Bei dem großartigen Logikspiel Mastermind muss mittels eines sukzessiven Verfahrens, das aus aufeinander aufbauenden Vermutungen besteht, eine Farbreihenfolge ermittelt werden. Das ist gegenwärtig in Berlin unser Spiel.
Beim Mastermind tut man gut daran, die erste Reihe mit nur einer Farbe zu bestücken. Sagen wir, schwarz. Weil: The winner takes it all. Und die CDU hat gewonnen.
Wer auch immer zuvor den vierstelligen Farbcode (wir wählen die einfache Variante, also nicht sechsstellig) und eine Reihenfolge der Farben festgelegt hat – nennen wir es eine höhere Macht – gibt bei Berliner Verhältnissen der Gegenwart also kund: Schwarz ist auf jeden Fall und einmal dabei. Nächste Reihe, einmal schwarz, dreimal rot. Nun kann passieren, dass es bei einer einzigen Richtig-Anzeige bleibt. Verrückt. Franziska Giffey hat beim Pokern verloren. Viele dürften sich freuen, manche etwas irritiert sein.
Dritte Reihe, einmal schwarz, dreimal grün. Zwei Richtige. Manche dürften sich freuen, viele etwas irritiert sein. Andere Möglichkeiten sind immer noch denkbar, deren Wahrscheinlichkeit sinkt jedoch.
Die dritte Partnerin der noch regierenden Koalition kann nicht allzu viel tun, außer darauf verweisen, dass ihre beiden Senator*innen offensichtlich gute Noten im Vergleich zu den anderen bekommen haben. Nützt das was? Offensichtlich nicht. Gilt es als ausreichender Grund, die Koalition fortzuführen? Keinesfalls. Dafür hat Rot-Grün-Rot tatsächlich zu wenig geliefert in den vergangenen Jahren. Scheunentorgroße Einfallsmöglichkeiten – nicht nur bei den Themen Verwaltung und Verkehrswende – hinterlassen.
Superministerin Franziska Giffey verdient Bewunderung
Franziska Giffey ist ein interessantes Phänomen, aber ganz gewiss kein Einzelfall. Die Ehrlichkeit, mit der sie kundtut, dass es ihr nur am Rande um die Stadt, das Land Berlin, stattdessen eher darum geht, bleiben zu können (mindestens zweifache Superministerin) und keinerlei Verantwortung für ihr politisches Wirken als Regierende Bürgermeisterin und SPD-Landesvorsitzende übernehmen zu müssen, verdient Bewunderung. Sie schreitet einfach kühn voran. Und für ein giffeyfreundliches Ergebnis bei einer möglichen Befragung der SPD-Mitglieder, ob die schwarz-rot wirklich schön finden, hat Raed Saleh viel vorgearbeitet. Trotzdem gilt: Die Basis ist unberechenbar.
Wenn Franziska Giffey sich tatsächlich verzockt hat und der künftige Regierende Bürgermeister, Kai Wegner, eine Koalition mit den Grünen schmiedet, wird die Frau im Kostüm und mit übereinandergeschlagenen Beinen in den Abgrund rauschen. Also nicht die Contenance verlieren. Auch dafür gebührte ihr Respekt, denn sie hat bislang nie einen Zweifel daran gelassen, was wichtig ist. Franziska Giffey. Alle, die von der Politik fordern, dass sie ehrlich zu sein hat, sind mit ihr gut beraten.
Noch sind die Messen nicht gesungen. Kai Wegner genießt mit Recht die Möglichkeit, darüber entscheiden zu können, mit wem er denn nun regieren möchte. Vielleicht mag er die SPD mehr als die Grünen, vielleicht scheint ihm ein schwarz-grünes Bündnis die Krone der Schöpfung, weil es immer noch klüger ist, das ganze Palaver von einer Klimaverkehrsökologischsozialenwende einzuhegen und – was in einer solchen Konstellation nicht ausbleibt – vorzuführen. Die SPD muss man nicht mehr kleinkriegen, das hat sie selbst geschafft.
Dieser Text kann nicht mit dem Satz enden: Es bleibt spannend. Irgendwie hat sich Berlin verwählt. Und nun haben wir den Salat.
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