Die Heiterkeit eines Lastwagenfahres?

Kurzprosa zum Thema Stimmung

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Der Fahrer des Lastwagens mit dem Firmenlogo “Nippon G.” saß vorne in der Fahrerkabine seines mit beachtlicher Länge und Breite von Anhängern gezogenen zwei Waggons seines ohnehin schon imposanten LKWs. Er hörte dort so laut Musik, die aus den Lautsprechern eines Radios dröhnte, so dass ich sie aus ungefähr dreißig Metern noch ganz gut wahrnehmen konnte.

Zudem schien die Sonne heute Anfang Januar doch recht stechend vom blauen Himmel und der Fahrer - schätzungsweise um die fünfzig Jahre alt - lachte und sang - wie ich amüsiert feststellte – herzzerreißend dazu. Aber erst im Profil, bemerkte ich außerdem, das er auch eine Sonnenbrille trug, die, weil der Fahrer ständig zur Musik seinen Kopf etwas unkontrolliert hin – und her bewegte, sich in den Gläsern der Brille die grelle Wintersonne auffällig spiegelte und weil der Fahrer hierbei – so sah es jedenfalls aus – tüchtig und mit heiterer Miene weiter dazu sang und ich den Eindruck hatte, es ging ihm heute wohl „unglaublich gut“, jedenfalls konnte ich nicht das Gegenteil dessen behaupten. Aus diesem Grunde, wollte ich den Lastwagenfahrer weiter beobachten, der mit seinem LKW ungeduldig vor einer roten Verkehrsampel stand und deshalb dort warten musste. Doch plötzlich schaltete die Ampel von Rot auf Grün und der Lastwagenfahrer der weiterhin bester Stimmung war, trat sachte auf das Gaspedal und der ps starke Motor des LKW brummte und heulte kurz auf, ehe sich der Lastwagen - so kam es mir jedenfalls vor - sich langsam wie in Zeitlupe in Bewegung setzte und ich den Fahrer aber, aus dem Augenwinkel, dabei scharf beobachten konnte, das er seine erstaunlich „gute Laune“ doch beibehalten hatte. So sang er weiterhin beherzt im Rhythmus zur Musik, bis ich ihn dann aus den Augen verlor und der Laster mit dröhnendem Motor davon fuhr.

In meinen Gedanken jedoch blieb ich noch eine ganze Weile bei dem Lastwagenfahrer und seinem LKW und der lauten Musik, welche er fröhlich mitsang. Doch würde er auch so heiter bleiben, wie eben jetzt, in diesem Augenblick und vielleicht auch noch später in seinem Leben? Vermutlich nicht, so war davon auszugehen, jedenfalls nach meiner Einschätzung, das diese euphorische Stimmung des Lastwagenfahrers, nicht von langer Dauer sein würde. Denn sie war eher ephemer als stetig fortdauernd und nur in dem Augenblick meiner Wahrnehmung, manifestierte sie sich in dieser höchst emotionalen Art und Weise und dem daraus resultierendem launischem Verhalten dieses nicht alltäglichem Lastwagenfahrers.

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

Karl Valentin

Schreiber mit einem Schuss Ironie

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