Neues vom Schweinehund

Chaos Es gibt Tage, da hätte man gerne einen Keller, einen Dachboden, einen Schuppen und viele Kisten. Und vor allem einen Manager, der das alles organisiert

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Was bleibt
Was bleibt

Foto: GERARD JULIEN/AFP/GettyImages

Dieser Technikschrott! Der Grosse hat letzten Geburtstag ein ferngesteuertes Auto gekriegt. Weil eben jeder Junge eines Tages so ein Auto kriegt. Der SUW sah aus wie einer, der in kritischen Artikeln vorkommt, die die Gentrifizierung von Großstädten beschreiben. Drin sitzt eine schwäbische Karriere-Mutter mit ihrer kleinen Lara. Morgens parkt die sinnlose Monsterkarre kurz mal in zweiter Reihe vor der Schule und wird zum Sinnbild.

Unser Exemplar entstammte einer Billigproduktion. Das Auto war naturgemäss in Kürze irreparabel kaputt oder anders: wir wussten nicht, was kaputt ist, und so billige Verarbeitung repariert auch der mit nachhaltigen Wertvorstellungen einfach ungerne. Und auch: Das Rumfahren hatte von Anfang an keinen Spass gemacht. Der Controller war mit einer Art Anti-Playstation-Joystick billigst ausgestattet gewesen. Präzises Steuern mit diesen Spielhebeln unmöglich. So funktionsunfähig wurde er vergessen und landete vermutlich im Müll. Nicht jedoch die blöde Fernsteuerung, die mir jetzt wieder in die Hände fiel. Wir hatten sie noch wegen der Batterien! Man hätte die kleine Vorrichtung mit der Minischraube aufschrauben und die Batterien zu den anderen 70-80 anderen gesammelten Altbatterien legen müssen, die schon länger einer verantwortungsbewussten Entsorgung harren. Gut eignet sich dafür der Schraubenzieher für die Espressomaschine, den man noch nicht verschusselt hat, nur noch nie sinnvoll einzusetzen wusste. Problem: Manche der vorbildlichen Batterien schaffen es selten zum Depot in diese für Altbatterien vorgesehene Kiste mittig im Regal. Das Batterienpaar (oder Quartett) landet stattdessen zunächst pragmatisch in einer Schublade und gerät dann unabsichtlich mit welchen durcheinander, die noch Saft hätten. Dumm: das Gerät, mit dem man das testen kann, müsste noch gekauft werden, noch dümmer: manche realisieren immer wieder erst in einem dieser Momente, dass es ein solches Gerät überhaupt gibt. Dabei sind die Tester spottbillig, wie ich gerade feststelle, aber wir sind eben auch nicht dieser Haushalt, der zu jeder Gelegenheit das passende Werkzeug hat und wenn, dann wäre just in diesem Augenblick unklar, wo sich das betreffende Tool befindet.

Aber zurück zum Range Rover. Bei der Gelegenheit könnte man auch gleich die Überwachungskamera aus der Kinderzeitung von Kaisers von neulich aufschrauben, da wären auch noch diese länglichen schmalen Batterien drin, die wir aus der Fernbedienung fürs Fernsehen geholt hatten, damit das Ding sofort funktioniert. Drei Nächte lang hatte die Überwachungskamera USA-mässige rote Signale ausgesendet, überflüssig zu erwähnen, dass der schwarze Plastiksockel zum Aufstellen schon beim Aufbau kaputt gegangen war.

Oder das Buch vom Klo. Wir haben es überhaupt, weil die Kita in einer Pädagogik-Mission verlangt hatte, wir müssten ein neues kaufen, das inzwischen große Kind hatte die grosse Aufklappseite mit allen Tieren, die nacheinander aufs Klo gegangen waren, zerrissen. Bei uns zu Hause also der Wolf, der Elefant, der Pinguin und die anderen. Sie machen GRR-AH-PUPS und am Schluss darf das Kind die Klospülung betätigen. Toll! Funktionierte nur heute nicht. Batterie leer. Der Kleine sitzt auf dem Topf mit dem Buch und will jetzt gerne das Geräusch. Natürlich haben wir Knopfzellen nicht vorrätig. Auch nicht in der Schublade mit den Mischbatterien. Das Ganze war vorgestern. Das Bilderbuch liegt jetzt da hinten. Aufgeschraubt. Der Schraubenzieher in einer Kiste, auf die man schnell Zugriff hat, also für den Fall, dass mal was mit der Espressomaschine ist.

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

Katharina Schmitz

Redakteurin „Kultur“, Schwerpunkt „Literatur“

Katharina Schmitz studierte Neuere Geschichte, Osteuropäische Geschichte, Politikwissenschaften, Vergleichende Literaturwissenschaften und kurz auch Germanistik und Romanistik in Bonn. Sie volontierte beim Kölner Drittsendeanbieter center tv und arbeitete hier für diverse TV-Politikformate. Es folgte ein Abstecher in die politische Kommunikation und in eine Berliner Unternehmensberatung als Referentin für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit. Ab 2010 arbeitete sie als freie Autorin für Zeit Online, Brigitte, Berliner Zeitung und den Freitag. Ihre Kolumne „Die Helikoptermutter“ erschien bis 2019 monatlich beim Freitag. Seit 2017 ist sie hier feste Kulturredakteurin mit Schwerpunkt Literatur und Gesellschaft.

Katharina Schmitz

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