„Mode ist barmherzig“

Interview Textilien kann man lesen und interpretieren wie Texte, sagt Barbara Vinken. In ihrem Buch zeigt sie auf, was Kleidung so alles über Gesellschaften verrät
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 42/2016

Ja: Wer sich für Stil- und Modefragen interessiert, der verfolgt ein gewisses Distinktionsinteresse. Er oder sie will sich von anderen abheben, weiß die Literaturwissenschaftlerin Barbara Vinken. Aber: Mode kann auch solidarisch wirken.

der Freitag: Frau Vinken, wollen wir ganz unverschnörkelt ins Gespräch einsteigen? Ich werfe Ihnen ein paar Stichworte zu modischen Phänomenen hin, Sie geben spontane Kurzanalysen?

Barbara Vinken: Gern.

Okay. High Heels.

Einen modischen Zwang dazu gibt es heute glücklicherweise nicht mehr. Ich finde aber, dass sie immer noch zu den notwendigen Waffen einer Frau gehören.

Notwendig – als Waffe?

Ja. Das wäre meine Kurzanalyse.

Hm. Vielleicht vertiefen wir das ja gleich noch. Bärte?

Bärte sind für mich prim