Die Macht der Worte?

Essay über Gewalt, Misshandlungen und "schwarzer Pädagogik".

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Ich stehe hier mit einer scharfkantigen Axt, welche am unteren Ende des Stils durch den Stahl der Klinge stark glänzt, jedoch wunderbar exakt in meiner rechten Hand liegt. Viele werden jetzt denken, ich würde mit so einer Axt alles kurz und klein schlagen wollen, doch solch eine „moralische Gesinnung“ entspricht in keiner Weise der meinigen. Doch tun die „Macht der Worte“ komischerweise manchmal mehr weh, als körperliche Schläge oder Misshandlungen. Die wohl primitivste Vorgehensweise solcher Misshandlungen, sind die durch die Pädagogen geprägten körperlichen Züchtigungen, die man auch „schwarze Pädagogik“ nennt, die aber heute bereits obsolet ist. Trotzdem greifen Menschen nur allzu oft zur körperlichen Gewalt, statt dem Wort einmal eine Chance zu geben. Schläge haben wohl eher emotionale Motive als Gründe, während der, der seinen Intellekt einschaltet, andere Möglichkeiten finden wird. Da ich aber momentan einen Überschuss an Emotionen entwickle, haue ich diese Axt nun mit voller Wucht in den Tisch, so dass die Axt darin stecken bleibt und der Tisch, der direkt vor mir steht, nun augenblicklich ramponiert ist. Durch diese „Entladung“ meiner Emotionen, bin ich kurzzeitig beruhigt, bis sich jedoch eine weitere Welle an Emotionen bildet und mich möglicherweise dazu verleitet, die Axt zum zweiten Mal in den Tisch zu rammen, was sicher mit einen lauten Knall einhergehen wird. Die Tatsache jedoch, das die Axt nun in der Oberfläche des Tisches stecken geblieben ist, läßt meinen Erregungsspiegel keineswegs sinken, sondern eher in die Höhe katapultieren,so dass mein Brustkorb, durch das schnelle aus und einatmen, sich ruckartig hebt und senkt. Es vergehen dann einige Minuten, bis ich mich soweit beruhigt habe, und in der Lage bin, diese Axt beiseite stellen zu können. Von diesem Beispiel ausgehend, nutzen die schönen „Macht der Worte“ recht wenig, weil ich meine Aggressionen und Emotionen an einem „toten Gegenstand“ ausgelassen habe und eben nicht an einer Person, mit der ich hätte reden können und somit einem Schlag mit der Axt hätte entsagen können. Ich verspreche natürlich, an dieser Stelle , nicht mehr auf diesen Tisch mit der Axt einzuschlagen, sondern einem Menschen gegenüber zu stehen, dem man nicht ohne Gewissensbisse einfach den Schädel spalten könnte. Allein wegen diesem ethischem Grundsatz, sind die „Macht der Worte“, das geeignete Mittel, aus diesem Dilemma, eine probate Lösung finden zu können. Natürlich wird es körperliche Gewalt immer geben, sollte sie aber nach Möglichkeit nicht zur Anwendung kommen. So sollte ein klärendes Gespräch das Mittel erster Wahl sein, beispielsweise mit Unterstützung durch einen Seelsorger, um die beiden konfliktbeladenen Parteien an einen Tisch zu bekommen. Möglicherweise lassen sich durch solche Gespräche die Wogen dann wieder glätten und es kehrt endlich wieder Frieden ein.

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

Karl Valentin

Schreiber mit einem Schuss Ironie

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