„Batum“ von Michail Bulgakow über Stalin: Spielplanänderung

Zeitgeschichte 1939 Um wieder sichtbar zu werden im sowjetischen Kulturbetrieb, schreibt der Schriftsteller Michail Bulgakow ein Stück über den jungen Stalin. Doch es wird nicht aufgeführt
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 48/2020
Seit 1930 hoffte Bulgakow auf eine Audienz bei Stalin – vergeblich
Seit 1930 hoffte Bulgakow auf eine Audienz bei Stalin – vergeblich

Foto: Heritage Image Partnership/Alamy

Gesetzt den Fall, du bist Schriftsteller, hochbegabt und einstmals hochgelobt, giltst aber als unzeitgemäß, abtrünnig, ja feindlich, und nichts von dem, was du verfasst, wird noch gedruckt, gesendet, aufgeführt – so verdammt, was bleibt dir zu tun? Du hast drei Möglichkeiten. Du schreibst weiter still und ohne jede Resonanz, hoffend, es sei für die Nachwelt. Du dienst dich den Verhältnissen an und setzt dich an ein Werk, von dem du dir ausrechnest, das „geht“. Oder du gibst auf und in Zukunft Nachhilfeunterricht für lernschwache Kinder. Okay, für die Sowjetunion in jener Zeit kommt eine vierte Variante ins Spiel: Du wirst verhaftet und hingerichtet. Besser, du hast deinen Koffer gepackt.

Der russische Arzt Michail Bulgakow hatte