Öl: Quillt da was, am Meeresgrund?

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In der Nähe des seit drei Tagen zu Testzwecken verschlossenen Bohrlochs sickert jetzt offenbar doch wieder Öl ins Meer, und zwar aus einem Riss am Grund des Ozeans. Das sagt zumindest Thad Allen, der Ölpestoberkommandierende der US-Regierung. Allen hatte BP zuvor angehalten, innerhalb von vier Stunden über jedwede Anomalie im Testverlauf zu berichten, was aber nicht passierte. Überhaupt weigert sich BP, einen Zusammenhang zwischen dem neu entdeckten Leck und den laufenden Verschlusstests an der Unglücksstelle anzuerkennen.

Was ist nun mit diesem Leck? Wo es genau liegt, und wieviel Öl und Gas dort austreten, beibt im Dunkeln. Dass der hohe Druck dem Öl neue Bahnen weisen könnte, am Bohrloch vorbei, war aber vor Beginn der Aktion klar und ist ein gewichtiger Grund dafür, dass der Test zweimal verschoben wurde.

Allein die Tatsache, dass der Druck im Bohrloch im Lauf der Messungen dann nämlich weniger stark als erwartet anstieg, veranlasste sämtliche Nicht-BP-Angestellten, sich von Begriffen wie Hoffnung, Durchbruch und Erfolg zu distanzieren. Ein Provisorium, betonte man. Das Loch werde selbst ohne einen Zwischenfall wieder geöffnet, damit das Öl abgesaugt werden könne, hieß es von Regierungsseite.

So. Und jetzt? Gestern verkündet Allen also, dass es dieses neue Leck gibt. Keine weiteren Erklärungen, aber nach dem, was die Experten vor dem Test gesagt haben, heißt das eigentlich: Superkatastrophe. Also so schnell wie möglich runter mit dem Stopfen, damit der extreme Druck nicht weiteren Schaden anrichtet.

Heute Mittag wird stattdessen öffentlich, dass BP die neue 80-Tonnen-Kappe einen ganzen weiteren Tag auf dem Bohrloch lassen darf - unter der Voraussetzung, dass der Meeresboden nun auch wirklich richtig überwacht werde, von eben jenem Ölkonzern, der den Riss bis jetzt nicht im geringsten ernst nimmt und den Riss deshalb beobachten kann, wie er will, solange alles weiter im Sinne von BP weiterläuft.

Was soll man nun davon halten? Eigentlich lassen sich nur unangenehme Schlüsse ziehen: Entweder nutzt Allen die Existenz der natürlichen Ölrisse im Meeresboden, um BP zu disziplinieren. Damit wird er wenig Erfolg haben. Oder aber man geht das Risiko weiterer Leck oder gar eines größeren Schadens ein damit BP seine Test weiterführen kann.

Von Seiten des Konzerns wurde inzwischen sogar der Wunsch geäußert, die Ventile dauerhaft geschlossen zu halten, bis die Entlastungsbohrungen das Loch von unten ("bottom up") gestopft haben. In dem Fall würde niemals bekannt, wieviel Öl genau aus dem Bohrloch geströmt ist.

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Geschrieben von

Kathrin Zinkant

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Kathrin Zinkant

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