"Als ich am 13. August zu Brod kam, saß sie bei Tische und kam mir doch wie ein Dienstmädchen vor. Ich war auch gar nicht neugierig darauf, wer sie war, sondern fand mich sofort mit ihr ab. Knochiges leeres Gesicht, das seine Leere offen trug."
Der jungen Frau, der er sieben Tage später in seinem Tagebuch sein vollkommenes Desinteresse attestierte, schrieb der Angestellte einer Versicherung und nächtliche Schreiber, der bis dahin nur kleine Texte in Zeitschriften veröffentlicht hatte, bis zum Oktober 1917 356 Briefe und 146 Postkarten. In diesen Jahren entstanden viele Erzählungen und Romane, für die er nach seinem Tod bekannt wurde.
Nach zwei Verlobungen und dem Verbrauch aller Gemeinsamkeiten zog Kafka am Ende diese Bilanz:
„So wie ich es mir vorstelle, trägt sie, wesentlich durch meine Schuld, ein Äußerstes an Unglück. Ich selbst weiß mich nicht zu fassen, bin gänzlich gefühllos, ebenso hilflos … Mit ihrer Abfahrt … und einem Kopfschmerz … endet der Tag.“
Sein Biograf Rainer Stach meint, dass der 13. August 1912 in die Annalen der Weltliteratur eingehen sollte.
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