Aus Scham zu warm angezogen

Kurzgeschichte zum Thema Lebensbetrachtungen

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Als heute die Sonne streng vom blauen Himmel scheint und es mir unter meinem Pullover stetig wärmer wird, so dass ich ihn rasch ausziehen und an einer Wäscheleine festmachen musste, merkte ich dann doch recht bald, das es mir doch kühler wurde, jetzt nur noch im T-Shirt und ohne den viel zu dicken Pullover.
Oftmals gehe ich bei solchen Temperaturen, wie oben bereits erwähnt, komischerweise mit einem Pullover durch die Gegend, obwohl mir bewusst ist, das bei solch einer Wärme, es doch besser wäre, keinen zu tragen, weil ich unter dem Pullover in der Hitze dann schnell zu schwitzen beginne, bis ich den Pullover recht wütend abstreifen muss, damit ein wenig Kühle an meinen Körper gelangt und ich wieder unbeschwerter ein und ausatmen kann.
Jetzt Anfang September, erreichen die spätsommerlichen Temperaturen natürlich nicht mehr diesen Hitzegrad wie noch im Hochsommer, aber hat man wie ich einen Pullover angezogen können auch die jetzt gemäßigten Temperaturen, beinahe den gleichen Effekt erzielen wie im Hochsommer, so dass ich den Pullover notgedrungen ausziehen muss.
Doch andererseits würde ich ihn gerne anbehalten, weil ich mir im T-Shirt so nackt vorkomme und meinen Körper wegen Schamgefühlen mit dem Pullover geschickt verbergen kann, welche ich seit meiner Jungendzeit nicht mehr losgeworden bin. So nannten sich mich als Jugendlicher spöttisch “Spinne“, weil ich bei einer Größe von 1,95m nur 75kg wog oder sogar ein bisschen weniger und da ich damals bei dieser doch imposanten Größe so “dünn” wirkte, kamen meine ellenlangen Extremitäten erst recht zum Vorschein, so dass man mir den oben genannten “Spitznamen” gab, den ich heute noch nicht vergessen habe.
Durch intensives Krafttraining jedoch – so zwei bis dreimal die Woche – schaffte ich es in recht kurzer Zeit etwa zehn Kilo an Muskelsubstanz zuzunehmen, so dass mein Körpergewicht auf 85kg anstieg, welches mir mehr Selbstbewusstsein einbrachte, auch wenn bei einer Körperlänge von fast zwei Metern, es noch einige Kilos mehr sein hätten können.
Schon sehr viel früher, betrieb ich Leichtathletik, insbesondere Hochsprung, der ja zu meiner Körperlänge gut passte. So überquerte ich in der SchülerklasseB (das sind die zwölfjährigen) respektable 1,30m. Und viele Jahre später, jetzt bei den Erwachsenen startberechtigt, konnte ich auf lokaler Ebene im Hochsprung der Männer mit 2,02m glänzen.
Bis zum 25.Lebensjahr trainierte und bestreitete ich Wettkämpfe bezüglich des Hochsprungs, bis mein kaputter Rücken und meine lädierte linke Achillessehne, nicht mehr mitmachten und ich schweren Herzens mit der Leichtathletik gezwungenermaßen aufhören musste.

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Geschrieben von

Karl Valentin

Schreiber mit einem Schuss Ironie

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