Zu den Albträumen, die mein Unterbewusstsein bereit hält, gehört eine Szene aus dem Turnunterricht der 50er Jahren: Bei dem Versuch eines flüchtigen Handstands am Barren stürze ich durch die Holme und pralle aufs Steißbein - stechender Schmerz, Dunkelheit, Bewusstlosigkeit.
Die taz meldet heute, die AfD fordere in ihren sportpolitischen Thesen mehr Geräteturnen im Schulsport.
Es verwundert nicht, dass eine Partei, die autoritäre Führer schätzt, schwarze deutsche Nationalspieler und solche muslimischer Herkunft verachtet und die Jagdszenen in Chemnitz versteht, mehr Reck, Ringe, Barren und Bock zur Leibesertüchtigung in den Sporthallen fordert.
Diese haben bekanntlich die deutsche Jugend bereits im 19. Jahrhundert für den „Freiheitskampf“ gegen die Ideen von 1789 fit gemacht, haben sie für Kaiser, Gott und Vaterland gestählt und haben sie im 20. Jahrhundert auf den Griff nach der Weltmacht, auf Langemarck und Stalingrad vorbereitet. In den 50er Jahren ließ uns der Sportlehrer am Gymnasium in Rotten antreten und trieb uns, begleitet von seinen Trillerpfeifen, über die Geräte – ein Palliativ gegen „demokratische Verweichlichung“ und „amerikanische Unkultur“.
Ich nehme mir vor, demnächst davon zu träumen, dass Gauland die Riesenwelle am Reck vermasselt und v. Storch am Stufenbarren ins Stolpern gerät.
Was ist Ihre Meinung?
Kommentare einblendenDiskutieren Sie mit.