Das Kofferkind

Exil Irmgard Keuns Roman „Kind aller Länder“ wurde neu aufgelegt – genau das richtige Buch in Zeiten der Migration
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 07/2016

Sie ist gerade zehn Jahre alt und hat schon sehr viel gesehen von der Welt: Frankfurt am Main und Lemberg in Polen, Nizza, Paris, Brüssel, Amsterdam. Dann geht es per Schiff auch noch über den Ozean, nach New York. Aber kaum irgendwo angekommen, erklären die Eltern dem Mädchen, dass die Koffer bald schon wieder gepackt werden müssen. Mutter, Vater und Kind sind auf der Flucht. Was es mit Pässen, Visa und Grenzkontrollen auf sich hat, versteht die Kleine schon recht gut: „Ein Pass ist ein kleines Heft mit Stempeln und der Beweis, dass man lebt. Wenn man den Pass verliert, ist man für die Welt gestorben. Man darf dann in kein Land mehr. Aus einem Land muss man ’raus, aber in das andere darf man nicht ’rein.“

Kully heißt dieses au