März 1933: Polizei- und SA-Razzia in der Berliner Künstlerkolonie am Südwestkorso

Zeitgeschichte Gewaltorgien, Anpassung, Verrat: Eine medienwirksame Polizeirazzia trifft die Berliner Künstlerkolonie. Die NSDAP etabliert ihre Macht brutal – und erhält massiven Zulauf. Ein Land in Zeiten der Illoyalität
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 10/2023
Bei der Razzia werden Bewohner in „Schutzhaft“ genommen
Bei der Razzia werden Bewohner in „Schutzhaft“ genommen

Foto: IBL Schweden/dpa

Ich höre die Nachrichten und denke nur: Alle sind in rasend kurzer Zeit verrückt geworden. Man schwadroniert ohne Scheu gefährlichsten Humbug und ist sich einig, dass er wahr sei. Ist gar davon begeistert. Jubelt. Der Pöbel, das Pöbeln bestimmen den Ton, alles schreit. Jedermann scheint gehirngewaschen. Aber Freunde, Nachbarn, Kollegen, ich kannte euch doch! Was ist mit euch passiert, wer seid ihr plötzlich? – In diese beängstigend „verrückte“ Lage geraten sehen sich nicht wenige im Frühjahr 1933. Sie fühlen sich von Tag zu Tag weiter abgehängt, atomisiert. Altdemokratische Intelligenzblätter, wie das Berliner Tageblatt oder die Vossische Zeitung, wandeln sich von heute auf morgen zu Naziorganen. Die vertraute St