Autoritäre Eliten und Untertanen

FalschesBewusstsein Über das Verhältnis der deutschen Eliten und Elitären zum autoritären Charakter in einer modernen aufgeklärten Gesellschaft

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Nicht zuletzt die Reaktion des Fernsehjournalisten Peter Frey auf die Anfrage der von den Bürgern gewählten Abgeordneten Gesine Lötzsch und das Demonstrativverhalten Tom Buhrows über die im ZDF ohne jeden Skrupel gezeigten national-sozialistischen Symbolen, Hakenkreuz, Wolfsangel und SS-Runen) in den ukrainischen Bataillonen, noch dazu eingebettet in Gesamtzusammenhängen, die den Schluss nahlegen, daß ebendiese Bataillone den Kampf für westliche Werte gegen das neue Reich des Bösen aus Russland ausfechten, werfen grundlegende Fragen auf.

Ist Deutschland nachwievor im Kern und nun auch an der Peripherie eine dem Autoritären verhaftete Gesellschaft?

Aus eigenen Erfahrungen heraus und mit dem, was sich da seit Jahresbeginn medial und politisch abspielt, ist die Frage naheliegend.

"Ob wir diese Kritik annehmen oder nicht, sollten wir dann davon abhängig machen, ob wir die Kritik mit Argumenten widerlegen können." fragen sich auch, zurecht, Jens Berger und die Nachdenkseiten mit Verweis auf Wirtschaft und Gesellschaft.

Man gewinnt zunehmend den Eindruck, daß in gewissen Kreisen der Gesellschaft das autoritäre Durchreichen von Betrachtungsweisen und damit Handlungsanweisungen von Oben nach Unten, ohne JEDE (also auch keine sachlich-argumentative) kritische Auseinandersetzung, wie aus dem Nichts (definieren wir mal das Nichts als Zeitraum von 1946 bis 1998) heraus zur Bürgerpflicht normiert werden soll.

Gewisse Kreise meint damit: Bildungs- und Politeliten, sowie wirtschaftliche Führungskräfte und Ideologen des neoliberalen Gedankenguts.

Widerspruch wird immer nervöser mit schon , wie im Fall der Tageszeitung "Die Welt", pathologisch anmutenden Reaktionen (Stalin-Keule) beantwortet, als wäre die Devise, daß nun ab 5Uhr45 zurückgeschrieben werde.

Kritik wird sich verbeten und überhaupt was erdreiste ER* sich eigentlich? Wisse er nicht vor wem er stehe?

Die Frage ist also, ob die schon lange geführte Elitendebatte nicht einer Begriffsverwechslung (als Gegenteil zur reinen Buchstabenverwechslung) unterlag und damit eigentlich eine Autoritäts-Debatte, ohne Widerspruch natürlich (also keine Debatte, sondern ein Vortragen und Predigen von Handlungsanweisungen) stattfand.

Sowohl die Steinmeiers und Gaucks als auch die Freys, Buhrows oder AfDs lassen dem, maskulinchauvinistischen, Verdacht keine Chance und ihn erhärten: (un)freiwillige Bewunderung, Anerkennung und Respekt, bis hin zum Gegenteil, der Autoritätshörigkeit (als missbräuchliche Nutzung des Abhängigkeitsverhältnisses wahrgenommen).

Man fordert Respekt ein und verteilt Verachtung für die renitenten Rezipienten: dem Untertan.

Dagegen hilft nur noch das Schwejken („vor Jahren den Dienst quittiert hatte, nachdem er von der militärärztlichen Kommission endgültig für blöd erklärt worden war und der sich durch den Verkauf von Hunden, hässlichen Scheusälern, ernährte, deren Stammbäume er fälschte“), im Blätterwalde:

http://www.media-digest.com/wp-content/uploads/2008/07/schweijk.jpg

*das "Sie " fehlt an dieser Stelle explizit, als Verweis auf eventuell hinter allem stehende patriarchalische repressive Verhaltensmuster, in denen Frauen eh nichts zu melden gehorsamst hätten, schon gar nicht Autoritäten gegenüber. Zum "Sie" käme es gar nicht erst.

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