Wir waschen uns die Hände in Unschuld

Meinung Woher rührt unsere Solidarität mit der Ukraine? Mit dem Krieg ist die deutsche Vergangenheit wieder auferstanden
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Demonstration in Berlin gegen den russischen Krieg in der Ukraine (13.03.2022).
Demonstration in Berlin gegen den russischen Krieg in der Ukraine (13.03.2022).

Foto: Hannibal Hanschke/Getty Images

So viele Vorwürfe, die wir Deutschen einander machen. So viel Schuld, schon wieder. Sie lauert überall. In jeder Geste. In jedem Schwur. Mit dem Krieg in der Ukraine ist die Vergangenheit wieder auferstanden. Das Elend der Vertriebenen. Die Flüchtlingstrecks. Die Armut. Der Hunger. Die Kälte. Im Grunde war sie wohl nie weg, auch wenn wir uns jetzt bezichtigen, sie nicht ernst genug genommen zu haben.

Und da kriecht sie aus den Kellern, in denen unsere Leichen liegen: Die Schuld. Als wäre sie nie weggewesen, dirigiert sie nun unsere Wahrnehmung des Krieges in der Ukraine. Als hätte sie sich nicht jahrzehntelang zur handhabbaren „Verantwortung“ in den Mantel der Geschichte stecken lassen, wohlverstaut und gerne von Bundespräsidenten hervorgeholt,