Mit gesenkten Häuptern

Essay über den Widerspruch bezüglich Leben und Tod

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hre Häupter sind gesenkt und ihre Blicke gehen stoisch zu Boden. Auf ihren Nacken brennt grell und unangenehm, die Augustsonne, so als wollte sie die Männer grillen. Keiner der Männer brachte jedoch ein Wort über ihre spröden Lippen. Allein die Sonne schien an diesem Tage allmächtig, obwohl sie nichts zu sagen hatte, welches sie auch nicht brauchte, da sie gut zu erkennen und spürbar war für diese Männer, die mehr Tod als Leben, in ihren schwarzen Seelen zu tragen schienen.
Denn die Sonne als Lebensspender gedacht, hatte hier jene Funktion verloren. Weil sie diese Männer, mit ihrer gnadenlosen Hitze quält und peinigt, sogar demütigt, spendet sie in diesem Kontext, keine Lebensfreude, sondern lebt ihre sadistischen Impulse aus, die dazu dienen, diese Männer in Todesnähe zu bringen, welches ihre gesenkten Häupter hierbei anschaulich dokumentieren.
Der vorwärts gerichtete Blick jedoch, der im Gegensatz zum Gesenkten steht, impliziert das „Leben wollen„ an sich und die pure Lust daran, die jedes lebensbejahende Indiviumm sein Eigen nennen wird. Die gesenkten Häupter dieser Männer jedoch, schotten jene Lebensbejahung regelrecht hermetisch ab, so dass die bohrende Sonne von hinten auf ihre Nacken brennt, welches etwas Bedrohliches und weniger Vertrautes hat, aus demsich vielleict Konstruktives entwickeln könnte.
Die zum Tode Verurteilten, werden ihre Häupter also senken, wenn sie z.B. erhängt werden würden. Vielleicht schauen sie dabei noch einen kurzen Augenblick auf, ehe ihre Exekution beginnt, um einen letzten Lebenshauch zu atmen, der vielleicht ein großes Maß an Trauer bei den Todeskandidaten erzeugt, um Abschied zu nehmen von dieser Welt, von dieser schönen Welt, mit ihren aber ebenso schauerlichen Geschichten wie auch weltumspannenden Ereignissen. Jedes Individuum jedoch, muss dies mehr oder weniger bewältigen, um nicht in diesen perfiden Sog zu geraten, aus dem es dann, ohne Hilfestellung, auf sich alleine gestellt, nicht mehr herausfinden wird.

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

Karl Valentin

Schreiber mit einem Schuss Ironie

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