Letzens fuhr ich mit einem geliehenen Fahr-Zeug durch die Gegend. Der vorherige Nutzer des Wagens hatte den Navigator eingeschaltet. Die Stimme wollte mich irgendwohin navigieren, wo ich gar nicht hin wollte. Die Macht des Faktischen in Form des real existierenden Berufsverkehrs und meine Unkenntnis über das Gerät ließen keine Chance zu das Ding auf die Schnelle abzuschalten und ich ließ das endlose Geschwafel erheitert und gelassen über mich ergehen.
Dann kam der Kreisverkehr.
Mit "Bitte demnächst links abbiegen" versuchte mich die Stimme schon vor Eintritt in den Kreis sanft zu nudgen. Es gab auch nur die Optionen links, rechts oder zurück. Tendenziell lag die Stimme richtig, denn die Straße, die links aus dem Kreis abzweigte war meine, die nach rechts jedenfalls die falsche Wahl auf der Basis meiner mir gesetzten Prämissen.
So bog ich ein in den inneren Kreis und setzte den Blinker und während noch die Stimme weiternudgte "...bitte links abbiegen... jetzt links abbiegen" fiel es mir auf: Ich kann gar nicht links abbiegen, ich muss rechts abbiegen, um aus der Endlosschleife herauszukommen. Wenn ich theoretisch links abböge auf einer kreisförmigen Bahn gegen den Uhrzeigersinn , ergäbe das eine unglückliche Situation:
ein ewiges Kreisen im Kreisverkehr linksherum.
Ein planetares Taumeln auf der Kreisbahn bei dem nicht die Physik das sagen hat ,sondern ein Algorithmus mich in scheinbar alternativlose Zentrifugal- und petalkraft, samt gedachter tangentialer Bahn, zwingt. Nach 3 Runden entschied ich mich rechts zu blinken und rechts abzubiegen, in die Straße die relativ von der Ausgangswegstrecke vor dem Kreis betrachtet und insgesamt meiner Zielsetzung entsprach nach links zu fahren und nicht nach rechts.
Ich blinkte (das Wort blonk gibts leider nicht ;D) also rechts und bog (hier hätt ich gerne biegte geschreibt ;D) tangential zur "Planetenbahn" auch rechts ab, um nach links zu fahren. "Jetzt wird man schon beim Autofahren zwangsweise sozialdemokratisiert" dachte ich mir und fuhr weiter, während der Navigationsalgorithmus sich die nächste Schweinerei ausdachte.
Das sind also die Alternativen der real exiszierenden Gesellschaft: ewig links zu kreiseln (bis das Benzin alle ist) oder irgendwann rechts abbiegen. Anarchisch mit dem Fahrrad oder zu Fuß wär mir das nicht passiert.
Kommentare 2
Jetzt ernsthaft?
Ich erzähle den Witz seit Jahren, seit einem Erlebnis, da mich ein Autofahrer recht barsch nach dem Weg fragte und ich mir überlegte, ob ich sagen sollte: Bis zum Kreisverkehr und dann immer links.
Als dann die Navis vom Exoten zur täglichen Orientierungssinnauslagerung von jedermann evolvierten, fragte ich mich ob auch diese Geräte den gleichen Humor besäßen.
Ein erschreckendes Bild. Trotzdem gerne gelesen. Oder gerade deshalb..? Kein Plan.
Wer mal mit dem Auto durch Kölns Innenstadt gefahren ist, weiß: Zweimal rechts ist einmal wenden; dreimal rechts ist einmal links. Es sei denn, man findet und nutzt einen der zahlreichen U-Turns, die die Kölner Verkehrsplaner dankenswerterweise eingerichtet haben. Mit deren Hilfe sind sowohl Linsabbiegen als auch Wenden ein Kinderspiel. Oder wie die bis zur völligen Orientierungslosigkeit schwindelig gefahrene SPD sagen würde: nichts für Erwachsene :o(