Wahlkampf

Junge Alternative Nachwuchspolitiker mit Herz für Abendland, Abschiebung und Gymnasium

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Auf dem Wochenmarkt begegnete ich C., der im Dress der Jungen Alternative Wahlkampf machte. Ich kenne ihn vom Bratwurststand vor der Südkurve der Alm, wo er als Bedienung etwas Geld für sein Jura-Studium verdient - flink, freundlich und sicher im Kopfrechnen. Ein sympathischer junger Mann.

Er verteilte Flugblätter, die zur Verteidigung Deutschlands gegen den Islam aufriefen, die sofortige Abschiebung abgelehnter Asylbewerber und die Abschaffung der Zwangsgebühren für den öffentlich-rechtlichen „Lügenfunk“ forderten. Ein Handzettel fand meine Aufmerksamkeit. Er warnte vor der Schließung des nahegelegenen Gymnasiums, wenn „Sozis, Kommunisten und Grüne“ am 14. Mai eine Mehrheit bekommen sollten. Kurios. Ich wollte mehr wissen.

„Warum kämpfen Sie ausgerechnet für den Fortbestand des XYZ – Gymnasium? Jeder weiß doch, es ist eine Scheiß-Schule und außerdem asbestverseucht.“

„Wir sind der Meinung, dass jedes Gymnasium erhalten werden sollte, weil es ein Gymnasium ist, also eine Schulform mit noch überwiegend deutschen Schülern, die trotz linker Schulpolitik noch einigermaßen funktioniert.“

„Was haben Sie dagegen, dass Kinder länger gemeinsam lernen? Das klappt doch überall in Europa ganz gut.“

„Wir haben hier in Deutschland eine andere Tradition. Die kann man nicht einfach zerstören. Außerdem zeigt Bayern, dass das gegliederte Schulsystem Spitzenleistungen hervorbringen kann, wenn man es lässt. Sind Sie gegen Leistung und Eliten?“

„Nein. Nicht gegen Leistung, aber gegen Eliten, die meinen, dass sie ihre Brut vor der Konkurrenz der Schmuddelkinder schützen müssen.“

„Sind Sie Kommunist? Sie reden, als ob Sie zu den 68ern gehörten. Leute wie Sie haben mich am Gymnasium unterrichtet. Trotzdem ist aus mir was geworden.“

An dieser Stelle mischte sich Herr Aziz ein. „Heute frischer Wolfsbarsch, für dich gibt’s Sonderpreis!“ Ich nahm die Gelegenheit wahr, meinen politischen Diskurs mit meinem Bratwurstverkäufer von der JA zu beenden, und kaufte den Fisch. Und während ich noch darüber sinnierte, ob es einen kausalen Zusammenhang von progressiver Pädagogik und rechten Jurastudenten gibt, stellte die Partei "Die Linke" gegenüber, zwischen Bio-Gemüse und Bio-Käse, ihren Stand auf, und ein Radfahrer mit dem Plakat „Revolution ist kein Verbrechen – MLPD“ rempelte einen Marktteilnehmer an, der vor dem Bio-Fleischer anstand.

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Geschrieben von

koslowski

"In Saloniki / weiß ich einen, der mich liest, / und in Bad Nauheim./Das sind schon zwei." (Günter Eich, Zuversicht)

koslowski

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