1945: Nationales Weiter-so

Zeitgeschichte Allen Legenden zum Trotz gab es nach der NS-Diktatur in der evangelischen Kirche keine wirkliche Zäsur. Bischof Dibelius hielt am Nationalprotestantismus fest
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 29/2020

Statt einer „Stunde Null“ gab es für die evangelische Kirche einen Mann der Stunde: Otto Dibelius. Vom Berliner Bezirk Zehlendorf aus rief der 1933 geschasste kurmärkische Generalsuperintendent vor 75 Jahren die alten Weimarer Positionen und Strukturen der Brandenburger Provinzialkirche wieder ins Leben. Und wie selbstverständlich reklamierte er dabei die wichtigsten Leitungsfunktionen für sich selbst. Durch einen „souveränen Akt der Selbsternennung“, so der Historiker Manfred Gailus, trug Dibelius nunmehr den Titel „Bischof von Berlin“, war Präsident des Konsistoriums, dazu Generalsuperintendent der Kurmark und – ein gesondertes Amt – Generalsuperintendent Berlins. Davon abgesehen stand Dibelius seit Kriegsende