Was alles von Angela Merkel erwartet und erhofft wird, könnte als Beweis gelten, dass im Stammhirn unserer Gesellschaft der Glaube an die Obrigkeit und die alles heilende Führung fest verwurzelt ist. Immer wieder braucht es eine Person, die durchgreift und nicht nur verwaltet. Die entscheidet und nicht diskutiert. Die vorangeht und sagt, wie es zu laufen hat. Und wenn uns diese Person enttäuscht, bekommt sie Etiketten aufgeklebt. „Die Aussitzerin“. Oder „Merkeldämmerung“. Diese Etiketten erzählen viel über uns. Vielleicht ist es in einer Gesellschaft, deren Demokratie sich zu sehr an der Verbraucherin und am Verbraucher und zu wenig an Gestaltungswillen und Gestaltungsfähigkeit orientiert, auch gar nicht anders möglich. Als dass wir unseren Frust an jenen auslassen, die vermeintlich in persona sämtliche aktuellen Defizite verkörpern.
Der Glaube an einen einzigen gewählten Menschen und dessen Möglichkeiten, in einer Demokratie für die jeweils gewünschte Wende zu sorgen, ist in Zweckehe verheiratet mit der Vorstellung, dass ein Regierungswechsel zugleich ein Machtwechsel ist. Nicht ausgeschlossen. Aber die Geschichte der immer noch jungen großen BRD hat bis jetzt noch keinen Beweis erbracht, dass ein solcher Wechsel die Gesellschaft grundlegend verändert.
2,3 Millionen Einträge spuckt die Suchmaschine bei „Methode Merkel“ aus. Die K-Frage kommt auf 146 Millionen. Das ist nicht unwesentlich der vierten Gewalt zu verdanken, die in zyklischen Abständen die K-Frage zur Zukunftsfrage stilisiert. Dabei wird es kaum allzu viele Leute geben, die nachts nicht schlafen können, weil so unklar ist, ob Markus Söder, Armin Laschet, Annalena Baerbock oder Robert Habeck den nächsten Amtseid schwören werden.
Die mediale Degradierung von Demokratie und Politik bekommt durch dieses K-Gewäsch eine besondere Tragweite. Zehn Millionen Einträge „Merkel muss weg“. Nicht viel für eine Suchmaschine, die schließlich allem Schrott der Welt Herbergsmutter sein muss und in diesen Zeiten auch noch Platz für all das verstrahlte Zeug von rechts außen und noch weiter weg hat. Aber doch beachtlich, vermutet man dahinter zugleich auch die Hoffnung, ein Wandel machte sich daran fest, ob dieser eine Mensch sein Amt abgibt und ein anderer Mensch das Amt übernimmt.
Diese Hoffnung scheint nie zu sterben. Sie ist Dauergast in allen Talkshows mit stets denselben Gästen, den immer gleichen Fragen, den redundanten Antworten und den nachträglich produzierten Auswertungen, die sich darauf kaprizieren, zu entscheiden, wer die meisten Punkte und „bella figura“ gemacht hat. Die Hoffnung produziert Pseudo-Fragen am laufenden Band. Eine davon ist, ob wir nun kluge Verwaltung oder mutige Politik brauchen – als schlösse sich das aus. Oder noch schlimmer: als wäre das eine ohne das andere zu haben. Wobei klar zu sein scheint, dass Merkel für Verwaltung steht, was stets mit dem Begriff „aussitzen“ beschrieben, also für nicht klug befunden wird.
Kluge Verwaltung und mutige Politik. Wo in Berlin Straßenbahnen fahren, stehen oft Schilder mit der Aufschrift: „Vorsicht, eine Straßenbahn kann die andere verdecken!“ Hinter der elenden K-Frage versteckt sich ein viel fundamentaleres Problem. Nennen wir es die D-Frage. D für Demokratie, weil es immer schwerer wird, glauben zu machen, dass ein bloßer Wechsel im parlamentarischen Machtgefüge die Gesellschaft grundlegend ändern kann. Eine Voraussetzung könnte er schon sein. Aber auch die künftige Regierung mit einer Frau oder einem Mann an der Spitze wird sich mit den Defiziten der Wirtschaftsordnung – vielleicht ist das die eigentliche K-Frage, wenn wir es für Kapitalismus stehen lassen – und einer dieser Ordnung folgenden politischen und bürokratischen Verwaltung herumschlagen müssen.
2020 war nur noch jede und jeder achte Deutsche überzeugt, von einer wachsenden Wirtschaft zu profitieren. Mehr als die Hälfte war der Meinung, dass der Kapitalismus in seiner jetzigen Form mehr schadet als nützt. Darin ist die Hoffnung enthalten, dass es eine bessere Form bei Beibehaltung der Basis gibt. Kann man waghalsig finden, ist aber immerhin eine Handlungsoption. Eine bessere jedenfalls, als bis in alle Ewigkeit auf die Totengräber zu warten.
Nicht Angela Merkel, nicht Gerhard Schröder (dessen Regierung sollten wir nicht vergessen, die hat viele Grundlagen für das Gegenwärtige gelegt), nicht Helmut Kohl, sondern der Politik als Kollektivorgan haben wir zu verdanken, dass es uns in Pandemiezeiten an einer Fundamentalökonomie mangelt, die in der Lage wäre, ausreichend Infrastruktur zu garantieren, nicht nur im Gesundheits-, sondern auch im Bildungsbereich, um dem Virus etwas entgegensetzen zu können. Sorglos ist in den vergangenen Jahrzehnten privatisiert und ausgelagert worden. Als Mantra dieses Tuns galt stets die Versicherung, der Markt sei die beste aller Möglichkeiten, und zudem effizienter. Da, wo nicht privatisiert und ausgelagert wurde, folgte die Politik dem Prinzip des Runterhungerns. Der öffentliche Gesundheitsdienst steht Pars pro Toto für das Ergebnis dieses Tuns.
Solches Handeln als Nicht-Tun und Aussitzen zu beschreiben, verniedlicht die Sache ungemein. Das auch noch einer Person in die Schuhe schieben und uns erzählen zu wollen, mit der nächsten würde es besser, verkauft uns vollends für blöd.
Kommentare 30
"Solches Handeln als Nicht-Tun und Aussitzen zu beschreiben, verniedlicht die Sache ungemein. Das auch noch einer Person in die Schuhe schieben und uns erzählen zu wollen, mit der nächsten würde es besser, verkauft uns vollends für blöd."
Auf den Punkt. - Leider ist die Verblödung sehr weit fortgeschritten. Nicht nur "rechts außen und noch weiter weg" arbeitet man sich hauptsächlich an Personen ab, was ja schon das manipulativ-demagogische Grundprinzip "Die Sündenböcke sind schuld!" erfordert. Nein, auch in "irgendwie linken" Foren würde der Traffic weit unter die Hälfte sinken, wenn alle Postings über politische Teufelinnen, die an allem schuld sind, und Heldinnen, die endlich alles richten würden, entfielen. Und Jakob Augstein dürfte nicht mehr über seine Lieblingsfeindin schreiben. :-))
Über die deutsche BundeskanzlerIn entscheiden die Machtzentren in den USA.
"Das auch noch einer Person in die Schuhe schieben..."
... geht noch zu steigern. Personenkult, oben richtig als negative Ausprägung beschrieben, wird von Identitätspolitik abgelöst. Es werden nur noch ausgewählte Merkmale der Person als wichtig und beachtenswert dargestellt.
»Mehr als die Hälfte war der Meinung, dass der Kapitalismus in seiner jetzigen Form mehr schadet als nützt. Darin ist die Hoffnung enthalten, dass es eine bessere Form bei Beibehaltung der Basis gibt.«
Verwundert reibt man sich die Augen, wenn man sieht, was derzeit in den USA geschieht. Sicher – man muß die aktuelle Situation vor der Folie Trump sehen und dem Abgrund, vor dem das Land stand. Allerdings: Die Regierung Biden/Harris macht in fast jeder Beziehung Druck. Sicher – die imperiale Schlagseite der US-Demokraten zeigt sich derzeit ebenfalls. Innenpolitisch geht’s jedoch zügig in Richtung Keynes mit einer Schlagseite Green New Deal. Die Moral von der Geschicht’: Mit den Demokraten lebt es sich einfach entspannter.
Anders hierzulande. Das äußerste Lob, dass Gesundheitsminister Spahn nebst Compagnons verdient ist das, dass die Hausärzte nicht noch länger ausgebremst wurden. Dabei haben die vier Monate unter Staatsägide verklambusterter Impfkampagne vermutlich Leben im vierstelligen Bereich gekostet und die Beendigung der Krise um (mindestens) vier Monate verzögert. Aktuell ist wieder Föderalismustheater angesagt – wahrscheinlich, weil der Erfolg der Arztpraxen-Impfungen doch etwas zu viel des Guten ist.
Es wäre schön, nach der nächsten Bundestagswahl eine Minderheitsregierung zu erleben, dass nur eine Partei an der Macht steht. Dadurch wären alle Parteien im Bundestag bei Entscheidungen einbezogen bzw. würden die Abstimmungen stärker beeinflussen.
...."der Glaube an die Obrigkeit und die alles heilende Führung fest verwurzelt ist."
https://www.freitag.de/autoren/martin-franz/vater-staat
es geht um: ---> "postkeynesianismus"(wilip)
"Wir bezwingen Ozeane mit`m gebrauchten Narrenschiff. Über uns lacht die goldne Fahne, unter uns ein schwarzes Riff. Immer noch stampft die Dampfmaschine volle Kraft voraus.Immer noch gibt uns die Kantine kostenloses Essen aus.
S.O.S , lasst die Bordkapelle spielen.S.O.S. ,einen Walzer mit Gefühlen. S.O.S. ,fresst und sauft und sauft und fresst .
Immer noch schwimmt da vorn der Eisberg, nur die Spitze ist zu sehn. Immer noch träumen wir von Heimkehr und vertraun dem Kapitän. Immer noch glaubt der Mann im Ausguck einen Silberstreif zu sehn. Immer noch findet sich keiner der ausspuckt und keiner darf beim Kompass stehn.
S.O.S. ...
Immer noch brennt bis früh um vier in der Heizerkajüte Licht. Immer noch haben wir den Schlüssel von der Waffenkammer nicht."
Immer noch und wieder gültig. Nach dem kurzen Intermezzo, als die wirkliche Demokratie dann endlich für ein paar Monate möglich schien. Nur, was würden wir denn mit dem Schlüssel zur Waffenkammer, DEN WIR NICHT HABEN, machen?
In der Paartherapie gibt es den Begriff der Kollusion. Damit wird die Tatsache beschrieben, dass viele Paare dank ihrer jeweiligen Neurosen regelrecht aneinander gekettet sind. Und leiden! Und nicht loskommen! Mir scheint das in Bezug auf die Machtverhältnisse sehr ähnlich zu sein. Hoffnungslos und, wie es nicht nur im Moment aussieht, auf Dauer verknotet.
Helmut Schmidts Karriere ging nach dem Hochwasser steil nach oben. (Also was hierzulande so oben heißt.) Corona ist kein Hochwasser, aber mit ihrer darauf reagierenden Politik (und der mitbeteiligten Kräfte) würde sie niemals wiedergewählt werden. Spahn versucht mit dem Sputnik-Vorstoß offensichtlich seine Kanzlerkandidatur voranzutreiben. Aber als Machtwechsel könnte man das beim besten Willen nicht bezeichnen.
Doch die Grünen? Denke, das könnte zu Aufständen führen. Oder doch nicht?
Auf den Punkt gebracht. Die Stabilität des Systems beruht auf seiner ideologischen Potenz, das System des Individualismus (des Eigennutzes) macht die Systemperspektive, die einzig einen Ausstieg aus dem System ermöglichte, unmöglich. Das System ist die perfekte Verschleierung des Systems, ihm zufolge gibt es nur den Einzelnen, kein System, verändernd ist nur das Handeln des/der Einzelnen. Freilich können sich Einzelne zusammentun und so ihre Macht zur Veränderung vergrößern, besonders wirkungsvoll, wenn sich Leute zusammentun, die schon viele Fäden der Machtausübung, Realisierungsmöglichkeiten individuellen Einflusses, in der Hand halten, aber auch die Schwachen können ihre individuellen Kräfte bündeln und größeren Einfluß erlangen. So sind Mindestlohn und andere Standards durchzusetzen. Am System, das dabei nie in den Blick kommt, ändert das natürlich nichts.
Die entscheidende Frage ist, ob, und wenn man überzeugt ist, daß die Widersprüche des Systems kumulieren, nur noch, wann der Paradigmenwechsel stattfindet von der individualistischen Ideologie zur systemischen Wahrheit.
Es ist doch zu schön, Licht am Ende des Tunnels oder am Horizont aufgehen zu sehen. Und ja, der Sonnenscheinkapitalismus des american way sieht besser aus als der Brutalonationalkapitalismus des Donald. Aber man täusche sich nicht, hier geschieht genau das, was der Beitrag kritisiert, K(ap)- oder K(anz)-Frage, der individuelle Weg, bidensch anzupacken, ist so ausweglos wie der vorherige. Entweder gelingt es den USA, die Welt weiterhin ihre Schulden begleichen zu lassen, oder der einfache US-Bürger wird irgendwann aus ökonomischer Notwendigkeit den Gürtel enger schnallen müssen, wie das gehen soll, darauf gibt es keine Antwort, muß es auch nicht geben, solange das System nicht in den Blick kommt.
Das schweizerische Parlament (Nationalversammlung) wählt als Regierung eine Kollegialbehörde, die sich im Verhältnis der 4 stärksten Parteien im Nationalrat (2:.2:2:1) zusammensetzt und wo der Vorsitzende (Bundesratspräsident als primus inter pares) dieses Kollegialorgans (Regierung) jährlich wechselt. Es gibt keinen Regierungschef. Es trägt dazu bei, dass Entscheidungen eher über Konsensfindung und Kompromisse zwischen den Parteien getroffen werden (Konkordanzdemokratie) als über Mehrheiten (Mehrheitsdemokratie) und führt zu einer sehr hohen Konstanz und Stabilität über Jahrzehnte bei den staatlichen Entscheidungen. Als Ergänzung braucht ein solches System allerdings die direkte Demokratie mit Initativ- und Referendumsrecht inbezug Gesetze und Verfassung, wo der Mehrheitswille entscheidet und den Gesetzgeber verpflichtet,.Aber die Volksentscheidungen werden oft auch nicht 1:1 umgesetzt, da kommt dann wieder der Konsenswille ins Spiel.
Als Anhänger der Etymologie:
ein Neuer wird es genauso "richten", wie es alle bisherigen seit 1974 "gerichtet" haben.
Interessant übrigens, was alles unter der Überschrift "Verblödende K-Frage" hier kommentiert wird. Jeder Sozialwissenschaftler würde sich für den Auftrag zu einer Inhaltsanalyse bedanken.
Okay. Das alles ist Deutschland.
IGHUD (Initiative gegen Hell- und Dunkelseherei)
Der Einwand gegen die Entindividualisierungsthese des Beitrags ist nicht ganz richtig. Willy Brandt war überhaupt möglich, weil es eine kleine, aber lautstarke Gruppe von (Anti-)Systemdenkern gab, eine kritische geistige Elite (im großen Umfeld der KT) und eine begeisterte kritische Jugend(bewegung). Hätte er sich nicht auf die stützen können, wäre er sang- und klanglos von der politischen Bühne geflogen. Selbstverständlich sind individuelle Repräsentanten notwendig, und Brandt war nicht der einzige (zB Rudi Dutschke).
Heute fehlt beides, die kritische Bewegung und die charismatischen Repräsentanten. Müßig, über Henne und Ei zu streiten.
Danke für Ihren Ansatz bzw. Ihr Kommentar.
Jedenfalls kann man über ein neues hybriedes politisches System/Modell für Deutschland nachdenken!
" ... zur systemischen Wahrheit", mit der Sie Ihren ersten Beitrag beenden, findet sich in der aktuellen ZEIT dieser Beitrag, als "systemischer" Befund
>> Sozialstaat - Viele Menschen haben sich schon vor Corona nicht auf die öffentliche Hand verlassen können - VON ANNA MAYR <<
den man so aktuell zusammenfassen kann, von den "vielen [verlassenen] Menschen" zu allen, denn:
Wir alle(!) sind Hilfsbedürftige. Wir benötigen den Impfstoff.
Die Ursache hierfür ist u.a. die fehlende Prävention in der Politikgestaltung, was das Wohl und Wehe der 83 Millionen Bürger angeht.
Der ZEIT-Artikel gibt beredt Auskunft darüber, warum wir einen Politik-Wechsel brauchen, im Sinne der VIELEN, von denen Sie en passant auch schreiben.
Schröder 1998 sinngemäß: Wir werden nicht alles anders, aber vieles besser machen: Der Ausgang ist bekannt.
Liest man Habecks jüngstes Buch, so wird - in den Schlusskapiteln - deutlich, wie er die Ausübung von Macht versteht. Und die Übernahme von Verantwortung. Und jeweils bindet er die Menschen mit ein. Das macht mir Mut.
Selbstverständlich hat die K-Frage verblödenden Charakter. Zum einen, weil es derzeit danach aussieht, dass es weder eine starke Partei gibt, die die anderen weit überragt, noch gibt es eine Person, die als selbstverständliche*r Kanzler*in gilt. Das bedeutet, dass die Kanzler*innenschaft eventuell erst in den Koalitionsverhandlungen geklärt wird, es somit auch zu einer Überraschung kommen kann, weil eine Person Kanzler*in wird, die niemand auf dem Schirm hatte. Möglich wäre das, Kandidat*innen hin oder her. Das Geschrei wird dann groß sein.
Zum anderen verblödenden Aspekt gehört die Vorstellung, dass es da die eine Person geben könnte, die den Kurs bestimmen würde. Das ist abwegig, da einerseits keine der Parteien, die für eine zukünftige Regierung in Frage steht, autokratisch strukturiert ist. Die Parteien, also Basis, gewählte Abgeordnete und Funktionäre, wollen den Kurs mitbestimmen. Durch die föderale Verfassung kann der Bundestag auch nicht einfach seinen Stiefel durchziehen, die Länder spielen eine entscheidende Rolle. Ebenso verhält es sich mit außerparlamentarischen Interessenverbänden und sozialen Bewegungen, die sich idealerweise in den Parteien spiegeln. Hinzu kommt die Frage, welcher Bevölkerungsgruppe was inwiefern zugemutet werden kann. Das ganze System ist also auf Konsens ausgerichtet, der durch Kompromisse gefunden wird. Eine Revolution findet nicht statt.
Auch wenn die Idee der starken Frau/des starken Mannes, welche*r nach einem sehr problematischen volonté general oder nach einem ebenso problematischen alternativlos Faktischen bestimmend regieren würde, in dieser Republik abwegig ist, bietet die Richtlinienkompetenz doch die Option, im Krisenfall kanzlerzentriert zu handeln. In diesem Fall müsste die Kanzlerperson sowohl rational-konzeptionell als auch überzeugungsmäßig stark sein. Wobei die Erarbeitung der beiden Aspekte eher eine Teamarbeit wäre, in der ein*e Regierungschef*in idealerweise eine Art personifizierte Öffentlichkeitsarbeit machen würde.
Während in Normalzeiten die/der Kanzler*in eher mediationsmäßig und repräsentativ arbeitet, käme in einer Krise ein notwendiges Charisma hinzu. Merkel war stark in ersterem, aber sehr schwach in letzterem, was nicht zuletzt konkret in ihrem gescheitertem 'Osterruhekonzept' zum Ausdruck kam. Oder anders gesagt: Merkel und Charisma, Merkel und Konzeption - vergiss es.
Die derzeitige Politik krankt daran, dass sie die Verwaltungsaspekte überhöht, während sie die charakterlichen Aspekte, aus denen auch visionäre Aspekte hervorgehen können, vernachlässigt.
Charisma, Konzeptionsstärke und die Fähigkeit zur Mediation ist nun etwas, was erstmal verborgen ist, was prozesshaft sich erst in der Praxis entwickeln müsste. In diesem Sinne möchte ich einer zukünftigen Kanzlerin/einem zukünftigen Kanzler eine Chance geben.
||Mehr als die Hälfte war der Meinung, dass der Kapitalismus in seiner jetzigen Form mehr schadet als nützt.||
Wo wurde zu der Feststellung präpariert? Bei der Umfrage, oder durch die Frau Gerlof?
‚Unerheblich‘, könnte man meinen, da es sich bei Infragestellung von Wirtschaftsform um geradezu geflügeltes Wort handelt.
„Kapitalismus in seiner jetzigen / bisherigen Form?“
Ja, natürlich! Es muß doch auch eine nette Art geben, Mitmenschen auszunehmen.
Also nochmal von vorn.
Paß auf, du kleiner Scheißer: Du gehst für mich malochen, und ich geb´ Dir von dem, das du erwirtschaftest, ´was ab.
Klar; nur einen Bruchteil. Aber ich hab Familie, 120 Wohnungen, 10 Villen, zwei Yachten, eine Farm in Kanada und progressive Börsenanlage, die unterhalten sein wollen. Verstehste?
Aber diesmal machen wir einen neuen Kapitalismus. Du kriegst 1,5 Tage bezahlten Urlaub zusätzlich, einen Dresdner Stollen zu Weihnachten, und Option, daß eines deiner Bälger bei mir anfangen kann.
So, und jetzt geh einen meiner Kandidaten wählen. Die waren teuer!
||Der ZEIT-Artikel gibt beredt Auskunft darüber, warum wir einen Politik-Wechsel brauchen, im Sinne der VIELEN, von denen Sie en passant auch schreiben.||
Vorsatz der Blindheit.
Was Endemann schrieb hat vollumfänglich Bezug zu „den Vielen“.
||da einerseits keine der Parteien, die für eine zukünftige Regierung in Frage steht, autokratisch strukturiert ist. Die Parteien, also Basis, gewählte Abgeordnete und Funktionäre, wollen den Kurs mitbestimmen. Durch die föderale Verfassung kann der Bundestag auch nicht einfach seinen Stiefel durchziehen, die Länder spielen eine entscheidende Rolle. Ebenso verhält es sich mit außerparlamentarischen Interessenverbänden und sozialen Bewegungen, die sich idealerweise in den Parteien spiegeln. Hinzu kommt die Frage, welcher Bevölkerungsgruppe was inwiefern zugemutet werden kann.||
Die Delegation aus Disneyland ist auch schon da.
Gib ihnen Einer ein paar alte SPIEGEL-Hefte, während sie beim Scherer warten!
In Ihrer Schlussbemerkung steckt viel Wahrheit. Im Grunde genommen: alle.
Während ebenso ergiebig wie sinnlos in persönlichen Fragen Erklärungen gesucht werden, die bereits im Systemischen stecken, kann mit Fragen nach der "richtigen Gesinnung" die Frage nach VERANTWORTUNGSETHIK locker zugewabert werden.
Ein Max Weber hat hierzu alles Wesentliche vor etwa hundert Jahren beschrieben.
Robert Habeck ist seiner innerparteilichen Kontrahentin Baerbock um Lichtjahre voraus. Von einem schwarz-grünen MP in BaWü ganz zu schweigen.
Ihren Ausführungen, vor allem in den letzten drei Absätzen, kann ich zustimmen. Sie werfen auch, mit Blick auf die beiden grünen Kandidaten, die Frage auf, welche Rolle der dem anderen den Vortritt Gebende in der Partei, in der Koalitions-Regierung einnehmen will und wird. Win-win als typische Zielsetzung der Mediation, innerparteilich wie regierungsbezogen. Kein Journalist, soweit ersichtlich, hat sich bisher mit dieser Frage beschäftigt.
Zur Frage von Kompromiss bzw. Konsens: Hier sei an das Schulbeispiel erinnert, wenn zwei um eine Apfelsine ringen.
Ersterer liegt vor, wenn der Streit um die Apfelsine dadurch endet, dass diese halbiert wird und jedeR sein Teil erhält.
Eine hinhörende, zukunftsgerichtete Entscheidungsfindung, welche die Interessen ausleuchtet, wird die Schale dem Koch und das Fleisch dem Saftfreund zusprechen, kann konsensual.
https://www.buergergesellschaft.de/praxishilfen/politische-mediation
http://www.wm-mediation.com/win-win-loesung.htm
In der Kuba-Krise der 60er-Jahre wurde auch entlang der Interessen der Konflikt mediativ gelöst, was z.T. als "Geburt" der Mediation in der Politik betrachtet wird. Diese Sache ist eindrucksvoll verfilmt.
https://www.3sat.de/film/spielfilm/thirteen-days-100.html
Solange Hans Tietmeyers Erben im Geiste herrschen, bleibt alles, wie es ist.
Anstelle von Schiller würde ich Egon Bahr nennen, und Heinemann war sicher der Bundespräsident vom größten Format. Es war eine kurze Zeit, in der bessere Leute nach oben gespült wurden.
Angela Merkel hat bis auf ganz seltene Ausnahmefälle (Kernkraftausstieg, Flüchtlingsaufnahme) das Kabinett stets so geführt bzw. geleitet, dass die Verantwortung tatsächlich oder scheinbar immer beim Ressortminister oder KanzleramtschefIn blieb, so dass bei Misserfolgen diese den Imageschaden hatten und nicht sie. (z.B. die EU oder Spahn für die Impfstoffknappheit und nicht sie als Regierungschefin oder Ursula von der Leyen oder der Innenminister oder der Verkehrsminister oder die Landwirtschaftsministerin oder der Finanzminister usf.). Skandale gab es genug und Untersuchungsausschüsse in den Amtszeiten Merkel; ihr Image wurde trotz der zahlreichen Skandale und vielen Untersuchungsausschüsse mithilfe ihrer geschickten Regierungsdiplomatie nie öffentlich beschädigt bzw. sie überstand alle und glänzte scheinbar, wenn andere Lichter verblassten! Dazu beigetragen hat auch ihre Freundschaft zu Elfriede Springer und Liz Mohn, die ihr eine wohlwollende, freundlich gesinnte Presse im Unterschied zur Kritik an den MinisterInnen gewährleisten. So ist es jetzt nicht verwunderlich, dass aus dem Ministerkreis keine NachfolgerInnen kommen können.
Was bleibt an Menschen mit Regierungserfahrung und überregionalem Bekanntheitsgrad sind die LandesfürstInnen. Und hier kommen Armin Laschet und Markus Söder aus den zwei bevölkerungsreichsten und (neben Baden-Württemberg) industriell stärksten Bundesländern. Das garantiert Wählerstimmen und noch wichtiger das Wohlwollen der Industriebosse. Man kennt sich sehr gut und weiss in den Führungsetagen von BMW oder Kohle- und Stahlwerken, auf Markus Söder oder Armin Laschet kann man sich verlassen. Letzteres wird besonders wichtig, weil in der nächsten Legislaturperiode Nachteile aus der versprochenen Energiewende für die Aktionäre abgewehrt werden müssen. Die Grünen muss man nur noch im Koalitionsvertrag an die Leine legen, das Halsband haben sie schon selbst angezogen.
Angela Merkel hat bis auf ganz seltene Ausnahmefälle (Kernkraftausstieg, Flüchtlingsaufnahme) das Kabinett stets so geführt bzw. geleitet, dass die Verantwortung tatsächlich oder scheinbar immer beim Ressortminister oder KanzleramtschefIn blieb, so dass bei Misserfolgen diese den Imageschaden hatten und nicht sie. (z.B. die EU oder Spahn für die Impfstoffknappheit und nicht sie als Regierungschefin oder Ursula von der Leyen oder der Innenminister oder der Verkehrsminister oder die Landwirtschaftsministerin oder der Finanzminister usf.). Skandale gab es genug und Untersuchungsausschüsse in den Amtszeiten Merkel; ihr Image wurde trotz der zahlreichen Skandale und vielen Untersuchungsausschüsse mithilfe ihrer geschickten Regierungsdiplomatie nie öffentlich beschädigt bzw. sie überstand alle und glänzte scheinbar, wenn andere Lichter verblassten! Dazu beigetragen hat auch ihre Freundschaft zu zwei Verlagschefinnen des Landes, die ihr eine wohlwollende, freundlich gesinnte Presse im Unterschied zur Kritik an den MinisterInnen gewährleisten. So ist es jetzt nicht verwunderlich, dass aus dem Ministerkreis keine NachfolgerInnen kommen können.
Was bleibt an Menschen mit Regierungserfahrung und überregionalem Bekanntheitsgrad sind die LandesfürstInnen. Und hier kommen Armin Laschet und Markus Söder aus den 2 bevölkerungsreichsten und (neben Baden-Württemberg) industriell stärksten Bundesländern. Das garantiert Wählerstimmen und noch wichtiger das Wohlwollen der Industriebosse. Man kennt sich sehr gut und weiss in den Führungsetagen von BMW oder Kohle- und Stahlwerken, auf Markus Söder oder Armin Laschet kann man sich verlassen. Letzteres wird besonders wichtig, weil in der nächsten Legislaturperiode Nachteile aus der versprochenen Energiewende für die Aktionäre abgewehrt werden müssen. Die Grünen muss man nur noch im Koalitionsvertrag an die Leine legen, das Halsband haben sie schon selbst angezogen.
Gute Analyse. Es fragt sich nur, ob die sich ggf. selbst zerlegende Union noch genügend Kräfte hat, um – Ihr Bild aufgreifend – am Halsband der Grünen zu ziehen, und zwar hin zu sich selbst, wobei nicht klar ist, wohin der "Zug" der Union führt/fährt.
... hatte, welche Konservativen per Radikalenerlaß / Berufsverbot für Linke, Vermummungsverbot und traditioneller Auslieferung abhängig Beschäftigter nicht nachstehen mochten.
Klarer Neokonservativismus ist allemal weniger absorbierend, als Scheinprogressivität, welche Energie vorgeblicher Schützlinge anzieht, um sie in geziemtem Orbit verpuffen zu lassen.
Sie, von dem ich manch Kluges gesehen habe, enttäuschen mich an dieser Stelle, wie meine Frau Mama, die Grundlegendes ebenfalls hätte besser wissen müssen, und sich dennoch von Brandtschem Mythos hinreißen ließ.
Der hat wie alle Ideal und Recht verkaufende Opportunisten, (ja, doch; neben lobenswerter Pufferung Kalten Kriegs) auch nur zugesehen, Renommee, Privileg und trockene Schäfchen einzufahren.
Losgezogen, soziales Recht zu verwirklichen, ist keiner der Granden ideeller Gartenzwerge aus lackiertem Pappmaschee made in Taiwan.
Schiller war, wie Brandt und Bahr, ein aufrechter Sozialdemokrat, alle waren in einem strengen Sinn nicht links, waren antikommunistisch. Was für Brandt und Bahr spricht, ist, daß sie ein wenig über den bürgerlichen Rand ihrer Weltsicht hinausgeschaut haben, daß sie für das universelle Ziel Frieden von ihren affirmativen Interessen absehen konnten. Dieses über die Sozialdemokratie hinausblicken war auch die entscheidende Qualität von Lafontaine, durch die er sich der Sozialdemokratie entfremdet und das Lager gewechselt hat. Jeder Sozialdemokrat, der nicht das Denken aufgegeben hat, wird auf der konsequent linken Seite landen, wie umgekehrt immer wieder Linke das Denken aufgeben und zurückfinden in den bequemen Schoß der bürgerlichen Mitte.
||Über mich - sozusagen als "Stellvertreter“ - noch der eigenen Mutti eins reinwürgen.||
Quark.
Muttern ist leider nicht mehr; und reinzuwürgen brauche ich ihr schon gar nichts.
Beschrieben wie gesehen. Eben sogar bei ihr.
Thread-Exitus.
Nach Impfung gegen Viren unter Oberfläche.