Northern Soul

A–Z Fließbandarbeiter im Blaumann trifft man heute seltener – doch ihr proletarisches Erbe ist lebendig, etwa in der Subkultur des „nördlichen Soul“. Ein Fan-A-Z
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 26/2017

A

Arbeiterklasse Als kürzlich 79 Menschen beim Brand im Grenfell Tower starben, dachte ich an Ian, der mit seiner Mutter in genau so einem Hochhaus wohnte. In den 1990ern hing ich oft mit ihm herum, als ich, direkt nach dem Abitur, nach London abgehauen war, um dort erst mal zu arbeiten (als Kellnerin). Wir waren uns bei einer Soul-Party im Hinterzimmer eines Pubs begegnet, er verdiente sein Geld auf Zuruf, als Kurierfahrer mit seinem Roller. Ian hatte sehr schlechte Zähne – und sehr viele Schallplatten (Vinyl). Hunderte von Singles lagerten in seinem schmalen Jungszimmer. Dabei besaß er gar keinen Plattenspieler. Er sparte, um sich einen anzuschaffen und träumte davon, seine Schätze eines Tages vor Publikum aufzulegen (➝ DJ). „Soul is wo