Österreich: Marco Pogo fordert Alexander Van der Bellen heraus

Bundespräsidentenwahl Satte elf Mandate errang die Bierpartei Österreichs zuletzt in den Bezirksvertretungen der Hauptstadt Wien. Jetzt plant sie den nächsten Coup – mit einem Kandidaten, der von einer besseren Welt träumt und immer brav austrinkt
Ausgabe 29/2022
Marco Pogo: Arzt, Biertrinker und Herausforderer Alexander van der Bellens in seinem Amt als Bundespräsident Österreichs
Marco Pogo: Arzt, Biertrinker und Herausforderer Alexander van der Bellens in seinem Amt als Bundespräsident Österreichs

Foto: Imago

„Make Wien dicht again“ hieß im Jahr 2020 sein Aufruf zur Landtags- und Gemeinderatswahl. „Wo ein Wille, da Promille“, rief Dr. Marco Pogo den Wählern zu.

In Anspielung auf die Rechtfertigung Heinz-Christian Straches in der Ibiza-Affäre erklärte der Vorsitzende der Bierpartei und Frontmann der Punkrockband Turbobier, dass man „bsoffene Gschichtn“ doch besser den Profis überlassen sollte. Unvergessen der Wahlkampfsong: „Wenn du gerne fett bist, und jeden Tag ang’soffen /dann wähl jetzt uns, die Bierpartei, wir wern die Alksteuer abschoffen./Dei Chef geht dir am Oasch vorbei, und hackeln find’st zum scheissen,/dann wähl jetzt uns, die Bierpartei, wir wern die Macht an uns reissen!“

Und so geschah es: Mit dem Versprechen, den weltbekannten Wiener Hochstrahlbrunnen in einen Bierbrunnen zu verwandeln, errang die Bierpartei Österreichs (BPÖ) in den Bezirksvertretungen der Hauptstadt satte elf Mandate, was eine staatliche Parteiförderung von immerhin 152.000 Euro nach sich zog. Geld, das nun für die anstehende österreichische Bundespräsidentenwahl dringend gebraucht wird.

Dass Marco Pogo, von Beruf Arzt und nunmehr Bezirksrat in Simmering, Ambitionen auf die Hofburg hegt, war kein Geheimnis. Schon im Jänner deutete der BPÖ-Chef eine mögliche Kandidatur an. In einem Gespräch mit der Internetzeitung meinbezirk.at sagte er, man möge endlich die Jungen ans Ruder lassen. Und wie es der Zufall wollte, war gerade sein 35. Geburtstag ausgegangen – das Mindestalter für eine Kandidatur.

Geboren 1986 in Wien, beschreibt er sich selbst als einen Politiker, der immer brav austrinkt, der von einer besseren Welt träumt, in der das Krügerl alle Menschen friedlich an einen gemeinsamen Wirtshaustisch bringt.

Dieser Tage nun, bei einer Pressekonferenz in der Wiener Addicted-to-Rock-Bar, erklärte Pogo offiziell seine Bereitschaft, im Herbst Bundespräsident Alexander Van der Bellen, 2017 als Kandidat der Grünen ins Amt gekommen, herauszufordern. „Heute ist Zeit, Fahne zu bekennen!“ Österreich brauche einen Präsidenten, der dem Land „eine moralische Richtschnur“ gibt.

Eine kleine Hürde sei jedoch noch aus dem Weg zu räumen. Mit seinen „Funktionären und MitgliederInnen“ habe er vereinbart, für diese Mission nur zur Verfügung zu stehen, wenn es der Bierpartei gelingt, die nötigen 6.000 Unterstützungserklärungen einzusammeln. „Sonst“, sagt Marco Pogo, der unter seinem bürgerlichen Namen Dr. Dominik Wlazny antreten will, „könnte ja jeder dahergelaufene Punk fürs höchste Amt kandidieren.“

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Geschrieben von

Karsten Krampitz

Historiker, Schriftsteller

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