„Sirenen gab es nicht“

Gastbeitrag Beim Aufräumen nach der Flut stellt sich eine Frage: Wie konnten wir zulassen, dass die Politik angesichts der Klimakrise so hart versagt?
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Wie hier im nordrhein-westfälischen Erftstadt beginnt für viele nun nach dem Hochwasser das lange Aufräumen
Wie hier im nordrhein-westfälischen Erftstadt beginnt für viele nun nach dem Hochwasser das lange Aufräumen

Foto: Sebastian Bozon/AFP/Getty Images

„Jede Minute schimmelt es mehr“, ruft eilig einer der Angestellten des Stolberger Stadtarchives. Wir sind im Keller und von oben bis unten in kürzester Zeit mit Matsch beschmiert. Metallene Schränke werden von der Feuerwehr aufgeschweißt, wir reichen nasse Aktenordner sowie Bildbände und Kunstobjekte nach oben, wo sie sich im Erdgeschoss auf Paletten stapeln. Trotz FFP2-Maske beginnt meine Kehle zu brennen, die Eile verstärkend. Das Gedächtnis der Stadt droht nach tagelanger Nässe zu vermodern. Die Bevölkerung hilft, bildet Reihen, harrt in der stickigen Luft aus. Oben sind ganze Familien dabei die Ordner in Klarsichtfolien zu verpacken – bereit fürs Einfrieren. Morgen soll ein spezieller Transporter dafür aus dem Köl