Lange Zeit habe ich in diesem Blog geschwiegen und das hat einen ganz bestimmten Grund: Wie mit den Mitgliedern der community untereinander umgegangen wird, finde ich untergründig und verletzend. Dieser Umgang trägt Züge des Mobbing und dem wollte ich mich nicht unterziehen.
Meine Grundthese lautet folgendermaßen: der freitag ist ein mehr oder weniger linkes Projekt und solche Linken wie die Leser dieser Zeitung ( also in meiner Formulierung libertäre Linke) zeichnen sich aus durch eine besondere Form der Sensibilität und der Menschenfreundlichkeit ( im Englischen würde man dies sensibility nennen) aus. Diese Häme und Feindlichkeit, die Rechte sosehr zelebrieren, dass es mich ankotzt, kennen sie eigentlich nicht. Der linke Diskurs ist freundlich, intellektuell und eben sensitiv.
Weit gefehlt! Was hier teilweise im freitag an Kommentaren abgelassen wird, hat eben doch oft das Niveau von Spülwasser, von Häme und Menschenverachtung. Der Leser der Printausgabe bekommt das nicht so mit, weil er nur die guten Seiten des freitag zu sehen bekommt. Aber wehe, man äußert sich in einem unerwünschten, nicht zeitgemäßen Duktus. Dann beginnt sofort der Krieg mit Häme, mit ätzenden, verletzenden Kommentaren nicht zur Sache, sondern gegen den Schreiber!
Früher habe ich ganz gerne outnumber gelesen. Was nicht heißt, dass ich seine Ansichten teile, aber seine Schreibe hatte immer so etwas mich tief anrührend Naives, das ließ sich gut lesen. Aber beinahe systematisch wurde er niedergeschrieben, von immer wieder den gleichen Bloggern, kein Wunder, dass man von ihm schon lange nichts mehr gelesen hat.
Wenn man im Internet eine Bestellung aufgibt, muß man immer AGBs akzeptieren. So etwas sollte auch für das Bloggen beim freitag gelten. Also: Wohlwollendes Lesen der Blogbeiträge mit dem Recht zur Kritik in der Sache, aber kein REcht auf Diffamierung oder auf Mobbing gegenüber dem Blogger!
.....noch eines: Ich selbst wurde relativ schnell zum Publizisten ernannt, ohne recht zu wissen, warum gerade ich! Aber man empfindet dies als Beleg dafür, dass die eigenen Beiträge immerhin eine gewisse Akzeptanz finden. Aber seit dieser Ernennung fühle ich mich von der Redaktion ignoriert, kein Beitrag fand mehr in die Printsparte. Ist die Redaktion etwa auch einem für mich nicht weiter zu erkennenden mainstream verpflichtet und sind meine Beiträge und die weiterer Menschen zu bizarr, als dass man sie veröffentlicht sehen will. Dann sollen die paar Schreiber/-innen, die die Rubrik Alltag wie ihre Herrschaftsdomäne betrachten und alle Anderstickenden wegbeißen, gern unter sich bleiben. Man sollte es Leuten wie mir dann aber auch sagen, dass sie unerwünscht sind!
Kommentare 10
Derlei Effekte entstehen in jeder Community - sie gehen aber auch wieder. Nur ruhig Blut. Es ist alles eine Frage der Zeit und des richtig ausgewählten Tees.
Lieber karlsand,
"Aber wehe, man äußert sich in einem unerwünschten, nicht zeitgemäßen Duktus. Dann beginnt sofort der Krieg mit Häme, mit ätzenden, verletzenden Kommentaren nicht zur Sache, sondern gegen den Schreiber!"
Stimmt leider.
"Früher habe ich ganz gerne outnumber gelesen. Was nicht heißt, dass ich seine Ansichten teile, aber seine Schreibe hatte immer so etwas mich tief anrührend Naives, das ließ sich gut lesen."
Stimmt, das ist eine traurige Geschichte, die ich hier aber nicht wieder aufwärmen will. Mich verfolgt sie leider bis heute aus verschiedenen Gründen. Aber ich weiß von ihm, dass er jetzt in einer völlig anderen Gegend der Welt zugange ist und - wie ich denke - dort vollkommen neu anfängt. Wir hatten noch eine Weile Kontakt. Jetzt aber schon eine ganze Zeit nicht mehr. Ich denke, der hat hier richtig "Federn gelassen", weil er in einer schwierigen Zeit seines Lebens, Fußtritte bekam statt Akzeptanz.
Andererseits, lieber karlsand, Dein Verdacht, man bevorzuge beim Print irgendwie einen Klüngel, also ich glaube das nicht. Mich haben sie zwar gerade gedruckt, aber auch Monate nicht und andere auch nicht.
Mir scheint das eher den Gegebenheiten in einer etwas hektischen Redaktion geschuldet, dass da Entscheidungen getroffen werden.
Wesentlich scheint mir, dass man manchmal einfach - in der Länge und im Aufbau - irgendwo reinpasst. Da ist viel Zufall dabei. Ist mein Eindruck, vor allem wenn man schnell was sucht, um eine Lücke zu füllen, da wird das genommen, was nicht so viel Arbeit mehr macht.
Also, ich würde das nicht überbewerten.
Lieber karlsand,
seit einigen Tagen habe ich das gleiche Gefühl - ich fühle mich bestenfalls noch "toleriert", wenn nicht schon ausgegrenzt und gar gemobbt.
Du schreibst: "Man sollte es Leuten wie mir dann aber auch sagen, dass sie unerwünscht sind!"
Das sehe ich ähnlich auch ich wünsche mir in diesem Punkt "Offenheit", denn diese Offenheit ist Voraussetzung, um weiter kritisch zu schreiben. Immerhin exponieren sich alle, die hier unter bürgerlichem Namen auftreten, während andere ungehemmt aus dem Verborgenen heraus Mit-Kommenatoren insultierien.
Mir wurde hier vorgehehalten, ich würde eine "linke Plattform" missbrauchen, einen schlechten Stil praktizieren und eine suspekte politische Gesinnung aufweisen.
Namentlich drei User würden mich hier lieber weg haben wollen von Freitag, aus welchen Gründen auch immer. Diverse Formen der Diffamierung und Diskreditierung habe ich bisher ertragen. Gestern kulminierte das Ganze in einer "anonymen" Pathologisierung meiner Person.
Also bin ich ein Betroffener hier, aber nicht zum ersten Mal. An anderer Stelle habe ich noch wüstere Dinge erlebt.
Dass Redaktion bzw. Verlagsleitung meine Argumente nicht goutieren oder gar ungleich behandeln, konnte ich bisher nicht feststellen.
"Diskussions-Kultur" - ein weites Feld!
Im Miteinander kann noch einiges optimiert werden.
Schließlich geht es um das offene Wort, die freie Meinungsentfaltung und den Widerstreit der Ideen und Argumente.
Carl Gibson
Es ist in Deutschland leider so, dass viel über Meinungsfreiheit diskutiert wird, sie aber in den Medien - nicht - zugelassen wird. Vor allem geht eines nicht : Unangenehme Wahrheiten über Personen der Zeitgeschichte zu veröffentlichen. Das geht selbst dann nicht, wenn es sich um Dokumente - zum Beispiel - Videos - der betreffenden Personen selbst handelt und eben deren Aussagen zur Diskussion gestellt werden sollen.
Ein konkretes Beispiel: Auf der österreichischen Homepage www.gegensexuellegewalt.at wird ein Video von Cohn-Bendit besprochen, das im Internet auf einigen Plattformen läuft. Unter dem Beitrag - EU-Vorzeigepolitiker Cohn-Bendit - spricht Cohn-Bendit - der Altschüler, der wegen sexuellen Missbrauchs in die Schlagzeilen geratenen Odenwaldschule in Heppenheim, unter anderem von der wahnsinnigen Erotik 4-6jähriger nackter kleiner Mädchen.
Erst musste ich die reinste Hexenjagd erleben, zumindest habe ich die Kommentare so empfunden und dann wurde mein Blogbeitrag gelöscht. Ich stehe nach wie vor zu diesem Beitrag ! Aber offenbar sind die Menschen - das höchste aller Verfassungsorgane nach dem Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland - in den Medien immer noch zu unmündigen Figuren degradiert, die man durch Zensur bevormunden muss !
Lieber karlssand,
ich zumindest habe Ihre Beiträge vermisst. Schön, daß Sie sich wieder melden. Natürlich kann ganz Vieles hier unterstrichen werden, wichtig scheint mir, was columbus / Christopher Leusch neulich schrieb:
"Was also hilft einerseits der Hohn und ganze Spott, das ganze intelligente Aufziehen und Vorführen der Blogger untereinander, wenn sich an der Grundlage, der Basis, dem "Der Freitag", mangels Inputs nichts ändert?
So sehr ich ja Spaß hier habe und Guerilla-Taktiken gut finde, warum füttern "wir" den "Freitag" nicht thematisch an, "wir", diese "affengeile", "hochintelligente", manchmal hassenwerte, zum schnellen Abfertigen geneigte Masse (Meute) der Alles- und Besserwisser?
Stattdessen versuchen wir doch und fordern ein, sogar die ältesten und verdummendsten Chart-Hierarchiesünden fein säuberlich und "irgendwie links" ab zu bilden. Das wirkt traurig beschränkt und ganz so, als wünschten wir uns nur einen etwas schlagfertigeren Raab oder einen "Blogvision-Contest". Wer den besteht, der setzt nur fort, was es schon zu genüge in dieser Medienwelt gibt.
Wir haben doch mehr zu bieten, als uns gegenseitig im Bashing zu überbieten, wobei dann jeder auch noch die rhetorischen Mittel nutzt, die der je gemeinte Andere weder versteht noch akzeptiert."
Wirklich wichtige Themen müssen hier viel mehr diskutiert und eingebracht werden. Ich hoffe sehr, daß das künftig gelingt. Tut dem Freitag und uns allen gut.
Beste Grüße
Hermanitou
"Wohlwollendes Lesen der Blogbeiträge mit dem Recht zur Kritik in der Sache, aber kein REcht auf Diffamierung oder auf Mobbing gegenüber dem Blogger!"
Das sehe ich als Grundvoraussetzung für offenen Umgang miteinander. Seit ich hier einige ungute Dinge erlebt habe, bin ich ziemlich vorsichtig geworden, und halte mich mit Beiträgen zurück. Das ist auch okay so.
Muss hier erst wieder meinen Platz finden, nachdem ich ja auch selber Fehler gemacht habe.
Andere persönlich anzugreifen oder runterzumachen, darin habe ich noch nie einen vernünftigen Sinn gesehen. Es sei denn, sie hätten was wirklich Unverzeihliches verbrochen, wie korrupte Politiker, Steuerbetrüger oder Bankzocker. Da mach ich dann ne Ausnahme.
@ Karl, was Outnumber betrifft, er ist nicht in Deutschland und es geht ihm gut, er hat aber keine Zeit weil er sich einer veränderten Situation anpassen muss.
Was den "Ton" angeht, pah....
@ Magda, auch was Du in Bezug auf 'Print' schreibst trifft den Kernpunkt: Hektik.
Aber wer weiß, vielleicht leben sich manche beim Freitag, einschliesslich JA, auch noch zu der Erkenntnis durch das der "Indepentent" einen wirklich substanziellen Investor gefunden hat.
Aber Magda, das stimmt doch so nicht.
Ein unzeitgemäßer Duktus (was ist das?) wird hier in der FC doch nicht kriegsmäßig mit "ätzender" (Sprachgeschichte, politisch) Häme übergossen. Höchstens mit Parodie und Satire.
Wer bei Outnumber "etwas mich tief anrührend Naives" (Karlsand) gelesen hat, hat richtig gelesen. Durfte ihm, outnumber, das deshalb keiner kritisieren?
Ich finde, der Beitrag von Karlsand ist komplett unpolitisch. Ich weiß nicht, ob ich ihn in einem Parlament links oder rechts verorten soll.
Na gut: Ich weiß es schon, in welche Schublade der Beitrag gehört.
"Wer bei Outnumber "etwas mich tief anrührend Naives" (Karlsand) gelesen hat, hat richtig gelesen. Durfte ihm, outnumber, das deshalb keiner kritisieren?"
Meine Güte, natürlich durfte man das. Ich bitte Dich. Aber der Stil damals, der war unter aller ...ich will es wie gesagt gar nicht wieder aufrühren.
Von mir jedenfalls nicht, schlechter Stil, aber viele Beitrage waren schon sehr sinnoffen, und sehr sehr überlang. Mit Outnumer bin trotzdem gut ausgekommen. Ich sage nur PN, Herr Petrick! ;-)