singular sein und plural. es tut mir leid, dass ich das nicht bedacht habe. ich dachte nur an den plural. hätte auch (sommer)märchen-deutschen heißen können.
ein besuch beim guten optiker könnte helfen... - Sie hätten Frau Klüger raten sollen, welchen Optiker sie konsultieren sollte, damit ihr Blick auf Deutschland Ihr Wohlgefallen wird.
Ergänzend dazu vielleicht Carolin Emcke. Wie so oft sehr bedenkenswert:
... Dieser doppelten Richtung der Erinnerung, in die Vergangenheit und in die Zukunft zugleich, gilt es, sich gewahr zu sein. Nur jene Erinnerung, die dem furchtbaren Erbe der Geschichte auch eine vorwärts gewandte Aufgabe entnimmt, kann wirken und lebendig bleiben... (http://www.sueddeutsche.de/politik/kolumne-erinnern-1.2840316)