Nachdem wir am Abend zuvor bei Wein und Kaminfeuer einander die Neuigkeiten aus unserem Leben mitgeteilt hatten (denn wir hatten uns lange nicht gesehen), redeten wir am Nachmittag danach im Cafe eines restaurierten Bauernhofes aus dem 18.Jahrhundert, während hinten die Frauenhilfe der evangelischen Kirchengemeinde den 80.Geburtstag einer Jubilarin feierte, über unsere Zukunft.
Die Freunde erklärten ihre Entschlossenheit, nach Erreichen des Rentenalters nach Deutschland zurückzukehren, vielleicht nach Berlin, aber auch Bochum oder gar Bielefeld zögen sie in Betracht. Alles sei besser als eine Zukunft in der Schweiz, deren selbstgerechte Bewohner ihnen nach nun bald 10 Jahren immer mehr auf den Sack gingen.
Wir konnten von vagen Plänen berichten, das Bad altersgerecht umzugestalten; ansonsten hätten wir keine Pläne und warteten einigermaßen gelassen auf das, was ohnehin komme.
Die Bedienung, ein junges Mädchen, das nach eigenen Angaben im vierten Semester Philosophie studiert, kommentierte unser Gespräch mit einem Satz von Luhmann, den sie im letzten Semester in einer Vorlesung über „Systemtheorie und die Vorstellung vom gelingenden Leben“ gehört hatte: “Alles könnte anders sein - und fast nichts kann ich ändern.“
Wir beugten uns über unsere Apfeltorten, rührten im Bohnenkaffee, und ich dachte an meine ersten Semester ("Once upon a time") , als ich gerade begonnen hatte zu begreifen, dass die Menschen selbst die Subjekte ihrer Geschichte seien.
Als die Frauenhilfe begann, ein frommes Lied anzustimmen, zahlten wir und gaben der Philosophin ein gehöriges Trinkgeld.
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