Der Keinheimische

MODERNES NOMADENTUM Michael Schindhelms Romandebüt "Roberts Reise" pendelt zwischen Thüringen, Russland und der Schweiz
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Als in Berlin die Mauer fällt, hockt Robert irgendwo in einem verschlafenen Nest im Erzgebirge und verbringt die Tage mit Haushaltsarbeit und Kinderpflege. Unterbrochen nur von gelegentlichen Ausflügen in die Hauptstadt, um seine Geschäfte als Übersetzer russischer Literatur zu tätigen. Die Zeit verstreicht ereignislos. Dass sie überhaupt vergeht, wird sichtbar nur am Heranwachsen des Kindes.

Robert führt eine von der Welt zurückgezogene, monadische Existenz. "Der späteste Sozialismus ließ nicht mehr viel Luft zum Atmen", schreibt Michael Schindhelm über den beklemmenden Stillstand am Ende der DDR. Plötzlich wird Norderode, gelegen an der Grenze zu Bayern, zur "Frontstadt". Aber der Held des Romans, der immer mit Blick auf den Zaun