1989: Brennend vom Turm

Zeitgeschichte Sich mit Benzin übergießen und anzünden? In Ostberliner Oppositionskreisen wird debattiert, ob man ein ultimatives Zeichen des Protests setzen soll
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 41/2019

Im September / Oktober 1989 haben viele der Protagonisten den Eindruck, dass die Bürgerrechtsbewegung in der DDR-Hauptstadt stagniert, jedenfalls im Vergleich zu den Montagsdemonstrationen in Leipzig. Man sollte sich mehr trauen, lautet die Devise. In den Räumen der Zionskirche am Prenzlauer Berg, im linkslibertär gesinnten Kreis der Umweltbibliothek, habe es dazu einen bemerkenswerten Vorschlag gegeben: Der damals 34-jährige Gerold H. sollte sich brennend vom Berliner Fernsehturm stürzen, „um mit diesem Fanal die Verhältnisse in Berlin in Bewegung zu bringen“, schreibt Carlo Jordan, Urgestein der DDR-Umweltbewegung, in einem Aufsatz aus dem Jahr 2006. Auf Nachfrage hätten ihm alle Beteiligten diesen Einfall bestätigt.

Die mutige Tat w