Meldungen der Sonntagszeitung über den fast sicheren Wahlsieg der Rechtspopulisten in der Schweiz, das Attentat in Köln und die Forderung der Polizeigewerkschaft, die bayrische Grenze zu Österreich mit einem Zaun zu sichern, ruinierten unser Frühstück. Ich musste raus. Da B. an diesem Morgen einige lange Telefonate mit den Töchtern führen wollte, brach ich allein zu einer längeren Wanderung rund um den See im Norden der Stadt auf.
Hier begegnete ich anderen alten Männern, die mit ihren Enkelkindern Enten fütterten, hörte eine Weile einem Paar in meinem Alter zu, das sich auf einer Bank in einer fremden Sprache stritt, und las ein Grafitto auf einer Plakatsäule: „Her mit dem guten Leben!“. Ich bekundete dem Künstler für seine hintersinnige Formulierung meinen Respekt und kehrte Stunden später, mit der Welt fast versöhnt, nach Hause zurück.
Hier hatte sich B. in einem philosophischen Magazin festgelesen und präsentierte mir ein Zitat:
„Man stirbt nicht als Paar. Man ist auch mit bestimmten Todesängsten, die einen nachts überfallen, völlig allein. Wenn man das Leben vom Tod her erklärt, ist der Mensch allein.“
B. sah mich erwartungsvoll an. Sie hoffte wohl auf Widerspruch. Ich aber dachte an den einsamen Tod meines Vaters, der im letzten Jahrhundert nachts auf dem Sofa vor dem Fernseher an einem Herzinfarkt gestorben war, und an das lange Sterben meiner Mutter, fünfundzwanzig Jahre später, in einem Pflegeheim, wandte mich ab, ging ins Arbeitszimmer, setzte mich an den PC und schrieb schnell dieses Blog.
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