Die Jammerossi gibt’s nicht

Wende Männer aus der DDR sind häufig tiefer gefallen als Frauen. Denn wer stürzt, muss zunächst mal oben gestanden haben
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 39/2018

In die Falle sind wir fast alle getappt in den Wochen, Monaten und Jahren nach der Wende. Wir haben uns in Verliererinnen und Verlierer und Gewinner dividieren lassen. Im schlimmsten Fall durch Selbstbezichtigung. Bei Gewinnern gab es die stillschweigende Übereinkunft, dass die männliche Form genügt und dass sie meistens aus dem Westen kommen. Unser hin und wieder empfundenes Unbehagen über den Satz, Frauen seien die Verliererinnen der deutschen Einheit, haben wir damit beruhigt, dass wir das jeweilige Ausmaß der Niederlage differenzierten.

Da waren die Frauen, deren Betriebe abgewickelt wurden und die als zu alt für den neuen Arbeitsmarkt galten. Die, deren Studienabschlüsse nicht anerkannt wurden, und jene, die keine Lehrstelle fanden oder alleinstehend