Es ist mal wieder soweit, der rechte Korpsgeist der Leistungsrepublik darf sich mal wieder an seinem Lieblingsthema abarbeiten, der Rassenfrage.
Die Firma Ferrero hat eine eigentlich charmante Idee umgesetzt und das käsigblonde Milchgesicht ersetzt mit den Kinderbildern deutscher Fußballnationalmannschaftsspieler (der Hinweis wurde sogar auf der Verpackung vermerkt). Und die sind nicht käsigmilchweißsemmelblond, sondern - der Hammer- haben auch eine Hautfarbe.
Allerdings passt das einigen Schlandrassisten nicht. Um ihre steilen Denkthesen passend aufzubereiten wurde natürlich bei Verbreitung derselben, der Hinweis von der Verpackung abgeschnitten. Soweit nix Neues.
Die Vorlage der neurechten Tugend- , Rassen- und Rasenwächter wurde prompt zu Eigentoren genutzt. So äusserte sich der DFB-Präsident mit dem Satz
„Bei uns kommt es auf Leistung an und nicht auf die Herkunft eines Spielers oder an welche Religion er glaubt.
dazu und man weiß genau, es wächst zusammen was zusammengehört, nämlich bedingungsloser Leistungswille und bewusstloser Rassismus.
Schliesslich soll und darf jeder wissen, daß im neuen Deutschland 20IV auf bio- und mehrwertdeutschen Verpackungen von Kinderschokolade zwei Dinge NICHT draufgehören: Gesichter von "Bimbos" im Allgemeinen oder leistungsunwilligen "Sozialschmarotzern" im Besonderen.
Daß Ferrero mit dieser Aktion der alten Regel folgen will, aus Geld mehr Geld zu machen, sei nebenbei auch nochmal erwähnt. Tut aber nix zur Sache.
Kommentare 4
Eine vergleichbare charmante Werbeidee hatte Lindt letztes Jahr mit dem muslimischen Weihnachtskalender - und in Nanosekunden einen islamophoben Shitstorm ausgelöst.
http://www.taz.de/!5258227/
Virales Marketing spielt offenbar mit dem Populismus - und über Facebook erreichen diese Konzerne ein riesen Kaufkraftreservoir mit und ohne fremdenfeindlichen Hintergrund. Waszæhlt ist: Im Laden muss die Kasse klingen....
Reaktionen: Vom Berliner Supermarkt bis zum Vatikan
http://www.tagesspiegel.de/politik/pegida-und-kinderschokolade-reaktionen-vom-berliner-supermarkt-bis-zum-vatikan/13644396.html
Gut analysiert. Es zeigt: Ein richtiges Leben im falschen sozialen ist kaum möglich. Trotzdem ist die Anpassung der Werbung an den kapitalistischen Universalismus, die Motivation der Werber hier positiv zu werten. Der nicht unproblematische Verweis auf Leistung verschiebt durchaus in die richtige Richtung. Denken wir an die Schizophrenie der schlichten Fußballfans, die ihre schwarzen Lokalmatadore bejubeln und außerhalb des Stadions ziemlich rassistisch denken. Oder an den Stadtbürger, der auf die Fremden in seiner Heimat schimpft und dann einräumt, daß damit nicht der freundliche Türke im Laden gegenüber gemeint sei. Die gesellschaftliche Veränderung geht nicht von a auf nicht-a, sondern durch einen langsamen kulturellen Wandel, der die archaischen Bewußtseinsschichten überformt, die aber kaum restlos und schon gar nicht irreversibel überdeckt werden können.
Die USA plagen sich immer noch mit einem mit den sozioökonomischen Zuständen schwankenden Rest-Rassismus herum, wenn auch die omnipräsente schwarze Kultur die Absurdität des rassistischen Ressentiments immer deutlicher sichtbar macht. Komplexe Großgesellschaften integrieren ihre Mitglieder, ohne die partikularen Identitäten zu zerstören. Rassismus ist kein Entweder-Oder, sondern eine Frage des Wieviel. Rassismusfreie Gesellschaften wird es also nie geben, es geht darum, Solidarität gegen Abgrenzung zu stärken, zur dominanten Wertorientierung zu machen. Im Hinblick auf die Auswirkungen in die Zukunft betrachte ich den hier geschilderten Fall also positiv, die Diskriminierung durch einen verlogenen Leistungsbegriff als vergleichsweise harmlos gegenüber einer rassistisch oder religiös motivierten Diskriminierung.
Btw. Das ist ja die andere Baustelle. Es muß daran gearbeitet werden, einen sinnvollen Leistungsbegriff zu etablieren, was nichts anderes heißt, als den geläufigen, der Leistung mit Einkommen (in den USA 1:1) gleichsetzt, zu diskreditieren. Dann könnte wieder Leistung wertgeschätzt werden, ohne irgendjemanden zu diskriminieren.
Das richtige im falschen Leben, siehe Kommentar weiter oben, setzt sich bald woanders fort...
Nicht mehr hier...
das sind doch fußballer auf den bildern - und selbst die werden gedisst, die doch unseren nationalstolz auf dem grünen rasen verteidigen? verkehrte welt...
mit dem begriff "ra**e habe ich gelesen, sollte vorsichtig umgegangen werden, da im freitag bzw der fc ein gespentischer meldefilter umgeht, der solche und ähnliche wort als verdächtig einstuft