Würdige Reizüberflutung

Poesie und Show Nicht nur lechts und rinks kann man verwechseln. Das Wien Museum huldigt Ernst Jandl mit einer Hommage
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Es war im Jahr 1965 um etwa halb elf Uhr abends. Noch bevor der eigentliche Star des Events, der Beatpoet Allen Ginsberg in der Londoner Royal Albert Hall seinen Auftritt hatte, stand plötzlich der damals vollkommen unbekannte 40jährige Lehrer und experimentelle Lyriker Ernst Jandl gar nicht beatnik-like mit Brille auf der Bühne und pervertierte die Anschlussrede Hitlers vom März 1938, indem er, ein Österreicher in England, dessen Rede in irre Wortfetzen zerlegte. wien: heldenplatz war eine kongeniale Verhackstückung der berühmt-berüchtigten Ansprache.

Das Ganze klang angeblich so unheimlich aggressiv und dämonisch, dass Augen oder besser gesagt, Ohrenzeugen meinten, in Jandl Hitler himself zu hören. Dann – bei der Ode an N, einem Gedi