Nächste Katastrophe mit dem Lockdown Light?

Corona Die Gastronomie muss vorübergehend dicht machen, kulturelle Events finden nicht statt. Wird das unsere Wirtschaft zum Kollabieren bringen?

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Mit Blick auf das aktuelle Infektionsgeschehen kann diese Entscheidung durchaus als ökonomisch fragwürdig betitelt werden. Der Geschäftsklimaindex sinkt kontinuierlich, Börsenkure fallen weltweit in den Keller, viele Unternehmen bereiten sich auf heftige Umsatzeinbußen vor. Über alldem kursiert zusätzliche die Angst vor weiteren Einschränkungen im öffentlichen Leben – ein zweiter Lockdown steht bevor.

Bereits im Frühjahr 2020 standen die deutsche Wirtschaft und Politik vor den gleichen Problemen. Wie vor wenigen Monaten verbreitet sich auch im Herbst 2020 das Coronavirus rasant, neue Rekordinfektionszahlen machen in den Medien die Runde. Können wir etwas Lehrreiches aus dem ersten Lockdown mitnehmen? Anscheinend nicht viel. Rein wissenschaftlich wurden Fortschritte im Kampf gegen COVID-19 erzielt, nahezu die ganze Welt erforscht einen Impfstoff.

Für die betroffenen Gastronomen, Kulturschaffenden, Hoteliers oder Selbstständigen ist dies jedoch aktuell nur ein schwacher Trost. Über das wirtschaftliche Schicksal der Hunderttausenden betroffenen entscheiden wöchentlich Sondergipfel, einberufen von Bund und Ländern. Auch im Herbst 2020 fehlt eine klare politische Strategie, obwohl Epidemiologen schon seit Monaten auf steigende Infektionszahlen in der kalten Jahreszeit hinweisen.

Maßnahmen wie Beherbergungsverbote oder die Einführung der Sperrstunde wirken weder vollends durchdacht noch sinnvoll. Vor der Pandemie trug das Gastgewerbe knapp 90 Mrd. Euro Jahresnettoumsatz zur deutschen Wirtschaft bei. Mit ausgeklügelten Hygienekonzepte überzeugten die Gastronomen und verminderten so das Infektionsrisiko. Die Regierungen der Länder strafen diesen Wirtschaftsfaktor nun aus nicht ganz nachvollziehbaren Gründen ab. Erschwerend kommt hier hinzu, dass ein Großteil der Neuinfektionen auf private Feierlichkeiten zurückzuführen ist und nicht auf Events in der Gastronomie. Theater, Kinos oder Konzerte sind bisher nicht als Corona-Hotspots in Erscheinung getreten. Es ist schlichtweg keine statistische Evidenz gegeben, die diese drastischen Maßnahmen rechtfertigen würde.

Ein erneuter Lockdown wäre zum einen aus wirtschaftlicher Sicht katastrophal, aber auch mit Blick auf die Entwicklung der Infektionszahlen in Deutschland: So könnte es zum Beispiel kontraproduktiv sein, wenn sich Menschen auf öffentlichen Plätzen oder in privaten Wohnungen treffen, anstatt Restaurant und Kultureinrichtungen mit Hygienekonzept zu besuchen? Wie sich der Lockdown auf die Finanzmärkte auswirken wird, bleibt auch noch offen. Experten erwarten allerdings bei den Edelmetallen und den Cryptowährungen steigende Kurse, so das Magazin trustpedia.io.

Die deutsche Politik trägt nun die Verantwortung über die Existenz eines ganzen Wirtschaftszweiges. Selbstverständlich kann die Politik in dieser Krise nur auf Sicht entscheiden. Allerdings gibt es in diesem Falle harte, ökonomische Fakten zur Orientierung. Zahlreiche Unternehmen werden z.B. einen zweiten Lockdown finanziell nicht überstehen. Auch andere Wirtschaftszweige würde ein erneuter Lockdown längerfristig in Bedrohung bringen. Da die Gastronomie sowie der gesamte Kultursektor eine ökonomische Relevanz mit sich bringen, ist das Abwenden vom aktuellen Lockdown-Kurs alternativlos. Auch erneute Milliardenzuschüsse können zwar die Unternehmen künstlich durch die Krise begleiten. Allerdings ist ungewiss, wann ein Impfstoff entwickelt wird bzw. wann „bessere Zeiten“ bevorstehen.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass ein erneuter Lockdown wie im März 2020 oder aktuell in anderen europäischen Ländern, muss vermieden werden. Ein Minimum an ökonomischen als auch individuellen Einschränkungen müssen ein Maximum an Schutz für die Gesellschaft erzielen. Dazu zählen momentan Maskenpflicht, Abstandsgebot und umfangreiche Corona-Test sind z.B. solche Maßnahmen. Staatliche Zuschüsse können selbstverständlich sinnvoll sein – sind aber keine langfristige Lösung. Ein klarer Maßnahmenkatalog seitens Bund und Länder muss her.

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

Katja Schreuder

Als Philosophiestudentin bin ich nicht nur am Weltgeschehen und internationaler Politik interessiert, sondern auch an den philosophischen Konsequenzen

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