Helmut Schmidt - eine Legende?

Essay zum Thema Politik

Bei diesem Beitrag handelt es sich um ein Blog aus der Freitag-Community.
Ihre Freitag-Redaktion

Altkanzler Helmut Schmidt starb 2015 im Alter von 96 Jahren in seinem Haus in Hamburg-Langenhorn. Als Kanzler der Sozialdemokraten damals, wurde Schmidt nachgesagt, er wäre in der falschen Partei und gelte als „Konservativer “. Helmut Schmidt bestritt solche Bemerkungen später jedoch als “falsch“ und setzte hinzu, “ er wäre doch immer ein „Sozi“ gewesen”.
So wurde Schmidt als Kanzler nicht "geliebt" , der trotz seiner Verdienste um die Hochwasserkatastrophe in Hamburg und später noch als “Krisenmanager ” bezüglich der Gräueltaten der RAF ist er diese Schmähung zum "ungeliebten Kanzler" zunächst nicht mehr losgeworden. Beide “Krisenherde” hat Schmidt als Kanzler – mit der dementsprechenden Härte - erfolgreich beenden können. Auch die Entführung der Lufthansamaschine “Landshut” in Mogadischu, die von Terroristen in ihre Gewalt genommen wurde, konnte Schmidt durch den Einsatz der Elitetruppe GSG9 vor Ort, die die “Landshut” in der Nacht stürmten und die Terroristen damit überwältigen konnten, so dass durch dieses riskante Manöver von den Passagieren niemand schwer verletzt oder gar getötet wurde, welches der Kanzler als politisch sehr erfolgreich verbuchen konnte.
Manchmal jedoch auch im Rückblick gesehen, haderte Schmidt mit der Kanzlerschaft, „ die er eigentlich garnicht gewollt habe“, wie er es einmal in einem Interview gesagt hatte und fügte hinzu, „er habe große Angst vor dem Amt“.
Diese Angst, von der er sprach, war dem Kanzler bei seinem politischem Wirken in der Öffentlichkeit aber nicht anzumerken. So hat er am Rednerpult stets sicher gewirkt und seine Vorträge rhetorisch brillant seinem Publikum nahe gebracht.
Der “Kettenraucher” Schmidt – der auch Mitglied in der Tabaklobby war – hat sein politisches Leben - mit aller Konsequenz – ich meine vor allen Dingen sein gesundheitliches – durchgestanden und ist von seinem Lebensstil (u.a dem exzessiven Rauchen) treu geblieben.
Seine Motivation nach seiner erfolgreichen Kanzlerschaft, noch eine Karriere als Journalist bzw. Publizist anzustreben, war vielleicht jene, das Schmidt als Kanzler nicht “geliebt” worden sei, wie zum Beispiel sein Vorgänger im Amt, Willi Brandt.
So machte sich Schmidt daran, als Mitherausgeber der “Zeit” in Hamburg, sich dem Schreiben zu widmen, obwohl sich Schmidt als Kanzler oft sehr abfällig über Journalisten geäußert hatte und meinte, es seien nichts als “Schreiberlinge”. Trotz allen Mißmutes Journalisten gegenüber, wurden die Bücher des Altkanzlers ein überragender Erfolg. So platzierten sich seine Bücher zur Themenstellung “Politik” nicht selten auf Platz 1 der “Spiegelbestenliste” und brachten ihm als Publizist großes Ansehen in der Bevölkerung ein.
Mit dem Erfolg seiner publizistischen Arbeit nahmen dann auch die Auftritte in diversen Talkshows der Öffentlich-Rechtlichen zu, in denen er sich nach eigenem Bekunden als “Privatmann” zu politischen Themen äußern würde, schränkte in diesem Kontext aber ein, das er das “Tagespolitische Geschäft“, aus guten Gründen nicht kommentieren würde.
So wurde Schmidt vom “ungeliebten Kanzler”, zum beliebtesten Kanzler “aller Deutschen”, wenn man den Umfragen hierzu glauben schenken darf.
War Schmidt früher als Kanzler recht schroff in seiner Wortwahl, hatte er in der Zwischenzeit dazu gelernt. So hat er in den besagten Talkshows, wenn er beispielsweise von der Moderatorin Maischberger zu politischen Dingen befragt wurde, am Schluss seiner “Argumentationskette” manchmal eine ironische Wendung einfließen lassen, die den Altkanzler einfach menschlicher haben werden lassen.
Selbst seine politischen Gegner zollten dem Altkanzler jetzt ihren “Respekt”, so ist es also auch im betagten Alter möglich, die Dinge noch zu ändern und sie aus einer anderen Perspektive wahrnehmen zu können. Doch reicht dies alles auch aus, um Helmut Schmidt eine Legende nennen zu dürfen?

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

Karl Valentin

Schreiber mit einem Schuss Ironie

Avatar

Was ist Ihre Meinung?
Diskutieren Sie mit.

Kommentare einblenden