Die Wähler als Königsmacher?

Essay über Politiker, Medien und Wahlen

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Ihr seid das kleine große gutherzige Volk und seit wohl nur Mittelmaß und gehört zu den sogenannten „Durchschnittsmenschen“? Politiker nützen derartiges gerne aus, diese Menschenfischer, spießen die Masse (den Durchschnittsbürger nur zu gerne auf) und bugsieren ihn genau dort hin, wo sie sie haben wollen, um an ihre Wählerstimmen zu gelangen, die einen beträchtlichen Wert für Politiker darstellen, denn er sichert ihnen nicht nur ihren Machtbereich, sondern sie können auch eventuell für höhere Aufgaben vorgeschlagen werden. Jener Aufstiegsmechanismus, die politische Karriereleiter emporzuklettern, endet dann mit der Kanzlerschaft oder mit dem Amt des Bundespräsidenten. Die Politiker saugen also den Bürgern (Wählern) sozusagen ihre Stimmen ab, wie mit einem Staubsauger. Aber die Bundestagswahl steht ja nur alle vier Jahre an, so das sich die Politiker ganz gut darauf einstellen können und ihren Kandidaten rechtzeitig gegen den amtierenden Kanzler in Position stellen können, samt eines eigenen Teams, welches dem Herausforderer subsidiarisch zur Seite steht.Die Wähler haben ihre Stimmen nun vergeben und dem demokratischem Prozess beigewohnt, der eben ausschließlich vorsieht, den Bürger dazu ermuntern soll zu wählen. Es ist die einzige Option die der Bürger hat, um hier mit einem Kreuzchen auf dem Wahlschein hoffentlich die richtige Partei gewählt hat, die seiner Gesinnung am nächsten steht. Wenn das Fernsehen und die anderen Medien dann über die ersten Hochrechnungen berichten, steigt die Spannung beim Wähler immens, so als hätte er sechs richtige im Lotto gewonnen. Es wird jedoch noch Stunden dauern bis das vorläufige Endergebnis bekannt gegeben werden kann. Natürlich wird es Sieger und Verlierer der Wahl geben, ähnlich wie im Spitzensport, wo die Fernsehkamera zuerst die strahlenden Sieger einfängt und erst später umschwenkt, auf das Verliererteam, welches abgekämpft und frustriert teilweise auf dem Boden hockend, Tränen der Enttäuschung weint. „Der Gewinner bekommt alles“, so wie es die schwedische Erfolgsband ABBA einmal treffend sang. Der Verlierer der Bundestagswahl wird schnell in Vergessenheit geraten und von der Bildfläche verschwunden sein. Denn nur dem Gewinner, dem neuen Kanzler, werden die Bürger und auch die Medien ihre volle Aufmerksamkeit schenken. Vielleicht bis in die tiefe Wahlnacht hinein, bis sich der Trubel ein wenig gelegt hat und wieder etwas Ruhe eingekehrt ist. Dem neuen Kanzler werden dann Sicherheitsbeamte folgen, die ihn auf Schritt und Tritt bewachen werden. Aber auch die „Medienmeute“ wird sich an ihn heften, um dem Kanzler bohrende Fragen zu stellen. So nimmt das Spiel mit der Politik seinen Lauf, bis in vier Jahren jedoch, die nächste Bundestagswahl ansteht und die Karten neu gemischt werden. Der Ausgang jener Wahl ist jedoch wieder ungewiss, so das für Spannung und Aufregung reichlich gesorgt sein wird und die Einschaltquoten der Fernsehsender in die Höhe katapultieren läßt, so das nicht nur der Wähler, sondern auch die Medien ein großes Stück vom Kuchen abbekommen. So haben die Bürger wie auch die Medien, ein positives Bild von der Bundestagswahl gewonnen, ohne dabei sarkastisch werden zu müssen.

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

Karl Valentin

Schreiber mit einem Schuss Ironie

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