Sonntags in der Kirche

Satire zur Thematik Gottesdienst

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Sonntags gehe ich hin- und wieder in die Kirche – so auch heute. Pünktlich gegen 9.45 Uhr beginnt der Gottesdienst dann auch und eine Frau die am Rednerpult steht, hält einen kurzen Vortrag, den ich aber nicht so recht verstehen kann, weil die Lautsprecheranlage die dort installiert ist, ihn seltsam verzerren. Der Gottesdienst an diesem Sonntagmorgen hat jedoch eine Besonderheit: Denn es findet zur eigentlichen Messe heute, eine Kommunion statt, worauf ich später noch zurückkommen werde. Der katholische Pfarrer löst dann die Dame vom Rednerpult ab und stellt sich dahinter und fängt auch zu reden an. Der Pfarrer ist von kräftiger Statur und hat einen bulligen Nacken, den man von einem Geistlichen nicht unbedingt erwartet. Was der Pfarrer vom Rednerpult jedoch alles predigt kann ich nur bruchstückhaft verstehen, weil eben diese merkwürdige Lautsprecheranlage, auch seine Stimme, stark verfremdet. So warte ich ungeduldig auf die Kommunionkinder (es sind drei an der Zahl, ausnahmslos junge Damen), die im Schlepptau ihrer Eltern, etwas Schutz suchen. Der Pfarrer ging dann gefolgt von einer Traube von Menschen, in den rechten vorderen Teil der Kirche. Die Herrschaften bilden nun einen Kreis, so dass sie hinter den Bänken postiert sind, wo die Gläubigen in stehender Pose, der Kommunion gebannt zusehen. Der Pfarrer erklärt nun in ruhigen aber bestimmten Worten die Vorgehensweise der heiligen Kommunion. Die drei jungen Damen die zur Kommunion geladen sind, blicken etwas skeptisch in die Runde, und haben sogar etwas Angst. So wird den drei Damen dann ein nasses weißes Tuch vor die Stirn gehalten, so dass sie angeekelt davon, das Gesicht verziehen. Anschließend löst der Pfarrer die Gesellschaft wieder auf und geht wieder ans Mikrofon, um weiter zu reden. Auch diesmal verstehe ich kaum ein Wort, außer das es wohl sehr bald die Hostie geben würde. So hat es sich dann auch zugetragen und die Dame, die zuerst am Rednerpult stand und redete, legt mir die Hostie behutsam auf die Innenfläche meiner Hände, die ich anschließend langsam zerkaue. Die Hostie, die aus einer Mischung aus Weizenmehl, Wasser und Sauerteig besteht, schmeckt wie Pappe. Aber es geht ja um die Verbindung zu Gott, da muss sie nicht unbedingt schmecken. Nach einigen Minuten der Besinnung, wo ich niederkniend in meiner Bank verharre, spricht der Pfarrer noch einige aufmunternde Worte zum Abschied. Als der Gottesdienst endlich endet, verließ ich die Kirche mit einem zwiespältigen Gefühl. Denn früher einmal, vermutlich als kleiner Junge, muss ich wohl selber einmal ein Kommunionkind gewesen sein, auch wenn ich keine Erinnerung mehr daran habe.

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Geschrieben von

Karl Valentin

Schreiber mit einem Schuss Ironie

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