Die Jagd nach Naturkatastrophen

Essay zum Thema Katastrophen

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Ich stand noch nicht lange vor dem reißenden, gewaltigen Fluss, dessen Wasserpegel durch eine Schneeschmelze sprunghaft angestiegen war und dadurch recht bedrohlich aussah. Das Rauschen dieses Flusses, muss noch weit zu hören gewesen sein, da es überaus laut in meine Ohren drang. So eine „Naturkatastrophe“ kommt jedoch nicht ohne eine gewisse Dramatik aus und bezogen auf den Fluss, macht die Szenerie mich doch eher erschrocken, als das sie mich in „Erstaunen“ versetzten könnte. Diese gewaltigen Kräfte, die in der Natur verborgen liegen, gaukeln dem Menschen eine „Idylle“ vor, die aber jäh gestört werden kann, sobald eine solche Katastrophe ausgelöst wird und ihre Muskeln spielen läßt. Solche naturbedingten Katastrophen, kann wohl niemand so recht mögen, gesellen sich aber viele Schaulustige zu solchen Ereignissen, selbst wenn die Anfahrt bis dahin, recht weit sein sollte. Die große Gefahr die darin aber besteht, erkennen die Schaulustigen jedoch nicht, sind sie doch „blind“, gegen die Gefahren, die dort lauern und werden von einer gewissen Leichtlebigkeit angetrieben. Viele von denen haben natürlich einen Fotoapparat mit dabei und schießen ein Foto nach dem anderen vom Ort des Geschehens, die mit einer naiven Begeisterung einhergeht, die den Schaulustigen ins Gesicht geschrieben steht. So als würden sie etwas „Gutes“ ablichten, das in Wahrheit jedoch, eine Katastrophe ist. Wenn dann die Rettungskräfte einschließlich Rettungswagen, gefolgt von der Polizei mit ins Spiel kommen, werden selbst diese von den Schaulustigen in schamloser Weise abfotografiert. Dieses Gefüge aus Rettungskräften einerseits und Schaulustigen andererseits, scheint sich aber eher zu ergänzen, denn zu spalten, so als würden sie bestens zueinander passen. Aber auch Journalisten, von Fernseh- Hörfunk und Printmedien berichten „live“ vom Ort des Geschehens, so dass das Unglück in jedes Wohnzimmer übertragen wird und somit nicht nur die Schaulustigen dort, sondern auch jeder Bürger im Land, darüber informiert wird. So wird aus einer Katastrophe ein lukratives Geschäft für die Medien, welches ein unmoralisches Geschäft ist, denkt man nur an die vielen Toten eines solchen Unglücks. Doch kann man den Voyeurismus der Menschen diesbezüglich kaum bremsen, so dass aus einer Katastrophe allmählich ein mediales Event erwächst, von dem die Medien finanziell bestens Leben können. Und die vielen Toten, die bei einer solchen Dimension eine Unglücks zu beklagen sind, werden zum Fetisch für Schaulustige und neugierige Fernsehzuschauer, die von so einem Unglück einfach die Finger nicht lassen können.

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

Karl Valentin

Schreiber mit einem Schuss Ironie

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