Weil wir hoch und heilig versprochen hatten, dass, wenn wir schon umziehen würden in einen fernen, fremden Stadtteil – was in dieser Stadt selbst dem Erwachsenen wie eine Reise in völlig artfremde Gefilde vorkommt –, die Kinder endlich Katzen halten dürften, konnte ich unmöglich einen Rückzieher machen, als es mit der neuen Wohnung wieder nicht klappte. Wir hausen jetzt also zu sechst in einer Sardinenbüchse (quasi) und ich warte auf ein böses Schreiben vom Vermieter, womöglich mit Ultimatum vom „Zoodirektor“, denn: Eine Erlaubnis für die Herren Kater hatte ich nicht eingeholt. Warum? Es hatte mir total widerstrebt, für zwei fellige Vierbeiner um Erlaubnis bittstellen zu sollen, wie eine Unterwerfung schien das.
Dichtestress, noch mehr Chaos! Wie ein Wunder tritt genau das nicht ein, was ich befürchtet hatte. Wir haben zwar tierisch mehr (Katzen-)Dreck, aber der wird mit erstaunlicher Gelassenheit bewältigt. Für ordentliche Leute klingt es wie heller Wahnsinn, aber unsereins denkt sich, „ist doch nur Katzenstreu“, welchen die Kater da über die Balustrade vom Katzenklo scharren. Überrascht bin ich zudem, dass mich die Nachtaktivität der Katzen kaum stört. Ich, die ich äußerst geräuschempfindsam und äußerst trubelempfindlich bin. Empfindlichkeiten, die jetzt ins zweite Glied treten müssen, weil ich die Gesellschaft der Kater nicht missen will. Und wird es mir doch zu viel, schließe ich später am Abend einfach die Tür. Morgens streunen sie wieder um einen herum und wollen fressen.
Es gibt viele Meinungen über die richtige Haltung von Katzen. Vor allem in einer Weltstadt, wo sie nicht vor die Türe gehen können. „Die sollen aber nicht dick und fett werden!“ Eine Freundin schwört auf „natürliche“ Diät. In der freien Natur müssten die Katzen ihr Futter jagen und wenn’s hochkommt, wäre ein Vogel, eine Maus am Tag drin. Bloß kein „all you can eat“, rät sie der Helikoptermutter. „Katzen in der Wohnung, das ist doch keine artgerechte Tierhaltung“, findet B., und obwohl B. in einem Haus mit Garten wohnt, der an einen Park anschließt, wohnt im Haus keine Katze. Warum? Der Garten sei das Revier vom Nachbarskater, dem dicken Theo. B. kann sich mit dieser fadenscheinigen Ausrede gut über Wasser halten, sie will nämlich keine Haustiere, weil sie einfach tierisch Dreck machen. Ich finde, wir retten so gesehen einige Vögel, denn Millionen werden jährlich von Katzen in freier Wildbahn erlegt. Unsere kommen an kein Gefieder ran, sie hocken in einem möblierten Aquarium und die Blaumeise, wie sie tiefenentspannt am Meisenknödel „knabbert“, findet diese Kater sicher putzig, wie sie sich die Nasen an der Scheibe plattdrücken, mit der Tatze „winken“.
Es genügt eine Spielzeugmaus, die übelst drangsaliert wird, eine Spielzeugamsel haben wir nicht, natürlich nicht! Der Tiermarkt hat sich sonst aber gewandelt, seit man als Kind selbst Katzen hatte. Es gibt Gadgets für ordentliche Leute. Für kontaminiertes Katzenstreu wäre da etwa eine Art Thermoskanne, ein luftdichtes Behältnis, mit einem Ring drin, aus dem man Folie zieht, eine Tüte knotet. Bei der Ernährung sind noch Fragen offen, der richtige Mix zwischen Nass- und Trockenfutter, und was ist von Bio Food für Katzen zu halten? Wir müssen das bald klären. Aber letzten Endes ist es nicht entscheidend. Ein Freund meinte: „Für die Sozialisation von Kindern sind Haustiere so wichtig! Und für die Erwachsenen einfach süß.“ Er irrt. Es ist genau umgekehrt.
Kommentare 9
Wir hatten jahrelang zwei kastrierte Kater. Der eine gut und lieb und der andere reichlich zickig, aber wir liebten sie beide und sie uns abgöttisch.
Bis ich nach 10 Jahren heftige Asthmaanfälle bekam. Eine Weile habe ich noch mit Medikamenten und Aerosolen hantiert, aber am Ende mussten wir die Tiere abgeben. Ins Tierheim bei Berlin Bernau. ich war wochenlang in einem richtigen Trauermodus. Dafür habe ich fleißig gespendet und bin manchmal dorthin gefahren. Aber, sie haben wohl neue Herrchen oder Frauchen gefunden. Hoffentlich.
oh, das ist ja traurig! Und ich hoffe, die beiden haben neue Herrchen/Frauchen gefunden!
Ich glaube ja. Aber das ist auch schon viele viele Jahre her. Ich wusste nicht, dass so eine Allergie sich immer mehr verschlimmern kann. Seitdem bin ich, wenn z. B- von Atemproblemen beim Corona-Virus die Rede ist, immer gleich ängstlich. Ich weiß, wie furchtbar das ist.
Nach der industrialisierten Landwirtschaft sind Katzen das zweitgrößte Übel, das verantwortlich ist für den Rückgang an Diversität von Fauna und Flora!
Ach ja?! Dann erklären Sie mir mal, wie es die fiesen Katzen fertigbringen, planmässig die Flora auszurotten - bin gespannt! Mit Fauna meinen Sie vermutlich die paar Vögel, die streunenden Katzen zum Opfer fallen.
Aber gerne!
Wobei ich aber keine Lust habe, hier einen längeren Aufsatz dazu zu tippen.
Es ist schon alles dazu gesagt. Siehe u.a. hier: Zu viele Katzen sind der Vögel Tod
Den Übertrag inbezug auf die Zusammenhänge/Wirkkette resp. organische Gleichgewichts-Diversität zwischen Katzen -> Vögeln u. Amphibien einerseits und Vögeln -> Insekten u. Insektizieden, die durch die Landwirtschaft dann eingesetzt werden, andererseits, und letztlich Insekten -> Pflanzen/Flora, müssen Sie schon selbst bewerkstelligen.
>>Nach der industrialisierten Landwirtschaft sind Katzen das zweitgrößte Übel, das verantwortlich ist für den Rückgang an Diversität von Fauna und Flora!<<
Ich habe das Emil, unserer Katze, erzählt. Er ließ sich davon nicht beeindrucken. Trottete von hinnen, vermutlich auf der Suche nach einem sonnigen Platz irgendwo in der Landschaft oder, wenn ihm doch zu warm ist, einer strategisch günstigen Stelle zwischen den vier Rädern eines geparkten Autos.
es sind aber wirklich nicht nur ein paar Vögel, es geht in die Millionen.
ja, jeder hat so seine Hintergrundgeschichte. Das kann ich gut verstehen! Atemprobleme sind wirklich auch eine psychisch belastende Sache neben der körperlichen Belastung.