Sensation und Skandal: 1923 erscheint Raymond Radiguets Roman „Le diable au corps“

Zeitgeschichte „Le diable au corps“ ist ein Skandal. Erzählt wird von der Liebe zwischen einem Gymnasiasten und einer älteren Frau, deren Mann im Ersten Weltkrieg kämpft. Der Autor, Enfant terrible der französischen Literatur, stirbt im Erscheinungsjahr
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 17/2023
Ein Wunderknabe wie Raymond Radiguet: der Schauspieler Gérad Philipe
Ein Wunderknabe wie Raymond Radiguet: der Schauspieler Gérad Philipe

Foto: AKG-Images/dpa

Respektlos und kolossal ungezogen. Eine Frechheit. Ein Tabubruch. Der kleine Roman Le diable au corps (deutsch: Den Teufel im Leib) des Autors Raymond Radiguet spielt in einem Vorort von Paris und erzählt die Liebesgeschichte eines Gymnasiasten – gerade 15, als er ihr im April 1917 erstmals begegnet – und der vier Jahre älteren Marthe, verlobt und bald darauf verheiratet mit einem Soldaten, der in der „Grand Guerre“, wie die Franzosen den Weltkrieg nennen, im Feld steht. Diese Liebe verbietet sich aus moralischen und politischen Gründen. Aber sie wird gelebt, sie wird gefeiert. Zweimal ist der Stoff folgerichtig Skandal gewesen. Jeweils nach Kriegen.

Raymond Radiguet, Jahrgang 1903, ist eine Ausnahmeerscheinung. Mit 15 schmeißt er die Schule, um