Der Egozentriker

Kurzprosa über das pathologische Empfinden, immer im Mittelpunkt zu sein

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Der Mensch, alleine gesehen, ohne jegliche menschliche Bindung, ohne soziale Struktur, kann sich folglich nur auf sich selbst konzentrieren, in einer Art pathologischer Egozentrik, die sich in einer Bindungsunfähigkeit manifestiert und nicht so leicht, wie man es sich so denkt, psychiatrisch zu beheben sein wird. Der Egozentriker, der ohne eine Partnerin, sein Leben verbringen muss, der nur sich selbst sieht, ja er meint sogar, alles würde sich um ihn drehen, doch sein Lügengebäude, fällt rasch in sich zusammen, weil ein Egozentriker trotz allem doch recht bei Verstand ist und weiß, das dem nicht so ist. In dem Wissen, das es nicht so ist, gibt sich der Egozentriker jedoch seinem Ego hin, dabei in Kauf nehmend, durch seine radikalen Verhaltensweisen, so langsam, aber sicher, zu vereinsamen. Doch der egozentrische Impuls, ist stärker, stärker als die nahende Einsamkeit, die ihm droht, sollte er jenes Spiel, munter weiter spielen. Denn er dreht sich weiter im Kreise, denn seine Egozentrik, kann er selbst durch seinen starken Willen nicht bändigen und ist machtlos gegen sie und so muss er sich ihr weiterhin hingeben. Und er dreht sich nun derart schnell, das ihm schwindelig davon wurde und so taumelte er durch seine Wohnung und er bildete sich ein, das die ganze Welt dies Schauspiel mit ansehen würde, auch wenn er mit Sicherheit wusste, das dem nicht so ist.

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Geschrieben von

Karl Valentin

Schreiber mit einem Schuss Ironie

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