Angst ist nicht gleich Angst

Klimawandel Die Angst vor den Folgen der Erderwärmung ist größer als die vor dem Terror. Das lässt sich nicht verklären
Ausgabe 07/2019
Wie schnell der Klimawandel zur Gefahr für Leib und Leben werden kann, zeigt sich immer wieder anhand verheerender Waldbrände
Wie schnell der Klimawandel zur Gefahr für Leib und Leben werden kann, zeigt sich immer wieder anhand verheerender Waldbrände

Foto: David McNew/Getty Images

Dass die Schwedin Greta Thunberg eine naive Schulschwänzerin ist, meinen ja noch einige Fossile auf dem Planeten. Zuletzt auch CDU-Generalsekretär Paul Ziemiak, Jahrgang 1985. Die meisten Menschen können sich der Realität aber offenbar nicht so gut verweigern, für sie bedeutet der Klimawandel schlicht die größte Bedrohung in der Zukunft – und die Angst ist im Vergleich zu den Vorjahren signifikant angestiegen. Das ergab eine jetzt bekannt gewordene Umfrage aus dem vergangenen Frühjahr mit mehr als 27.000 Menschen in 26 Ländern.

In Europa ist die Sorge vor dem Klimawandel in Griechenland am größten: Das wundert nicht angesichts der verheerenden Waldbrände, die das Land immer wieder heimsuchen. Südkorea hat auch große Ängste, es dürfte extrem unter dem Smog durch Kohlekraftwerke leiden, für Japan ist der Anstieg des Meeresspiegels ein hyperrealistisches Katastrophenszenario. Und das Extremwetter vernichtet in Lateinamerika Millionen Existenzen. Das überparteiliche Pew Research Center in Washington stellte noch weitere Fragen. Nach der Klimaangst folgt im Ranking die Angst vor Terror, sie ist naturgemäß in den Ländern groß, wo Anschläge zuletzt stattfanden, also in Frankreich, Tunesien, Indonesien, Nigeria, den Philippinen. Aber warum in Italien? Vorstellbar, dass die Flüchtlingskrise, der grassierende Rechtspopulismus mit einhergehender Muslimfeindlichkeit den starken Ausschlag begründen.

Wer hat Angst vor Donald Trump? Der „Einfluss US-amerikanischer Politik“ bereitet den Ungarn und Polen wenig Kopfzerbrechen, überraschenderweise auch nicht den Italienern, was ein weiteres Indiz für die neue Anziehungskraft autoritativer Politik sein könnte. Und wer hat Angst vor Putins Russland? Polen, sicherlich historisch bedingt, liegt mit 65 Prozent der Befragten vorne, sonst sieht man Russlands weltpolitischen Einfluss mit ähnlicher Besorgnis wie den des amerikanischen (etwa 37 Prozent), wobei die Werte mit der Ära Trump substantiell anstiegen. Dennoch: Die diversen Einflusssphären ehemaliger Weltmächte und aktueller Global Player sind für die meisten Menschen wohl einfach zu kompliziert.

Nordkoreas Nuklearprogramm bereitet Sorge, aber in keinem der befragten 26 Länder ist Nordkorea Atompolitik die größte Sorge, auch nicht in Südkorea.

In sieben Ländern übrigens sind Frauen viel stärker besorgt über den Klimawandel als Männer. Wohlstandsangsthasen täten gut daran, diese Sorge nicht mit Hysterie zu verwechseln.

Nur für kurze Zeit!

12 Monate lesen, nur 9 bezahlen

Geschrieben von

Katharina Schmitz

Redakteurin „Kultur“, Schwerpunkt „Literatur“

Katharina Schmitz studierte Neuere Geschichte, Osteuropäische Geschichte, Politikwissenschaften, Vergleichende Literaturwissenschaften und kurz auch Germanistik und Romanistik in Bonn. Sie volontierte beim Kölner Drittsendeanbieter center tv und arbeitete hier für diverse TV-Politikformate. Es folgte ein Abstecher in die politische Kommunikation und in eine Berliner Unternehmensberatung als Referentin für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit. Ab 2010 arbeitete sie als freie Autorin für Zeit Online, Brigitte, Berliner Zeitung und den Freitag. Ihre Kolumne „Die Helikoptermutter“ erschien bis 2019 monatlich beim Freitag. Seit 2017 ist sie hier feste Kulturredakteurin mit Schwerpunkt Literatur und Gesellschaft.

Katharina Schmitz

Freitag-Abo mit dem neuen Roman von Jakob Augstein Jetzt Ihr handsigniertes Exemplar sichern

Print

Erhalten Sie die Printausgabe zum rabattierten Preis inkl. dem Roman „Die Farbe des Feuers“.

Zur Print-Aktion

Digital

Lesen Sie den digitalen Freitag zum Vorteilspreis und entdecken Sie „Die Farbe des Feuers“.

Zur Digital-Aktion

Dieser Artikel ist für Sie kostenlos. Unabhängiger und kritischer Journalismus braucht aber Unterstützung. Wir freuen uns daher, wenn Sie den Freitag abonnieren und dabei mithelfen, eine vielfältige Medienlandschaft zu erhalten. Dafür bedanken wir uns schon jetzt bei Ihnen!

Jetzt kostenlos testen

Was ist Ihre Meinung?
Diskutieren Sie mit.

Kommentare einblenden