Giftige Toleranz

Essay Der Psychoanalytiker Carlo Strenger sieht die Freiheit in Gefahr. Wir müssen sie neu verstehen lernen. Raus aus der Komfortzone, rein in den (verbalen) Kampf
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 02/2017
Kein mehrheitsfähiges Konzept: Robert De Niro in „Wie ein wilder Stier“
Kein mehrheitsfähiges Konzept: Robert De Niro in „Wie ein wilder Stier“

Foto: Scott Bryson/Sygma Premium/Getty Images

Man sollte lernen, Neid auszuhalten und Zorn oder sogar Ressentiments auszuleben, freilich so, dass dabei die eigene Urteilskraft nicht ausgeschaltet wird, provozierte der schweizerisch-israelische Publizist Carlo Strenger in seinem Essay Zivilisierte Verachtung. Eine Anleitung zur Verteidigung unserer Freiheit (Suhrkamp 2015). Neid, Zorn, Ressentiment: Ja, vielleicht wäre die Welt eine andere, wenn wir offener zugeben könnten, dass derlei Gefühle (fast) jeden anfliegen, nicht nur die üblichen Verdächtigen.

Aber so ist es ja nicht, unsere Debatten sind verfahren und hasserfüllt, wobei natürlich immer nur der Hass der anderen hassenswert ist. Und am Ende gewinnen die Populisten. Carlo Strenger ist Psychoanalytiker, als solcher hält er es mit den unange