Von moralischen und unmoralischen Menschen

Neigungen die jeder haben kann

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Sind wir nicht alle einmal die Angeklagten? Und haben wir unserer Gewissen nicht bereits an die Staatsanwaltschaft verkauft? Die Chefankläger, in schwarzer Robe und finsteren Gesichtern, fühlen sich den Angeklagten moralisch doch weit überlegen. Sie sind das „ reine Gewissen“ wie ein porenrein gewaschenes Hemd, das gut riecht und dabei noch farbenfroh schimmert. Die unmoralischen Menschen, führen wohl ein Doppelleben, um ihre unmoralischen Neigungen genüsslich auszuleben, die sie womöglich gar nicht mögen, aber vermutlich genetisch determiniert sind. Aber sollten sie ihr unmoralisches Gewissen einfach so verbannen und es nicht einmal zur Kenntnis nehmen? Wer moralisch sein kann, der kann sicher auch gegenteiliges tun. Er wird dies aus seiner Lebensplanung nicht einfach so streichen können, sondern muss sich zwangsweise damit befassen, um auch jene dunklen Seiten, in seiner vertrackten Seele zu beschauen, sie zu ergründen, auch wenn es keine Freude bereitet, in die Finsternis seiner schwarzen Seele einmal tief einzutauchen. Ob die Moralischen, die besseren Menschen sind, als die weniger moralischen, mag dahin gestellt sein. So würde man aber den moralischen Menschen den Vorzug geben, vor den unmoralischen – zumindest im ersten Augenblick! Doch auch ein unmoralischer Mensch, muss nicht mehr oder weniger gegen das Gesetz verstoßen, als ein moralischer, nur weil sein „Gewissen“ weniger stark ausgeprägt scheint, als bei einem moralischen. Man weiß ja nicht unbedingt und zweifelsfrei wie das Gewissen eines moralischen Individuum überhaupt aussieht und ob es sich in dem Maße von einem unmoralischen unterscheidet, wie es in der Vorstellung, der meisten Menschen wohl herum geistert. Der unmoralische Mensch, muss ja nicht all seine unmoralischen Ideen tatsächlich ausleben, wie auch ein moralischer Mensch, seine „unmoralischen Spinnweben“ in sich trägt, in der er sich verfangen und nur mit Mühe entkommen kann. Moralische Menschen sind also nicht weniger gefährdet gegen das Gesetz zu verstoßen, nur weil das Unmoralische als anrüchig gilt ohne genau darüber explizit nachgedacht zu haben, dass das „unmoralische“ bei jedem unmoralischen Menschen verschieden aussieht und dabei nicht zu vergessen ist, das auch moralische Menschen „unmoralische Abgründe“ haben, ohne diese jedoch unbedingt ans Tageslicht gelangen zu lassen.

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Geschrieben von

Karl Valentin

Schreiber mit einem Schuss Ironie

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