Immer heiß: Ein Preis

Auszeichnungen Prix Gallen, Robert-Sommer-Preis für Schizophrenie, Bluthochdruck Communication Design Award: Ob ­indirekt, ob fragwürdig, völlig egal. Nichts ist schöner als Anerkennung

Einmal davon abgesehen, dass das Lob in der Kindererziehung ein wichtiges, wenn auch überbewertetes Instrument ist: Warum liebt der Menschen Preise so sehr? Das wäre mal eine wissenschaftliche Untersuchung wert. Zumal das Preiseverleihen nirgends solcher Pop geworden ist wie in der Forschung selbst: Prix Gallen, Robert-Sommer-Preis für Schizophrenie, Bluthochdruck Communication Design Award, Zavolsky-Preis für Polymerforschung – das nur ein winziger Bruchteil aller Ehrungen aus den deutschen Preisverleihungsnachrichten der ersten Oktobertage. Und stets finden sich auch Mitteilungen darüber, welches Institut mal welchen Preisträger zu Gast hatte und sich deshalb auch geehrt fühlt. Indirekt, versteht sich. Nun gut, was soll man tun, wenn die Preisschwemme einen so peinlich verschont?

Fest steht: Es gibt Unterschiede. Wer die Hochschulperle Bielefeld verliehen bekommt, ist nicht so interessant. Dafür stürzt sich die Welt alljährlich auf die Nobelpreisverleihung, als gäbe es endlich wieder Fleisch. Es stört auch nicht, dass das Fleisch meist zäh ist und oft noch ranzig schmeckt: War Medizinnobelpreisträger Robert Edwards nicht einer, der Frauen ungefragt als Versuchskaninchen missbrauchte (siehe Freitag 40/2010)? Sitzen in der Versammlung, die den Preis verleiht, nicht 50 Mediziner eines einzigen Instituts? Ist der Chemie-Nobelpreis nicht wieder an Forscher gewandert, deren Arbeiten die Bedeutung von Öl zementiert haben? Es könnte einem jetzt das vor wenigen Wochen erst zementierte Loch im Golf von Mexiko einfallen.

Doch sobald in Stockholm einer vor die Kamera tritt, wird die Welt von beglückender Amnesie erfasst, und es gibt nur noch Gutes zu berichten. Sonst machte das Jubeln keinen Spaß. Man könnte dann mal wieder fragen, warum Robert Oppenheimer eigentlich nie einen Nobelpreis gekriegt hat. Unerhörte Idee? Er wäre nicht der einzige Physiker aus dem Manhattan-Projekt gewesen und mithin beteiligt an Hiroshima und Nagasaki – Hans Bethe und Felix Bloch bekamen den Preis. Aber so ist es eben: Die Preisforschung steckt noch in den Kinderschuhen. Einen Preis für den, der ihre Rätsel löst.

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Geschrieben von

Kathrin Zinkant

Dinosaurier auf der Venus

Kathrin Zinkant

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