Ein Mensch wie du und ich

Alltag über einen Mann, der seinen Tag bewältigen muss

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Sein Gesicht war weiß wie Kreide und seine dünnen langen Beine zitterten so stark, dass man den Eindruck gewinnen konnte, er würde wohl bald umfallen, doch dass tat er dann doch nicht. Ihm war an diesem Tage wohl nicht sehr wohl zu Mute (höchstwahrscheinlich Kreislaufprobleme), die ihm zu schaffen machten, an diesem schwül-feuchten Tag im Hochsommer. Er schleppte sich nun den schmalen Weg der ihn nach Hause führte, vorsichtig voran und hechelte dabei wie tollwütiges Tier, welches bereits den Schaum vor der Schnauze stehen hatte. Als er endlich zu Hause angekommen ist, kramte er hastig seinen Hausschlüssel hervor, der dabei sachte zu klimpern begann, eher er ihn unkontrolliert in dass Schloss der Haustüre steckte und sie mit einem kräftigen Ruck aufschloss. Er ging dann die Treppen zur ersten Etage hoch, wo er wohnte, und schloss seine Wohnungstüre auf, welche ganz in beige Farbe gehalten war. Als er seine Wohnung betrat, hatte er dass dringende Bedürfnis eine warme Dusche zu nehmen. Er zog sich deshalb hastig aus, bis er nackt in seinem bescheidenen Wohnzimmer stand. Dann stieß er die Türe zum Badezimmer auf und drehte das Wasser auf und begab sich in die geräumige Duschkabine. Er zog die Schiebetür von innen sachte zu, so das kein Wasser nach außen dringen konnte. Er duschte seinen ganzen Körper ab und rieb sich dabei gründlich mit Duschgel ein und massierte es auch in seine Haare. Dort ließ er es einige Minuten einwirken, bis er denSchaum vom Duschgel mit dem warmen Wasserstrahl von seinem Körper abspritzte, bis er gänzlich verschwunden war. Nachdem er die Duschkabine verlassen hatte, trocknete er sich solange ab, bis an seinem ganzen Körper kein Wassertropfen mehr erkennbar war. Als er wieder ins Wohnzimmer zurückkehrte, trocknete er mit einem Fön seine nassen krausen Haare. Er roch nun am ganzen Körper wieder wohltuend, so dass er sich gut fühlte und plötzlich huschte ein verzagtes Lächeln über sein erstauntes Gesicht, so als hätte sich ein Sonnenstrahl durch eine dunkle Wolke gebohrt und er alles Finstere hinter sich gelassen hätte. So saß er nun heiter und froh vor dem Fernseher und schaute gebannt die Nachrichten vom Tage. Bald jedoch musste er ins Bett (denn es war schon spät), und schon am nächsten Morgen musste er wie üblich gegen sechs Uhr in der Frühe aufstehen, um sich für die Arbeit fertig zu machen. Ob ihm dann noch einmal so ein herzerfrischendes Lachen gelingen wird, ist stark anzuzweifeln. Denn das Lachen eines Menschen ist auch am Tage nicht immer möglich und dies gilt zweifellos im Besonderen auch für ihn – so einem Menschen eben, wie du und ich!

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

Karl Valentin

Schreiber mit einem Schuss Ironie

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