Maria Teresa Horta
Ich bin
Ich bin aus Glas gemacht
und aus dem Meer
ich bin ein Falke in der Wüste
Ich bin die Rose
ich bin der Fels
und das glühende Eisen
Ich bin seit jeher die
in der die Flamme
sich verfängt
Ich bin
aus Wasser und Feuer gemacht
und gehe barfuß durchs Leben
Grahame Davies
Rot
Du servierst grüne Oliven zum Feta
Und Ciabatta, ofenfrisch
Dekantierst den Roten und stellst den Weißen kalt;
Die Duftkerze brennt zum Empfang aufm Tisch.
Ein paar Antipasti, um für Appetit zu sorgen
Und ein langes Baguette zum Vertilgen des Weins;
So etwa verläuft die Debatte zur Rettung von Wales
Im Jahr 2000 in Cardiff Eins.
Ich frag mich, was hielte er davon, dein Grand-dad
Der einst für den Kreml den Kragen riskiert
Er, der die rote Fahne schleppte
In den Dreißigern durch das Kohlerevier?
Er, der persönlich entgegennahm
Den Dank im Arbeitervaterland
Und heimkam mit der gußeisernen Leninfigur;
Da steht sie, auf den Kaminsims verbannt.
Er, der dem Lokalpack herzlich mißfiel
Auf den Meetings; das hieß der Klassenhaß.
Ich frag mich, was er von den Enkeln hält
Den Nationalisten der middle-class.
Das frag ich mich. Doch du bist deines Großvaters Kind:
Aus dem selben Faden nur anders gediehn
Und entschlossen, das Unrecht wegzuradiern
Indem die ganze Welt rot wird – oder walisisch grün.
Kommentare 3
Sehr kulinarische Poesie. Danke!****
Also das portugiesische (?) Gedicht ... ähh, tja, pffhh - ich habe es wirklich lange versucht, ich weiß nicht, was es will/soll. Vielleicht ist ja der portugiesische (?) Originalklang wenigstens toll ...
Die walisischen Verse gehen rein, gehen tief.
Tja, was will die portugiesische Autorin mit ihrem Gedicht? Auf diese berechtigte und berüchtigte Frage des Deutschlehrers habe ich auch keine eindeutige Antwort. Vielleicht variiert sie nur Versuche eines Ichs, seine Identität oder verschiedene Aspekte seiner Identität in gegensätzlichen Bildern auszudrücken. Mir gefällt die Mehrdeutigkeit des Gedichts und die Verletzlichkeit des Bildes im letzten Vers („barfuß durchs Leben“). Ich bilde mir ein, in den Reflexionen des lyrischen Ichs die portugiesische saudade zu spüren.
Das Original geht so:
SOU
Sou feita de vidro
e mar
e sou falcão no deserto
Sou a rosa
sou a rocha
a rubra acha do ferro
Sou aquela de pequena
onde o lume
se embaraça
Sou feita
de água e fogo
percorro a vida descalça
Die Autorin liest ihre Gedichte hier: http://www.lyrikline.org/de/player/playautor/1290