Den Blick zu den Sternen gerichtet

Kurzgeschichte über einen Mann und seinen Bezug zum Himmel und seinen Sternen

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Ich sah mir nachts immer die funkelnden Sterne an, wenn der Himmel klar und ohne Wolken war. Ich hatte kein Fernglas zur Verfügung, sondern sah mir die weitentfernten Sterne mit den bloßen Augen an. Aber es waren nicht nur die Sterne am Himmel, sondern auch die betörende Stille, die nachts dazu kam und mir eine Leichtigkeit schenkte, die ich so nicht kannte. Ich schaute also zu den Sternen mit einem befreiten Lächeln hinauf, so dass mein wohlgeformtes Gesicht vor Glück nur so strahlte, ja es strahlte tatsächlich wie die Sterne am Himmel. Ich schwebte auf Wolke sieben und verdrängte alles was mir Unglück bereiten könnte auf radikale Art und Weise und konzentrierte mich ausschließlich auf die schönen Sterne in der Nacht. Stundenlang schaute ich ihnen manchmal hinterher, die so hell und freundlich am Himmel funkelten, als würden sie alles Gute auf der Welt verkörpern. Wäre dieses Glücksgefühl doch nur von Dauer und stünde der nächste Tag bereits nicht schon an, es könnte so schön sein auf Erden. Schon am Morgen im Sommer scheinen warme Sonnenstrahlen durch die Fenster meines Schlafzimmers und vom sternenklaren Himmel in der Nacht ist nichts mehr übrig und der anbrechende Tag übernimmt das Kommando, ähnlich wie im Krieg, nur das ein General nirgendwo zu sichten ist. In der Wüste jedoch, käme es noch viel arger. Die grelle Sonne und die unerträgliche Hitze dort, macht mir körperlich sehr zu schaffen und dies stundenlang, so dass die Gluthitze ihren Tribut fordert. Und sollte das Wasser in meiner Trinkflasche sich dem Ende nähern, habe ich ein weiteres Problem am Hals. Es ist von existentieller Natur und wenn erst einmal ein Gefühl von großem Durst in meine Kehle aufsteigt, wird der Ausflug in die Wüste zur außerordentlichen Qual und viele Tollkühne die sich dort bereits der Herausforderung gestellt haben, mussten dies mit dem Leben bezahlen. Aber ein Wermutstropfen bleibt: Geht die Sonne unter in der aufgeheizten Wüste und später wenn es Nacht wird und sich der sternenklare Himmel von seiner schönsten Seite zeigt, dann spüre ich jenes Glücksgefühl wieder, welches in der Wüste aber um vieles stärker ausgeprägt ist, als sonst irgendwo auf der Welt. Auch der sternenklare Himmel ist hier doch um einiges faszinierender als bei mir zu Hause, doch die Minusgrade, die hier in einem Maße vorliegen, kenne ich so jedoch nicht. So dass zu allem Glück, das ich hier erfahren habe, aber auch das „Frieren“ kennengelernt habe, wenn auch die Glücksgefühle an diesem verwegenen Ort, sicher einen bleibenden Eindruck bei mir hinterlassen haben.

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Geschrieben von

Karl Valentin

Schreiber mit einem Schuss Ironie

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