Tod am Teuto

Kurze Erinnerung Vor 20 Jahren starb der Soziologe Niklas Luhmann, der mit 30000 Zetteln, 53 Büchern und einigen hundert Aufsätzen seine Wissenschaft revolutionierte.

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  • „Von Bielefeld bis Japan

denken viele gerne an

seine coole Theorie

der Gesellschaft, die

am Teutoburger Wald entstand

und dann, wie allen ist bekannt,

Komplexität so reduzierte,

dass selbst Habermas resignierte

und mit ihm nur noch, das war fies,

die Kräfte maß im Tischtennis.“

  • „Also was ich als Plan hatte, war eigentlich immer eine Gesellschaftstheorie, eine Theorie für die moderne Gesellschaft. Das war auch die Zeit, wo der Marxismus wieder aufkam, wo ich also nur den Kopf schütteln konnte über so viel altmodische Vorurteile, aber verstand, dass man das nicht ohne eine adäquate Gesellschaftstheorie wirklich erledigen konnte, das Problem, so dass eigentlich die Frage war: Wie kommt man zu einer Beschreibung der modernen Gesellschaft?“
  • „wenn ich weiter nichts zu tun habe, dann schreibe ich den ganzen Tag; morgens von 8:30 bis mittags, dann gehe ich kurz mit meinem Hund spazieren, dann habe ich nachmittags noch einmal von 14:00 bis 16:00 Zeit, dann ist wieder der Hund an der Reihe. manchmal lege ich mich auch eine Viertelstunde hin, ich habe mir angewöhnt, mich ganz konzentriert auszuruhen, so dass ich nach kurzer Zeit wieder arbeiten kann. ja, und dann schreibe ich in der Regel abends noch bis gegen 23:00…“
  • „Über dessen Privatleben ist fast nichts bekannt. Niemals soll er ein Feierabendbier mit Kollegen genommen haben. Seine berühmte Ausrede: „Ich lese Hölderlin.“ Einem Interviewer sagte er lapidar: „Meine Frau ist gestorben, mein bester Freund ist gestorben.“
  • „Mich erschüttert Luhmanns Totale, immer wieder, und zwar weil ich finde, dass sie selbst so erschüttert ist. Bloß hat sich Luhmann angenehmerweise nie dafür interessiert, aus dem seinem Denken zugrunde liegenden existenziellen Beben eine Nummer zu machen, einen Auftritt.“

  • „Man tritt in ein Haus ein, dreht den Türschlüssel um, die Frau ist in der Küche. Man möchte jetzt natürlich erst einmal zum Schreibtisch gehen und sehen, was die Post gebracht hat. Aber wenn man das tut, weiß man genau, dass sie darin eine Vernachlässigung sieht. Also geht man in die Küche. Sie aber weiß, dass man deswegen in die Küche geht, weil sie andernfalls annehmen würde, sie würde vernachlässigt werden. Und das wiederum? Das führt in die typische Familientherapie-Situation einer nicht ausgesprochenen Paradoxie: Ich tue das, was du willst, mit dem Bewusstsein, dass du siehst, dass ich das deshalb tue.“
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Geschrieben von

koslowski

"In Saloniki / weiß ich einen, der mich liest, / und in Bad Nauheim./Das sind schon zwei." (Günter Eich, Zuversicht)

koslowski

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