Ich seh mir beim Fliegen zu

Werbekritik Mit der neuen Google-Glass-Brille kann man seine eigenen Erlebnisse in Echtzeit filmen. Aber diese Dokumentation unseres Lebens verändert auch unsere Erinnerung
Ausgabe 10/2013
Nicht das Erlebnis zählt, sondern dass es dokumentiert wird - und zwar mit Google Glass
Nicht das Erlebnis zählt, sondern dass es dokumentiert wird - und zwar mit Google Glass

Screenshot: Youtube

Den Fallschirmsprung wie durch die eigenen Augen filmen, ein Foto auf dem Catwalk machen, wenn man in der perfekten Position ist oder ein Video aus der Eigenperspektive von der Skiabfahrt aufnehmen. Dazu alles online stellen, kommentieren oder andere Internetfunktionen nutzen. Alles ist möglich, verspricht das neue Webvideo von Google: Darin stellt der Konzern seine neueste Schöpfung vor: Google Glass – eine Datenbrille mit besonderen Fähigkeiten. Man ruft ihr „okay glass“ zu und kann dann je nach Kommando alles, was man durch die Brillengläser sieht, selbst aufnehmen oder fotografieren.

Visuell gegen digitalisiert

Auf den ersten Blick beeindruckend, genau wie der Preis. Er liegt derzeit bei satten 1.500 US-Dollar, etwa 1.140 Euro. Für eine Brille, deren Nutzung von einer funktionierenden Internetverbindung abhängt. Das wird in dem Spot jedoch nicht thematisiert. Auch die Brille selbst wird nicht gezeigt, was kaum überraschend ist, da sie durch ihr Science-Fiction-artiges Design eher wie ein Fremdkörper auf der Nase wirkt.

Fragwürdiger an Google Glass ist aber, was es mit unserem Leben macht: Sämtliche erlebte Ereignisse können durch die Aufnahmen zu auf ewig verfügbaren Bilddaten werden. Abrufbar für einen selbst, für andere – und vor allem für Google. Man tauscht nicht nur die eigene visuelle Erinnerung gegen eine digitalisierte, sondern füttert gleichzeitig noch den Daten-Riesen. Der wird so noch mächtiger. Bild-Chef Kai Diekmann scheint das nicht zu stören. Er hat angekündigt, seine Erlebnisse im Silicon Valley mit Google Glass festzuhalten.

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Geschrieben von

Katharina Finke

global correspondent

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