Aus der Betriebswirtschaftslehre ist die Zuschreibung als Gegenteil der Abschreibung bekannt. Zuschreibungen erhöhen den Wert des Anlagevermögens, während sich mit Abschreibungen Steuern sparen lassen. Im schnöden Alltag hingegen ist die Zuschreibung oft unserer Sehnsucht geschuldet, dem Verhalten der jeweils anderen nachvollziehbare Gründe beizustellen. Die Welt ist so zerfallen. Der Wunsch, dass Begriffe den Scherbenhaufen kitten und das Chaos strukturieren mögen, so verständlich wie vergeblich.
Doch was hat es mit dem Versuch auf sich, ganze Menschenkohorten in die Schublade einer Generationenzuschreibung zu packen? Man hofft, Klarheit zu schaffen, Orientierung. Natürlich auch und vor allem: sich abzugrenzen. Hilfreich ist die Begriffskrücke. Denn es scheint sinnvoll, sich zu vergegenwärtigen, welcher Zeit jemand entstammt, was ihn oder sie geprägt haben mag und was Ursache dafür sein könnte, dass sie oder er jetzt aus der Zeit zu fallen droht.
Natürlich ist der Generationenbegriff auch dann von Nutzen, wenn daraus ein Vorwurf formuliert werden will. Obwohl die Verallgemeinerung meist ein gewisses Maß an Ungerechtigkeit in sich birgt. Ein Vorwurf, der oft im Plural erfolgt: ihr, nicht du. Ihr habt diesen Krieg geführt, ihr habt weggesehen, als es eure Pflicht gewesen wäre, ihr habt den Planeten geplündert. Das lässt aber außer Acht, dass der Generationenschublade etwas unmöglich Statisches innewohnt. Sie spricht Entwicklung ab, wo sie denkbar ist, ignoriert Veränderung, wo sie als Möglichkeit enthalten sein kann. Unterstellt, dass aus Fehlern nicht gelernt wird. Dass also niemand seine Generationenschublade zu verlassen vermag.
Sie haben es verdient
Tatsächlich ist eine Generation kein stabiles Konstrukt, das sich auf ein Fundament ähnlicher Interessen stellt. Man gehört sein Leben lang einer Generation an. Daraus abzuleiten, dass sich damit auch eine ewig gleiche moralische und politische Konstitution verbindet, wäre Unsinn.
Zurück zur Zuschreibung und zu ihrem Gegenstück, der Abschreibung: Wenn der Vorwurf an eine Generation müßig scheint, weil die Dinge eben schon gelaufen sind, wird sie abgeschrieben. „OK Boomer!“ ist so eine Abschreibung. Seit eine 25-jährige Politikerin im neuseeländischen Parlament als Reaktion auf Zwischenrufe der Vertreter jener Generation, die zwischen 1956 und 1965 geboren wurde, ihren Unmut in Bezug auf deren Arroganz, Besserwisserei und Unbelehrbarkeit formulierte, ist „OK Boomer“ zum Meme geworden.
Ein Meme, das ist: ein kreativ geschaffener Bewusstseinsinhalt, der sich schnell – früher hätte man gesagt: viral – verbreitet. Die junge grüne Politikerin hat den Bewusstseinsinhalt, dass die Babyboomer mit Herablassung und Ignoranz auf die vor allem von jungen Menschen initiierte Klimabewegung reagieren, in einen Ausruf gepackt. An der richtigen Stelle, im rechten Moment und zu Recht. Die Kerle, denen der Ausruf galt, haben es bestimmt verdient.
Erstaunlich sind aber einige Reaktionen. Die New York Times wertete das Meme als Kriegserklärung, der Guardian kam zu dem Ergebnis, es mangle an Solidarität mit der älteren Generation, denn man könne und müsse doch von den Erfahrungen der Babyboomer lernen, anstatt sie zu verteufeln. Vielleicht, ließe sich einwenden, wäre es besser, aus den Fehlern jener Generation zu lernen.
Es ist vor allem die Soziologie, die die Menschen in Generationen einteilt und danach ordnet. Und darauf schaut, was bestimmte Altersgruppen prägt, wie stark deren Lebensumstände und deren Herkunft Einfluss auf ihr Hier und Jetzt und Sein haben. Alle 15 Jahre entstehe eine neue Generation, heißt es. Die bekommt ihre Etiketten. In den Führungsetagen von Unternehmen und in der Konfliktbearbeitung werden die damit verbundenen Zuschreibungen gern benutzt. Man strickt Strategien daraus, prüft Mischungsverhältnisse auf deren Vor- und Nachteile und unterbreitet Optimierungsvorschläge.
Lebend haben wir gegenwärtig im Angebot: die Traditionalisten (1925 – 1940), die 68er-Generation (1941 – 1955), die Babyboomer, die Generation X (1966 – 1980), die Generation Y (1981 – 1995), die Generation Z (1996 – 2010). Haben die 2011er schon einen Namen? Dazu gesellen sich noch eine ganze Reihe feuilletonistische Zuschreibungen, wie die Generation TINA („There is no alternative“), die Generation Golf, die Millennials oder die Xennials, die weder Y noch X sein wollen. Auffällig und bedenklich zugleich ist, dass seit einigen Jahren versucht wird, Generationenkriege, oder sanfter, Generationenkämpfe zu postulieren. Nicht zwischen den Klassen, nicht zwischen Menschen, die sich im sozialen Gefälle an unterschiedlichen Stellen befinden, nicht zwischen externalisierenden und unter Externalisierung leidenden Gesellschaften und schon gar nicht zwischen Lohnarbeit und Kapital, Ausgebeuteten und Ausbeutern werden die Hauptkonflikte, die Grundwidersprüche gesucht. Stattdessen zwischen den Generationen. Was aber, fragt man sich, hat die Boomer-Generation des globalen Nordens mit jenen Menschen gemein, die in einem Land des globalen Südens zwischen 1956 und 1965 geboren wurden? Nicht allzu viel. Und was verbindet den 40-jährigen Unternehmer mit seinem Privateigentum an Produktionsmitteln mit der 40-jährigen Angestellten, die nichts anderes zum Verkauf anbieten kann als ihre Arbeitskraft?
Und die Klassengegensätze?
Auch diese Fragen sind kein Plädoyer dafür, zu vergessen oder zu verniedlichen, dass die heranwachsenden Generationen mit Lebensumständen konfrontiert sind, die es ihnen jetzt schon aufdrücken, all das, was angerichtet worden ist, auszubaden. Dass es ihnen, so viel lässt sich sagen, nicht besser gehen wird als ihren Vorfahrinnen und Vorfahren. Und dass ihr Vorwurf gegenüber jenen, die es so weit haben kommen lassen, logischerweise an Menschen älterer Generationen gerichtet ist.
Die ökonomischen Verhältnisse der vergangenen mehr als 500 Jahre haben dazu geführt, dass die Eroberung der Erde zwar fast vollständig abgeschlossen ist, die Folgen dieses beispiellosen Feldzugs aber verderblich oder tödlich sind. Erst der Kapitalismus hat die Bibel vollends beim Wort genommen und den vermeintlichen Auftrag Gottes, sich die Erde untertan zu machen, ausgeführt. Er hat Produktionsverhältnisse geschaffen, die gar nicht anders funktionieren können als durch Ausbeutung lebendiger Arbeitskraft sowie unaufhörliches Wachstum und Entnahme natürlicher Ressourcen, weit über die Bedürfnisse und Möglichkeiten des Planeten hinaus.
Wenn dem so ist, scheint es eine so perfide wie kluge Volte zu sein, in Zeiten wie diesen Generationenkriege herbeizureden oder Generationenkonflikte zum vermeintlich wichtigsten Thema zu machen, anstatt das Desaster einer Wirtschaftsweise in den Mittelpunkt zu stellen, die inzwischen eine destruktive Antriebskraft ist – geeignet, im Jetzt komplett zu verspielen, was in der nahen Zukunft zum Leben und Überleben gebraucht wird. Denn wer sich einreden lässt, einen Kampf gegen andere – ältere – Generationen führen zu müssen, wird weder Zeit noch Kraft dafür haben, die Verhältnisse zu ändern. Weil damit vernachlässigt wird, dass sich noch jede Generation jener Vergangenheit, von der wir sprechen, in Besitzende und Habenichtse aufteilte. Und dass dazwischen schon immer Welten lagen und bis heute liegen. Die lassen sich nicht an der Zuschreibung festmachen, einer Generation anzugehören. „OK Boomer!“ sollte so gesehen übersetzt werden mit: Wir und unsere Nachkommen werden die ungedeckten Rechnungen des Wirtschaftssystems zu bezahlen haben. Wer gemeinsam mit uns etwas dagegen tun will, ist aufgefordert und willkommen.
Kommentare 29
"Wenn dem so ist, scheint es eine so perfide wie kluge Volte zu sein, in Zeiten wie diesen Generationenkriege herbeizureden oder Generationenkonflikte zum vermeintlich wichtigsten Thema zu machen ..."
Einer der besten und konstruktivsten Gedankengänge zu diesem Thema, hier im Freitag. Meine Anerkennung und volle Zustimmung, Kathrin Gerlof.
Ja, in diese Richtung müssen wir weiterarbeiten.
Das einzige mit Zukunft, besonders für die Vielen, die die unteren und mittleren Skalen der Klassengesellschaft abdecken.
Was hat das alles mit dem HGF Wachstumsgen zu tun?
Nun ja, da wir von klein auf körperlich wie geistig wachsen, sehen wir alle, dies in allen Generationen als selbstverständliche Natur an, dass alles was wir tun werden und als Ziel wollen auch in diesem Sinn wachsen soll.
Unsere Wirtschaft und unser arbeiten ist einzig ein Spiegel von diesem in uns lebendigen HGF Wachstumsgen. Das heißt, wir leben und fördern ein immer währendes pro Wachstumsprogramm mit all seinen positiven wie auch negativen Anhaftungen.
Und jetzt ist es das journalistische, wie wissenschaftliche und politische Ziel, dass wir über geschickte Wortwahl keinerlei Wachstum mehr zulassen sollen, damit die Natur um uns herum in einen Erholungsprozess einlenken kann, um wieder in unseren Vorstellungen dahin zu wachsen, damit wir unseren inneren Wachstumsdrang weiter ausleben können.
Ne, dies funktioniert nicht als Zielsetzung, weil niemand gegen dies innere HGF Wachstumsgen arbeiten kann und wird. Biologisch gesehen ist dies ja auch unmöglich. Ich kann doch nicht meine innere arbeitende Zellteilung stoppen, oder sich dazu zu bewegen rückwärtsgewandt zu wachsen.
So sehe ich diesen Artikel als ein Xeroxscann, ein unabsichtlich erzeugte Fehlerquelle im System an, die keiner bemerkt und worüber auch keiner redet, da ja die Matrix beim scannen urplötzlich falsche Zahlenwerte enthält, die als Mutationen anderes Wachstum, wie auch Kosten und arbeiten ermöglichen werden.
Da sich die Naturumgebung durch unsere Taten um uns herum verändert, werden wir unser pro Wachstumsprogramm dementsprechend anpassen und diese Anpassung vollziehen alle Generationen, ob arm oder reich an beanspruchten Komfortzugeständnissen zu gleichermaßen.
>>Ja, in diese Richtung müssen wir weiterarbeiten.<<
So ist es.
Und wir können, um ein bisserl Bewusstseinsbildung zu betreiben, uns mal klar machen: Erkenntnise, auf denen zum Beispiel die heute recht gross gewordene "Klimabewegung" fusst, wurden in den Jahrzehnten vor dem Erstarken der Klimabewegung erarbeitet. Ohne diese Vorarbeit in unterschiedlichen Fachbereichen gäbe es die heutige Klima/Umwelt/Artenschutz usw. -Bewegungen nicht. Wir wären bis heute nicht in der Lage aus Fehlern der Vergangenheit (und Gegenwart) etwas zu lernen.
Und wir können uns klar machen, dass diejenigen, die immer wieder mit unterschiedlichen Ausreden propagieren es gäbe keinen Klassengegensatz mehr, nicht unwesentlich an den Fehlern der Vergangenheit beteiligt waren/sind. Keine Fortschrittskräfte, sondern attraktiv bezahlte Verteidiger des Herrschaftssystems.
Wir können zu der Erkenntnis gelangen. dass das Aufeinanderhetzen von Generationen nichts Anderes ist als die altbekannte reaktionäre "teile&herrsche"-Strategie.
Ergänzung: Ein anderes Problem ist, dass nach unseren Vorstellungen und Bedürfnissen alles schon in fast Lichtgeschwindigkeit wachsen soll. Nur die natürliche Umgebung mit ihrer Artenvielfalt erwächst nicht in fast Lichtgeschwindigkeit.
So so, "...dass die heranwachsenden Generationen mit Lebensumständen konfrontiert sind, die es ihnen jetzt schon aufdrücken, all das, was angerichtet worden ist, auszubaden."
Dabei ist es mit der zukünftigen lebensweise wie mit den schulden. Bekanntlich erbt die zukünftige generation nicht nur unsere schulden, sondern auch die guthaben. Bezogen auf die ökologisch-soziale problematik heisst das: die zukünftigen generationen erben auch unsere wissenschaftlichen erkenntnisse, die technischen infrastrukturen und vor allem, die lehren, die wir aus früheren fehlentwicklungen ziehen müssen.
Gerade letzteres macht hoffnung auf die (revolutionäre) überwindung dieser heutigen zukunftsuntauglichen produktions- und lebensweise!
"Dass es ihnen, so viel lässt sich sagen, nicht besser gehen wird als ihren Vorfahrinnen und Vorfahren."
Das Ziel muss es schon sein, dass es unseren Nachkommen einmal besser geht. Sicher stehen ihnen durchschnittlich viel weniger Ressourcen zur Verfügung, aber Materielles ist ja nicht alles.
Und dazu muss alles in Frage bzw. vom Kopf auf die Füße gestellt werden. Und zwar schnell, in den nächsten Jahren.
Die heutige Herangehensweise, ökologische Schäden "idealerweise" etwas zu begrenzen, irgendwann, führt garantiert in die weitere Zuspitzung der meist noch in Zeitlupe ablaufenden Klimakatastrophe.
Ohne ökosozialistische Revolution und eine radikale Senkung unseres Ressourcen- und Energieverbrauchs sind wir verloren.
So siehts aus. Die deutschen Haushalte sind reich wie nie. Und beinah auf derselben Seite:Jeder dritte Deutsche schliddert (oder ist schon drin) in die Altersarmut. Zu den "reichen" Kindern könnte man dann sicher auch noch so einiges sagen.
Mal ganz einfach gesagt: Wenn ich Aktien und Immobilien im Wert von 1 000 ooo ooo €uronen besitze und Du hast ein Vermögen im Wert von 0 €uronen, dann haben wir beide im Durchschnitt Vermögen im Wert von 500 000 000 Euroni. Wer da noch von Armut spricht ist eine stinkende rote Socke!
anerkennungs-werte kathrin gerlof !
das ist ein ungewohnt konsequent-angedachter beitrag hier im FREITAG.
ich resümiere:
- identität entsteht durch ausgrenzung und/oder zuschreibung
von innen und außen.
- sozial-wissenschaftl. kategorien(wie generation,kohorte) sind
zu-schreibungen/-ordnungen
zu differenzierungs-/analyse-zwecken, die mehr oder weniger sinn für
diverse adressaten haben.
- schubladen hingegen sind bequeme entsorgungs-räume für denk-faule,
die nichts un-geordnet herumliegenlassen wollen.
und wie schön,
daß null-euro die generationen- schranke überwindet,
auch keine schulden ver-erbt werden und z.b kriegs-folgen und andere
defizitären nach-lässig-keiten auf die verursacher-generation beschränkt bleiben !
oda dochnich?
Abgesehen von der "stinkenden rote Socke": volle Zustimmung.
Mit Zahlen lässt sich vieles in einem helleren Licht darstellen, was es die schattige Realität abbildet.
Schon die Benutzung des Begriffs "Relative Armut" ist eine Frechheit gegenüber jedem, der in prekären Verhältnissen leben muss. Ideologie trifft da die Lebenswelt vieler Menschen und hinterlässt Trümmer jeder Art.
Leben in Armut ist auch davon geprägt, in welchem Fleck der Erde man arm ist. In Ländern mit - noch - halbwegs funktionierenden sozialen Kontakten wird Armut anders gelebt als im sozial kalten Deutschland.
Hier ist man in fast jeder Hinsicht bedient. Außer der gewünschten.
die rentnerinnen haben diese politik gewählt, habe ich gerade bei zon gelesen. ernsthaft, ich kenne nur rentnerinnen, die diese politik nicht gewählt haben. aber es ist nun einmal so, dass es diese politik immer geben wird, egal wie man wählt oder nicht wählt. es ist eben das herrschende system. deswegen ist es ganz müssig einen generationenkonflikt aufzumachen bzw. dahin abzulenken.
Zitat: "Wenn ich Aktien und Immobilien im Wert von 1 000 ooo ooo €uronen besitze und Du hast ein Vermögen im Wert von 0 €uronen, dann haben wir beide im Durchschnitt Vermögen im Wert von 500 000 000 Euroni."
Rein rechnerisch ist das vollkommen richtig. Mathematisch gibt es da nichts zu beanstanden. Eine ganze Milliarde geteilt durch zwei macht für jeden eine halbe Milliarde Euro.
Statistisch gesehen ist das etwas anders. Das ist eben der Fallstrick bzw. "Trick" mit dem Durchschnitt aka Mittelwert.
Wenn man die eine Hand auf eine 100 Grad heiße Herdplatte legt und die andere Hand in eine Eiswasser-Salzlösung mit minus 20 Grad taucht, dann ergibt das rechnerisch eine Kuscheltemperatur von 40 Grad. Allerdings verbrennt man sich bei dieser Durchschnittsberechnung die eine Hand und bei der anderen bekommt man auf Dauer starke Erfrierungen.
Ein anderes einfaches Beispiel: Am 01.01.2021 haben 9 von 10 Personen jeweils 1.000 Euro auf dem Konto und einer 10 Milliarden Euro. Am 31.12.2021 wäre das Vermögen des Multimilliardärs auf 11 Milliarden Euro gestiegen, bei den anderen 9 Personen hätte sich nichts geändert. Insgesamt gesehen und im statistischen Durchschnitt wären aber alle 10 reicher geworden. Ist das nicht phantastisch, wie man mit Statistik alle Bürger reicher machen kann.
Beim "Institut der deutschen Wirtschaft" (IW) gibt es aber "Experten", die das nicht verstehen können. Oder sie stellen sich nur dumm und tun so, als ob sie es nicht verstehen würden. Darauf bekommt man von den "Fachleuten" des IW immer keine Antwort. Vielleicht liegt das am sogenannten "Fachkräftemangel".
PS: Statistisch gesehen hat jeder Deutsche pro Kopf derzeit auch rund 25.000 Euro Staatsschulden. Wenn man diese 25.000 Euro von den 93.000 Euro abziehen würde, dann würden pro Kopf immer noch 68.000 Euro übrig bleiben, aber Deutschland wäre endlich schuldenfrei.
Da stellt sich die Frage, warum noch kein Politiker von CDU/CSU und SPD auf diese Lösung gekommen ist. Vor allem die Politiker von der CDU/CSU halten die Deutschlandfahne doch immer ganz hoch. Oder machen sie das nur, um die Bürger für dumm zu verkaufen?
Und was sagt der neue konservative Kanzler aller Deutschen, der "ehrenwerte" Olaf Scholz dazu? Leistung muss sich doch lohnen. Wenn alle Deutschen immer reicher werden, ist das dann nicht Sozialismus durch die Hintertür?
Mit dem Artikel von Frau Gerlof hat sich das Generationengeschwurbel im Freitag hoffentlich erledigt. Hellsichtiger Text.
Wir leben heute in der Epoche nach einem etwa 250 Jahre währenden Umbruch. Dem Umbruch von der Agrargesellschaft mit militarisierter Monarchie über den Zwischenschritt des Industriezeitalters zur Informationsgesellschaft mit demokratischern Strukturen, globaler Vernetzung und einer weitgehend automatisierten Produktion. Die Kämpfe, die für das Vollenden dieser Veränderung geführt werden mussten sind abgeschlossen.
Immer noch präsent sind jedoch die Rollenbilder der Vergangenheit, sowie deren Thesen und Meinungen. Statt die neue Wirklichkeit frei zu gestalten orientiert eben auch der junge Mensch sich lieber an den gestrigen Helden wie Robin Hood, Robespierre oder anderen Revoluzzern. Dabei ernten wir die Früchte der positiven Veränderungen, die uns diese früheren Helden gebracht haben. Eine Revolution gegen die Freiheit, Wohlstand, internationale Zusammenarbeit und Demokratie wäre gewiss keine gute Sache. Es wundert daher nicht, dass heute die Niederträchtigen und Dummen in Trumps Namen das Kapitol stürmen oder Alternativen für Deutschland suchen.
Tatsächlich wurde die Klimaschutzbewegung nicht von den Jugendlichen initiiert, sondern von der Generation ihrer Eltern und Großeltern. Es waren diejenigen, die bereits 1979 eine Umweltschutzpartei gründeten. bereits 1997 das Kyoto-Protokoll auf den Weg brachten und als Eltern und Lehrer die heutige Teenagergeneration mit umweltpolitischen Ansichten und Meinungen infiltrieren und zurüsten. Auf Widerspruch stoßen sie daher kaum, sondern überall auf Zustimmung.
Auch hier trüben jedoch Schatten der Vergangenheit das Bild. Kaum ein Klimaschützer mag seinen Klimaschutz vom Thema Konsumkritik abkoppeln. Es scheint der Hass auf den Konsum ist noch weitaus stärker als die Liebe zur Natur. Jedoch gibt es auch hier keinen Widerspruch, denn wir leben seit drei Generationen im Zustand der Wohlstandssättigung. Niemand verlangt nach mehr Wohlstand und es findet auch schon lange kein reales Wachstum mehr in der reichen Welt statt. Der Konsum stagniert, weil er allgemein kritisch betrachtet und daher nur in Maßen toleriert und ausgeübt wird.
Will ich aber Klimaschutz mit Konsumkritik verbinden, dann darf es keine technische Lösung geben, sondern nur eine, die Verzicht bedeutet und unser Konsumverhalten ächtet. Tatsächlich gibt es aber in Form einer internationalen Wasserstoffwirtschaft eine technische Lösung für die Energiefrage, während die Strategie des Kyoto-Protokolls (und später des Paris-Abkommens) - die Lösungssuche einfach auf alle Länder zu delegieren - gescheitert ist. Wir haben unsere Emissionen um 40 Prozent reduziert, während sie global ansteigen. Konsumkritik, Kapitalismuskritik und Revolutionsromantik sind Schatten der Vergangenheit, behauptungen, die nicht mehr stimmen, sind übriggebliebene Kritik an Verhältnissen, die sich längst geändert haben. Diese gestrigen Behauptungen prägen die die Gegenwart und sind für das Vorwärtskommen hinderlich.
Aber leider fehlt bislang eine formulierte - wirklich neue! - Zukunfstvision. Es ist das kleine Defizit der aktuellen Generation, dass sie eben nicht mit der Kritik ihrer Elterngeneration brechen, sondern sie irrelevant fortführen, statt ein neues Narrativ unser tatsächlichen Wirklichkeit im 21. Jahrhundert zu postulieren. Genau hier wäre einen "Generationenkonflikt" nützlich...
Ihrem Fazit stimme ich vollumfänglich zu.
Das Aufeinanderhetzen der Generationen soll von den wahren Ursachen ablenken, nämlich von der Tatsache, das es im Kapitalismus unüberwindbare Widersprüche gibt, die diesem Gesellschaftssystem innewohnen.
Die soziale Ungleichheit zwischen den Menschen, beruhend auf der Ausbeutung des Menschen ist so ein Grundwiderspruch.
Die Tatsache, das es in diesem Gesellschaftssystem immer Krieg als Politik mit anderen Mitteln geben wird, ein weiterer.
Nun, da die Linken immer behaupten, Kapitalismus gibt es erst seit ein paar Hundert Jahren wäre die Frage: Vorher gabs keine Kriege?
Daher sind manche Ansichten wohl nicht zu halten, aber bei Linken seit langem beliebt. Evtl. sind die Slogans einfach schon viel zu alt.
Die Streamer sind wie die Boomer.
Aus einer Studie des Wuppertal Instituts (internationale wissenschaftliche Denkfabrik im Bereich der impact- und anwendungsorientierten Nachhaltigkeitsforschung) in der FAZ:
„Ich achte im Alltag sehr darauf, Ressourcen zu schonen“. Diesem Satz stimmen nur 43 Prozent der Befragten in der Alterskohorte von 19 bis 29 Jahren zu. Doch je älter die Befragten sind, desto stärker fällt ihre Zustimmung aus. Unter den 40- bis 49-Jährigen beträgt sie 62 Prozent, jenseits von 60 Jahren stimmen sogar 70 Prozent zu.Dieses Muster zieht sich durch viele weitere Fragen. So gibt jeder fünfte junge Mensch offen zu, für Umwelt und Klima keinerlei Abstriche an seinem Konsum zu machen. Unter den Älteren denkt so nicht einmal jeder Achte (12 Prozent). Die Befragten über 60 widersprechen der Aussage („Sehe es nicht ein“) auch deutlich häufiger als diejenigen unter 30 Jahren. "
https://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/klima-nachhaltigkeit/umwelt-juengere-weniger-bereit-ruecksicht-aufs-klima-zu-nehmen-17055238.html#void
Eine weitere Studie brachte die ZEIT: "Zugleich ist in dieser Altersgruppe (14 bis 29 Jahre) laut der Umfrage die Bereitschaft gering, zur Eindämmung der Klimakrise selbst auf Dinge zu verzichten oder den eigenen Lebensstil anzupassen. So können sich mehr als 80 Prozent der jungen Menschen ein Leben ohne Auto oder den Konsum tierischer Produkte nicht vorstellen. Rund 60 Prozent der 14- bis 29-Jährigen sind demnach regelmäßig privat mit einem Auto unterwegs. Auch die Bereitschaft, auf Flugreisen zu verzichten, sei gering."Der größte Gegenspieler von Veränderung ist die Komfortzone des Wohlfahrtstaats, in der sich die jüngere Generation nach dem Vorbild ihrer Eltern bequem eingerichtet hat".
https://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2021-11/trendstudie-jugend-in-deutschland-klimawandel-sorgen-verzicht
Das permanente Streamen der jungen Leute verbraucht wahnsinnig viel Energie und pusht atronomische Mengen CO2 in den Äther.Mit 18 haben die Streamer wohl weitaus mehr CO2 verbraten als ihre Väter mit 28 und alle Generationen vorher.Shame! Vor allem auch weil sie wesentlich besser informiert sind als alle Generationen vorher.
Dennoch hat der Artikel recht. Wir und die Generationen vor uns hinterlassen den jungen Leuten in vielerlei Hinsicht eine wahnsinnige Hypothek.
Ein guter Satz: "Erst der Kapitalismus hat die Bibel vollends beim Wort genommen und den vermeintlichen Auftrag Gottes, sich die Erde untertan zu machen, ausgeführt."
Machet euch die Erde untertan. Wahrlich einer der schlimmsten Sätze der Menschheitsgeschichte.
Kombiniert mit Kapitalismus und globaler Bevölkerungsexplosion eine der übelsten Mischungen, mit der die Welt je konfrontiert wurde.
Wie kommen wir da raus?
An Konsumverzicht glaube ich ebensowenig wie an eine globale Ein-Kind-Politik, die eleganteste Lösung.
Daher No Hope.
Denke da ebenso. Kluger Artikel.
Z. B. Frau Wagenknecht sagt etwas dazu in ihrem Buch "Die Selbstgerechten".
Sie sagt eine Menge dazu, hat das bestens recherchiert und ein so brillantes wie notwendiges Buch hingelegt.
Und was sagt ihre Partei dazu und andere sog. "Linksliberale", Lifestyle-Linke", Linksidentitäre & Co.? Gegenargumente bringen sie nicht, weil sie nicht können.
Sie bezeichnen sie als "Nazi" und leiten ein Parteiausschlussverfahren ein.
Nie traf der Kapitalismus auf eine kooperationswilligere "Linke" als diese "Selbstgerechten".
Armut und Leid werden in diesem Land weiter massiv zunehmen. Deutschland hat sich in den letzten 20 Jahren brutal verändert.
Danke für Ihre Positionierung ... hoffen wir, dass die Gedanken von Frau Gerlof sich zunehmend verfestigen ...
https://de.wikipedia.org/wiki/Das_Prinzip_Hoffnung
Hm, ernüchternd. Frage: Wer hat diese junge Generation denn gross gezogen? Antwort: Wir, vorwiegend aus der Generation X. Frage: Haben wir unseren Kindern also die falschen Werte vermittelt, bzw. vorgelebt? Antwort: Offenbar, ja. Wobei man den Einfluss der Eltern auf die Entwicklung der Kinder ab Eintritt ins Schulsystem nicht überschätzen sollte- in unserem multimedialen Zeitalter sowieso nicht.
Und wer sind wir, die Mitglieder von der Generation X? Richtig: Sozialisiert durch Alice Schwarzer, Ettore Sottsass, Partyculture, The Cure, Aldi, Lidl & Spar. Wir sind eine durch und durch hedonistische Generation, überpolitisiert, satt, allwissend, saturiert und natürlich wahnsinnig engagiert. Genau so haben uns unsere Kinder natürlich auch miterlebt. Wir sind die letzten Ausläufer einer Kultur, die auf Verschwendung aufgebaut war. Warum solltens unsere Kinder anders machen? Sie hatten ja uns zum Vorbild..!
Kriege, die das Ziel der Eroberung und Unterdrückung anderer Länder haben, sind immer Produkt der Eigentums- und Machtverhältnisse.
Und damit ergibt sich m.E. automatisch die Auflösung Ihres gefühlten Widerspruchs.
Übrigens, die von Ihnen angeführte Behauptung ist eigentlich eine Tatsache und hat mit der sich damals durchsetzenden Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung zu tun.
Da die Eigentums- und Machtverhältnisse im Kapitalismus sich gegenüber denen im Feudalismus oder denen in davor existierenden Gesellschaftsformen kaum geändert haben, ist der Zusammenhang zum Krieg auch kein Widerspruch.
Nein, die "Slogans" sind nicht alt, sondern wahr.
warum it dann eigentlich so oft vom armutsrenter die rede? da stimmt doch was nicht....
Baustelle Kulturauffassung:
Generationen übergreifende erzählte Zukunftsvisionen in Form vom Sci Fi Film Space Sweeper.
Hier geht es nicht um die filmische Geschichte, sondern um den gestalteten Hintergrund.
Die Erde eine einzige Staubwüste ohne Vegetation und ihre Bewohner können ohne Atemmasken nicht ins freie treten. Wer sozial aufsteigt, und dieser Armut auf der Erde entfliehen kann, der steigt auch gleich in den Orbit auf, um dort zu arbeiten und seine Lebenszeit zu verbringen, mit: Siehe da, alles wie auf der Erde sonst üblich, mit Autobahnen für Raumschiffe, Satelliten, und Weltraumsiedlungen für Menschen, die Lieferketten versorgen und Wachstum in Energiebedarf und materiellen Stoffen als unendlich ansehen und es dafür keinerlei natürliche Einschränkungen geben kann, da ja ein Terraforming vom Mars als die neue Erde, über Nanoboots dies alles möglich werden lässt und die wüsten Umstände auf der Erde nicht interessieren, außer es erlaubt das zerstören dieser Wüste Erde, um mit Nanoboots eine neu begrünte Erde zu erschaffen und eine spezielle lebende Gruppe von Menschen, die dies auf einer künstlichen Scheibenwelt im Orbit auch befürworten, da es ihr Wohlstand so religiös einfordert.
Nun ja, für das Müllproblem im Orbit gibt es diese Space Sweeper (Kehrmaschinen) die wie ein Walfänger mit Harpunen Satelliten und anderen Schrott einsammeln und zum Recycling weiter verkaufen.
All das ist Super-toll animiert mit NFT Technologie, was wir niemals real erbauen könnten, oder diese Visionen mit einem Energiebedarf ausgestattet sind, der niemals produzierbar erscheint, für all diese Vorstellung die unsere Phantasie anregen soll und wir wie in diesem Film es lieben, wenn das beste was uns passieren kann, wir uns neue Schuhe leisten können, um Status damit vorweisen zu können.
All diese Vorstellungen in einer künstlich erschaffenen Weltraum Orbit-Besiedelung von morgen, mit all seinen elektronischen modernen Waffen, wie auch für die Siedlungen der Energie- und Ressourcenverbrauch es zeigt, dass wir kein anderes ausleben von unseren Wachstumsgedanken erzählt haben wollen und uns das verwüsten von der Erde durch unsere Taten nicht interessiert.
Das zeigt sich im praktischen schon daran, dass wir Mode und Kleidung nun ja so produzieren, damit diese nach 2 bis 3 mal tragen kaputt geht und wir immer neue Kleidung, wie auch Schuhe benötigen.
Es auch wie Influencer uns dies vorleben, mit ihren täglich andern neuen in look für das eigene präsentieren LKWs an neuer Mode bereitgestellt bekommen, um diesen Trend zu formen, damit wir uns in Zukunft nach drei Stunden, es in uns ruft, sich neu einzukleiden.
Da stell ich mal die Frage:
Welchen Konflikt erzeugt diese Generation im denkbaren, bzw. diese gestaltete neu moderne Form von Bedürfnisauslebungen an die nächsten geborenen Menschen, die ja auch unbeschwert Konsum erleben möchten?
Das ist für mich kein Generationenkonflikt, sondern ein Konflikt mit unseren Vorstellungen, wie die Welt von morgen zu erscheinen hat, was bewusst manipulativ anerzogen wird.
Somit ist auch klar, was sich gedanklich an Vorstellungen über eine Welt von morgen bei uns allen in allen Altersklassen und Generationenübergreifend, wie auch Nationenübergreifend als Kulturauffassung ändern müsste.
Nun ja, was lieben wir?
Wenn ein menschlich gewordener Roboter einen modernen Kapitän Ahab darstellt und Moby Dick im Orbit einfängt, weil dies unsere bisherigen anerzogenen Vorstellungen positiv befriedigt.
Dieser Artikel hätte "gleich" kommen können anstelle des unseligen "Briefes" von Generation an Generation.
++ Vielleicht, ließe sich einwenden, wäre es besser, aus den Fehlern jener Generation zu lernen. ++
Ich glaube es muss heißen ...., aus den Fehlern jeder Generation zu lernen.
Dass dieser "Kampf" gegen die ältere Generation Verhältnisse auch wieder vernebelt, ist sicher so. Aber Generationenkonflikte gibt es trotzdem.
Übrigens: Völlig außerhalb dieser auch etwas langstieligen Überlegungen bleiben die Unterschiede zwischen der Generationen Ost und West. Dies hier ist eine rein innerwestdeutsche Sicht.
Wir leben in einem sehr, sehr materiellen System.
Persönlich könnte ich sehr gut in einer Gesellschaft leben, die höchsten Wert auf Spiritualität legt, Meditation, Philosophie, Sport, Leben im Einklang mit Natur, Umwelt, der Tierwelt und der Erde.
Auf das technische Surrounding kann ich verzichten. Was gibt es Dümmeres als smarte Geräte oder gar eine Spy-Alexa?
Na ja, eine Waschmaschine würde ich nicht ablehnen, doch man gewöhnt sich auch an ein Leben ohne. Und Fahrräder sind auch sehr brauchbar.
Nun, leider wird alles noch schlimmer werden.
Vielleicht es auch irgendwann wieder gut, wenn die Maschinen alles für uns erledigen und wir Zeit eben für die wahren Dinge des Lebens haben.
Kann aber auch sein, dass die Maschinen uns erledigen.
Das größte Problem der Welt ist allerdings die Überbevölkerung. Und das schon seit Jahrzehnten.
Eine globale Ein-Kind-Politik ist allerdings z. Zt. kaum durchsetzbar.
Zitat: "Aber Generationenkonflikte gibt es trotzdem."
Vielleicht werden die Generationenkonflikte zwischen alt und jung von der herrschen Nomenklatura und ihren opportunistischen medialen und politischen Stiefelleckern auch ganz bewusst geschürt. Man kann damit wunderbar vom eigentlichen großen sozialen Konflikt der Gesellschaft, der Schere zwischen Arm und Reich, ablenken.
Zitat: "Völlig außerhalb ... bleiben die Unterschiede zwischen der Generationen Ost und West.
Was ist aus Ihrer Sicht schlimmer: Arme junge und alte Bürger im Osten oder arme junge und alte Bürger im Westen?
Leuten wie Jeff Bezos, Bill Gates, Warren Buffet, Marc Zuckerberg, Larry Page, Susanne Klatten, Giovanni Ferrero usw. geht der Generationenkonflikt und die Unterschiede zwischen Ost und West am Hintern vorbei.