Eines der häufig besprochenen Sachbücher derzeit ist ja Miriam Meckels „Brief an mein Leben - Erfahrungen mit einem Burnout“. Die wohl ultimative Karrierefrau beschreibt hier, wie sie eines Tages auf der Überholspur die Kurve nicht mehr kriegt und sich überschlägt.
Der Burnout ist bekannt, weniger aber ein anderes Phänomen, dabei sind die Folgeerscheinungen der Unter- statt Überforderung im Job ähnlich: Müdigkeit, Lustlosigkeit, Gereiztheit, Frustration, sogar Depression - die Rede ist vom Boreout.
„Der schiebt eine ruhige Kugel“, „die macht sich einen Lenz“ heißt es gerne, als sei ein öder Job Erholungsurlaub bis zum Renteneintritt. Trotz seiner Entzauberung als Lifestyle-Accessoire ist eben als Krankmacher immer noch der wirklich wahre Stress richtig glaubwürdig und - glamourös: so einen Burnout kriegt einfach nur einer, der wichtig war.
Logisch also, dass über den Boreout weniger gesprochen wird. Neben der Angst, den Job zu verlieren, kratzt die Unterforderung naturgemäß am Selbstwertgefühl. Im Job ohne Arbeit, da machen Selbstzweifel gehässig länger Dienst als Vorschrift, ist man jetzt nur grandios fehlbesetzt?
Grotesk, die klaustrophobe Leere im Job wird oft vertuscht und zwar mit viel Aufwand, Kreativität und Verzweiflung. Der Kollege kommt früh zur Arbeit, geht später als alle anderen und tutdie ganze Zeit ziemlich busy, dabei immer den Finger in Nähe der Cheftaste, das Angebot bei Ebay läuft noch zwei Minuten, authentische Hektik also inklusive.
Aus früheren Agenturzeiten erinnere ich mich an Stephan, unseren Produktionsleiter. Ihm zuzusehen war tragisch, war komisch. Tatsache war, wir hatten zwei Topkunden verloren, eigentlich wartete jeder nur auf das Zitat ins Chefbüro, inmitten der Werbekrise wussten selbst die Besten nicht wohin, stattdessen also Galgengeduld und Humor, Blättern in Magazinen, Surfen auf Stellenportalen, nur Stephan stapelte geschäftig seine Projektmappen von früh bis spät, von oben nach unten, von rechts nach links.
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